So setzt sich der Kissinger Tierschutzverein für eine behinderte Hündin ein
Die junge Hündin Kalea wurde in Bosnien verstümmelt. Der Kissinger Tierschutzverein Franz von Assisi hat sie nach Deutschland geholt und will ihr Prothesen besorgen.
Mit sanften Augen schaut Kalea einem in die Augen – ein Blick, der ins Herz trifft: Die zweijährige Hündin hat ein fröhliches Naturell und ist eine anhängliche Menschenfreundin. Dabei erlebte sie schon als Welpe Schreckliches. Geboren in Bosnien schnitten Menschen ihr die Hinterfüße ab. Damals war sie womöglich erst einen Monat alt, vermutet Karina Schnell, die Vorsitzende des Kissinger Tierschutzvereins Franz von Assisi. Zumindest hatte die Hündin Glück, dass der dort ansässige Tierschutzverein Sapa Zenica sie fand. Die engagierten Helfer und Helferinnen versuchten, sie bestmöglich zu versorgen. „In dem überfüllten Tierheim hat man jedoch kaum Zeit, sich um eine behinderte Hündin zu kümmern. Auch sind dort überall Steine, auf denen sie mit ihren Stümpfen kaum stehen kann und durch die sich die Wunden immer wieder entzündeten“, erklärt Karina Schnell. Nun setzt der Kissinger Verein sich dafür ein, der Hündin wieder schmerzfreies Laufen zu ermöglichen.
Kissinger Tierschützer nahmen Hündin aus Bosnien mit
Die Vereinsvorsitzende fährt regelmäßig zu dem Partnerverein Spa Zenica vor Ort, um Hunde auszuwählen, die nach Deutschland dürfen. Kalea durfte mit. „Wir haben gesehen, dass sie dort keine Lebenserwartung hat“, sagt die Tierschützerin und fügt hinzu. So viel Aufwand für ein einzelnes Tier? „Sicherlich haben wir uns Gedanken gemacht, ob wir sie nicht besser einschläfern lassen sollten, doch Kalea steckt voller Lebensfreude.“ Trotz ihres Handicaps erwies sich die Fellnase als bewegungsfreudig. „Sie will über Wiesen rennen und mit ihren Hundekumpels spielen, was leider nicht uneingeschränkt möglich ist“, ergänzt Ines Pitsch, die sich bei dem Verein engagiert.
Denn die Stümpfe an den Hinterbeinen entzünden sich immer wieder durch die Belastung und Reibung am Boden. Deshalb dürfe die Hündin immer nur maximal zehn Minuten toben, dann wird sie wieder in ein Tragetuch gesteckt, sagt Karina Schnell, die sie zur Pflege aufgenommen hat und ihr täglich die Hinterbeine neu einbindet, um Schmerzen beim Laufen so weit möglich zu reduzieren. „Das ist aber kein Dauerzustand. Ihr gesamter Bewegungsapparat leidet unter der Fehlbelastung, Folgeschäden am Rücken und den Gelenken kündigen sich bereits an“, meint Ines Pitsch.
Kissingerinnen versuchten es mit einem Rollstuhl
Die Tierschützer und Tierschützerinnen suchten nach Lösungen. Man überlegte, ob Prothesen helfen, fand aber keinen Anbieter. Dann hoffte man Kaleas Bewegungsfreiheit mit einem Hunde-Rollwagen steigern zu können. Doch das tägliche Rolli-Training über mehrere Monate führte nicht zum ersehnten Erfolg. „Kalea ist gewöhnt, ihre Hinterbeine zur Fortbewegung zu nutzen. Man merkt ihr deutlich an, dass sie das unbedingt will. Sie nimmt den Rollwagen einfach nicht an“, erläutert Ines Pitsch. Dazu kommt noch eine Verletzung an einem Vorderbein.
Karina Schnell vermutet, dass man ihr in Bosnien auch dieses Bein abhacken, es aber nicht geschafft hatte. Infolgedessen hat Kalea am Karpalgelenk einen Trümmerbruch erlitten, der nur notdürftig verheilt war. Von den Stümpfen an den Hinterbeinen ausgehende, orthopädische Dysbalancen wirken sich auf diese Verletzung zusätzlich negativ aus. Eine bessere Gewichtsverteilung in Kaleas Halte- und Bewegungsapparat könnte weitere dauerhafte Schäden an ihrem Vorderbein verhindern.
Gerettete Hündin soll spezielle Prothesen bekommen
Doch vor einigen Wochen entdeckte Franz von Assisi eine veterinär-orthopädische, auf Sonderanfertigungen spezialisierte Werkstatt in Hessen. Kalea soll nun Prothesen an beiden Hinterbeinen bekommen, die ihr eine Chance auf ein schmerzfreies, Hundeleben voller Bewegung geben. Doch diese sind teuer: Rund 1.300 Euro kostet eine, dazu kommen Röntgenbilder, Fahrtkosten etc. - alles zusammen ist mit rund 3.500 Euro zu rechnen.
1.000 Euro hat der Verein dank einiger Mitglieder schon zusammengespart. Nun hoffe man auf weitere Spenden. „Wir werden Kalea vermutlich auch nicht vermitteln können. Deshalb suchen wir zudem Paten und Patinnen“, ergänzt Karina Schnell. Diese werden dann über das Schicksal von Kalea auf dem Laufenden gehalten.
Und immerhin gibt es bei ihr schon die erste gute Nachricht: Demnächst macht sich die Hündin zusammen mit ihrem Pflegefrauchen auf den Weg zur fünf Fahrstunden entfernten Tierorthopädie. Dort werden die Prothesen anprobiert. Sollten diese passen, steht Kalea allerdings noch ein langer Weg mit Physiotherapie bevor.
Info: Wer den Verein unterstützen will, kann sich an Karina Schnell wenden, Tel. 0152/01374894, Mail: anfrage@tierschutzverein-franzvonassisi.de.
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