Mehr Geld für Leiharbeiter
Betriebsrat und Geschäftsführung bei AGCO haben sich auf ein Paket geeinigt. Die Mitarbeiter erhalten Prämien, müssen aber flexibler sein. Die Vereinbarung gilt bis Ende 2012
Bäumenheim Leiharbeiter bekommen ab jetzt im AGCO-Zweigwerk in Bäumenheim das gleiche Entgelt wie die Stammbelegschaft. Das ist wohl die markanteste Änderung aus dem nun beschlossenen Vier-Punkte-Paket, das Betriebsrat und Geschäftsführung die vergangenen Wochen verhandelt haben. Es gilt bis Ende 2012.
Hintergrund: Schon lange hatte sich der Betriebsrat für eine Besserstellung der Leiharbeiter eingesetzt. Aktuell arbeiten 85 Zeitarbeiter am Standort in Nordschwaben. Die Geschäftsführung dagegen forderte mehr Flexibilität bei den Mitarbeitern der Montage, um besser auf Auftragsschwankungen und den geplanten Kapazitätsausbau reagieren zu können. Fendt-Traktoren gelten weltweit als Spitzenprodukt. Die Kabinen der Traktoren werden in Bäumenheim hergestellt.
Weltweite Nachfrage nach Traktoren steigt
Damit die Leiharbeiter mehr Bruttolohn bekommen, erhöht der US-amerikanische Landmaschinenkonzern AGCO die Zahlungen an die Leiharbeitsfirmen. Außerdem wurde eine Quote vereinbart: Es dürfen maximal zehn Prozent Leiharbeiter beschäftigt werden. Das Korsett ist aber nicht ganz starr: Hinsichtlich der erwarteten Produktionssteigerung kann mit dem Betriebsrat eine Erhöhung des Prozentsatzes vereinbart werden.
Das Paket beinhaltet neben der Verbesserung der Brutto-Vergütung für Leiharbeiter drei weitere Vereinbarungen. Die Mitarbeiter erhalten am Ende des Jahres erstmals eine leistungsbezogene Belegschafts-Prämie von maximal 900 Euro. Damit will die Firma ihre Mitarbeiter am Unternehmenserfolg beteiligen – nach eigenen Angaben steigt weltweit die Nachfrage nach Traktoren.
Die dritte Änderung war aus Sicht des Betriebsrats der Knackpunkt in den Verhandlungen: die Flexibilisierung der Arbeitszeiten in der Montage und abhängigen Bereichen. Das Arbeitszeitkonto wird auf minus 150 und plus 300 Stunden ausgeweitet. So könne man flexibler reagieren, heißt es von Unternehmensseite.
Der vierte Punkt betrifft die Auszubildenden: Sie werden jetzt unbefristet weiterbeschäftigt. Die Ausgelernten gingen bisher über in eine auf ein Jahr befristete Beschäftigung.
„Mit diesem Paket sind wir nun aufeinander zugegangen“, zieht der Betriebsratsvorsitzende Heinz Kühling Bilanz. Die Prämien und die Verbesserung der Brutto-Vergütung für Leiharbeiter sind für ihn ein immenser Erfolg. „Die Leiharbeiter haben sich gefreut.“
Kopfzerbrechen hingegen habe die Flexibilisierung der Arbeitszeiten bereitet. „Das könnte zu einer zeitweise hohen Belastung der Mitarbeiter führen“, gibt Kühling zu bedenken. Aber man habe nichtsdestotrotz mit dem Paket einen Kompromiss gefunden, der für beide Seiten Vorteile bringt.
Die bessere Bezahlung der Zeitarbeiter sieht auch Christiane de Santana, zweite Geschäftfsführerin der IG Metall Augsburg, als großen Schritt in die richtige Richtung: „Das machen nicht viele Unternehmen“.
Es gebe zwar schon ein paar Betriebe, die eine Gleichbezahlung umsetzen, sie seien aber noch deutlich in der Unterzahl. Laut de Santana spielt hier mit hinein, dass AGCO sich die qualifizierten Leiharbeiter sichern will. Denn die Firma stecke gerade sehr viel Geld in ihren Kapazitätsausbau – da brauche es bald auch genügend Kräfte in der Montage.
Modernisierung erhöht die Kapazitäten
Denn das 2010 gestartete Zukunftsprojekt „Fendt ahead²“ für den Traktorenhersteller mit den Standorten Marktoberdorf und Bäumenheim ist 172 Millionen Euro schwer. Die Flexibilisierung des Arbeitszeitkontos der Mitarbeiter sei aus diesem Grund ein wichtiger Schritt für AGCO. In den beiden Werken sollen nach der Modernisierung 20000 statt bisher 12000 Fendt-Traktoren im Jahr produziert werden.
Die weltweite Wirtschaftskrise hat das Unternehmen zwar zu einer Pause gezwungen. In Marktoberdorf rollen aber jetzt wieder die Bagger an – und in Bäumenheim voraussichtlich im Juli, sagt Pressesprecher Sepp Nuscheler.
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