Die ganz besondere Erfahrung in der Gemeinschaft
Friedberg (monik) - Ingrid Schiller wird sie vermissen, die Professoren und ihre Studenten. Alljährlich waren sie im August aus aller Herren Länder zur Sommer-Akademie ins Begegnungszentrum Ottmaring gereist. Ingrid Schiller, die hier an der Rezeption arbeitet, genoss diese Zeit, das internationale Flair, den freundlichen Umgang miteinander, aber auch die Wissbegierde der jungen Menschen: "Das war einfach immer schön." War. Denn in diesem Jahr ist die Sommer-Akademie zum letzten Mal zu Gast in Ottmaring. Ein letztes Mal nehmen rund 100 Studenten und fast 30 renommierte Professoren das Haus für sich und ihre Anliegen ein.
Ingrid Schiller ist für das "Drumherum" zuständig, wie sie sagt - egal, ob der Rasierer fehlt oder mehr Essen benötigt wird. Die Sommer-Akademie sei jedes Jahr etwas ganz Besonderes, erzählt sie. "Das sind nicht einfach nur junge Leute, die hier studieren. Das sind praktizierende Christen", betont sie.
Italienisch ist in Ottmaring "Amtssprache"
"Das sind tolle Erfahrungen", sagt Christel Kegler. Sie leitet die Cafeteria des Hauses. Gleich nach dem Mittagessen werden sich die jungen Leute bei ihr zusammengesellen. "Die Argentinier kommen dann mit ihrem Mate-Tee, den ich ihnen machen soll", erzählt sie und lacht. "Diese vielen klugen Menschen. Da möchte man selbst noch so viel lernen", sagt sie.
Kurz darauf trudeln sie ein: junge Brasilianer, Kroaten, eine Libanesin, ein junger Mann aus Mexiko, Studenten aus Holland, Belgien, den Niederlanden und sogar von den Philippinen. Was sie verbindet, ist die Suche nach dieser ganz besonderen Erfahrung in der Gemeinschaft - und die italienische Sprache. Die ist in diesen zwei Wochen in Ottmaring quasi "Amtssprache". Alle Vorträge, alle Gespräche finden auf Italienisch statt. Myriam Mehana aus dem Libanon hatte anfangs Angst, dass ihre Sprachkenntnisse nicht ausreichen würden. Schnell hat sie aber festgestellt: "Die Sprache ist nur ein Weg zu kommunizieren. Auch die Art und Weise, wie man miteinander umgeht, ist schon eine Form der Kommunikation."
Dieser Umgang miteinander ist vom christlichen Verständnis der Nächstenliebe geprägt. "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Diese Erfahrung können wir hier machen", schwärmt Stefan Klug. Der 28-Jährige hat Theologie, Geschichte und Italienisch studiert. Er ist schon zum dritten Mal bei der Sommer-Akademie.
Was die Gemeinschaft der Teilnehmer bedeutet, hat die junge Brasilianerin Suelen erfahren. Drei Mal war sie schon in Ottmaring. In diesem Jahr schien ihr Geld nicht zu reichen, um Flug und Unterkunft zu finanzieren. "Das habe ich der Gemeinschaft mitgeteilt", erzählt sie. Das Flugticket wurde gemeinsam finanziert - die gelebte Einheit der Kulturen. Ingrid Schiller wird auch das vermissen.
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