In Weisingen kümmern sich zwei Tagesmütter um zehn Kinder
Im Kreis Dillingen gibt es zwei Großtagespflegen, eine davon im Aschberg. Dort betreuen Tagesmütter die Kleinen vor dem Kindergartenalter. Vielen ist die Art der Betreuung unbekannt.
Anja Schönenberg öffnet strahlend die Tür. Hinter der Tagesmutter versteckt sich, noch ein bisschen schüchtern, die kleine Ella. Die Großtagespflege in Weisingen ist von außen kaum als solche zu erkennen. Nur ein buntes Schild weist darauf hin. Das Gebäude, in dem sie untergebracht ist, sieht aus wie ein normales Einfamilienhaus. Schönenberg betreibt die Tagespflege mit einer anderen Tagesmutter zusammen. Was eine Übergangslösung sein sollte, ist nun seit zwölf Jahren ihre Berufung.
In der Großtagespflege in Weisingen stehen den Kindern mehrere Räume zur Verfügung, in denen sie sich frei bewegen können. Jedes Kind habe jedoch mit seiner Tagesmutter eine feste Bezugsperson, erklärt Christina Wunderle vom Dillinger Landratsamt. Sie organisiert die Tagespflege im Kreis Dillingen. Die engere Betreuung und die direkte Bezugsperson unterscheiden die Betreuung in einer Großtagespflege oder bei einer einzelnen Tagesmutter von anderen Einrichtungen.
"Kindergärten und Krippen sind voll"
Das Jugendamt des Landkreises Dillingen kümmert sich um die Belange der Tagesmütter und -väter. In der Region sind es derzeit nur Mütter, informiert Wunderle. Insgesamt 80 Betreuungsplätze gebe es bei einzelnen Tagesmüttern und den beiden Großtagespflegen im Landkreis. "Es ist schon eine Nische", sagt Wunderle. Die Nische ist aber wichtig, denn jeder Betreuungsplatz zählt. Das weiß auch Wunderles Kollegin Corinna Eisenbarth: "Kindergärten und Krippen sind bis unters Dach voll und bis eine neue Einrichtung entsteht, dauert das." Da seien viele Bürgermeister froh, wenn es Betreuungsplätze gibt, die mit weniger Aufwand geplant werden können als eine neue Tagesstätte. Auf der Dillinger WIR hat das Jugendamt mit einem Stand über die Tagespflege-Möglichkeiten informiert. "Viele kannten das Angebot nicht", sagt Wunderle. Doch neben Kita und Kindergarten gibt es eben noch andere Betreuungsmöglichkeiten.
Zehn Kinder haben Anja Schönenberg und ihre Kollegin Julia Lau in Weisingen unter ihre Fittiche genommen. Für Großtagespflegen gibt es eine besondere Regelung. Bis zu drei Tagesmütter können sich zusammenschließen und Kinder betreuen. Werden mehr als acht Kinder betreut, muss eine Tagesmutter pädagogische Fachkraft sein. Das bedeutet nicht, dass man Erzieherin oder Kinderpflegerin sein muss, nur eine pädagogische Ausbildung wird gefordert. Lau und Schönenberg sind beide gelernte Heilerziehungspflegerinnen.
So kann man Tagesmutter oder Tagesvater werden
Für Anja Schönenberg war die Arbeit als Tagesmutter eigentlich zunächst als Übergangslösung in ihrer Elternzeit gedacht. Als ihr drittes Kind auf die Welt kam, habe sie eine Möglichkeit gesucht, von zu Hause aus zu arbeiten. Da habe sich die Kinderbetreuung angeboten. "Es war nur für die Elternzeit gedacht, aber wir sind als Team zusammengewachsen", sagt Schönenberg. Inzwischen sind aus der Übergangslösung zwölf Jahre geworden. "Ich will auch gerne noch lange weitermachen", sagt die Tagesmutter. "Es macht viel Spaß!"
Gegen Mittag ist in der Großtagespflege Essenszeit. Es dauert etwas, bis alle auf ihren Stühlchen Platz genommen haben. An diesem Tag stehen Schinkennudeln auf dem Speiseplan. Zehn Kleinkinder beim Essen beaufsichtigen ist keine leichte Aufgabe. Doch viele stecken sich die Nudeln brav in den Mund. Zwei Kinder füttern sich sogar gegenseitig. Es scheint zu schmecken!
Wer Tagesmutter oder -vater werden will, und vorher keine pädagogische Ausbildung hatte, der muss 160 Unterrichtseinheiten am Landratsamt absolvieren. Bis zu zwei Mal pro Jahr finden Schulungen statt, sagt Wunderle. Zwar arbeiteten die Tagesmütter auf selbstständiger Basis, doch die Kooperation mit dem Landratsamt sei sehr eng, sagt Schönenberg. "Wir haben immer eine super Unterstützung." Auch von Seiten der Gemeinde Holzheim, von der sie die Räumlichkeiten gemietet haben. Auch das Geld fließe vom Landratsamt an die Tagesmütter, nicht von den Eltern. Zudem werde die Kranken- und Pflegeversicherung vom Landratsamt zur Hälfte bezahlt.
Wie lang ein Kind bei den Tageseltern bleiben soll, kann jede Familie selbst entscheiden. Je nach Betreuungsdauer erhöht sich auch der Beitrag, den die Eltern für die Betreuung zahlen müssen. Im vergangenen Jahr wurden die Vergütungssätze für Tagesmütter vom Landratsamt erhöht. Zudem werden nun auch die Eingewöhnungszeiten voll vergütet.
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