Fixe Ideen aus Aichach
"Sehen Sie sich um: Alles geklebt!" Robert Reuther zeigt in seinem Büro auf Tischplatte, Stuhl und Teppich. Das moderne Leben ist ohne Klebstoffe kaum denkbar. Tausende davon gibt es, um die Dinge des Alltags oder auch ganz Spezielles zu fixieren. Um die unterschiedlichsten Klebstoffe, ob heiß oder kalt, im Produktionsablauf genau auf die vorgesehenen Stellen aufzubringen, stellt das Aichacher Unternehmen des 43-Jährigen Auftragssysteme her. "Reuther-Systems" beliefert damit Firmen in ganz Deutschland und Europa.
Egal ob Autodichtungen, Verpackungen oder Möbel - geklebt wird in Form von Punkten, Strichen, Flächen oder sogar aufgesprüht: "Bei allen Auftragsmethoden ist es wichtig, dass der Klebstoff stets exakt aufgetragen wird", erläutert Reuther. Zuständig dafür sind in seinen Systemen mechanische und elektronische Komponenten, je nach chemischer Zusammensetzung des Klebstoffes. Schließlich ist fast jedes Auftragssystem ein Unikat: "Wir haben beispielsweise Verschlüsse mit Antihaft-Beschichtungen ähnlich einer Teflonpfanne." Mancher Klebstoff wird außerdem durch schnell schließende Ventile oder technische Gase vor der Aushärtung geschützt. Für Heißkleber-Systeme seien zudem elektronische Temperatursteuerungen nötig, um ein Verklumpen oder Verbrennen des zwischen 100 und 270 Grad heißen Klebstoffes zu verhindern. Elektronische Sensoren sorgen unter anderem dafür, dass sich das System der variablen Geschwindigkeit des Produktionsablaufes anpasst. Ab 10 000 Euro ist ein aus Grundeinheit, Dosiersystem und Düse bestehendes Gerät mit Elektronik zu haben. "Die Einzelkomponenten dafür stammen zu zirka 80 Prozent von Zulieferbetrieben aus einem Umkreis von maximal 100 Kilometern."
Schnelligkeit bietet klaren Wettbewerbsvorteil
Nur über diese persönlichen Kontakte sei auch gewährleistet, dass eine neue Entwicklung in kürzester Zeit realisiert werden könne. Ziel sei es, das im Hause konstruierte und zusammenmontierte System in spätestens vier bis sechs Wochen auszuliefern. Ein klarer Wettbewerbsvorteil auf einem umkämpften Markt: "Im Sondermaschinenbau sind sonst zehn bis zwölf Wochen üblich", so Reuther, ein gelernter Elektroniker. Diese Schwerfälligkeit sei es letztlich gewesen, die ihn als Vertriebsmitarbeiter im Jahr 1999 den Schritt in die Selbstständigkeit wagen ließ: "Die zeitnahe Umsetzung neuer Anforderungen in der Produktion der Unternehmen war für mich nur auf diese Weise möglich." Ein bis heute anhaltendes Wachstum "stets im zweistelligen Bereich" führte nach einem Start im Keller des privaten Wohnhauses und einer weiteren Station im Oktober 2003 zum Umzug nach Aichach-Ecknach. Dort investierte er 500 000 Euro in ein neues Firmengebäude im Gewerbegebiet.
Neben Ehefrau Annette sind bei "Reuther-Systems" derzeit sechs Mitarbeiter angestellt. Zwei zusätzliche Leiharbeiter unterstützen angesichts der derzeitigen Auftragslage das Team ("wir arbeiten jeden Samstag"). Flexibilität erfordert vor allem das Service-Angebot, das etwa ein Drittel des Umsatzes ausmacht: "Wenn die produzierenden Betriebe Urlaub machen, etwa im August oder zwischen Weihnachten und Dreikönig, herrscht bei uns in der Wartung Hochsaison."
Kundenverzeichnis mit namhaften Firmen
Rund 300 Kunden allein in Deutschland, vor allem aus der Automobil-, der grafischen und verpackenden Industrie, belieferten die Aichacher bereits. Zu ihnen zählen neben Unternehmen aus der näheren Umgebung unter anderem BMW, Daimler-Chrysler, Faber-Castell, OSRAM, Reemtsma oder Villeroy & Boch. In diesem Jahr strebt das Aichacher Unternehmen einen Umsatz von zwei Millionen Euro an.
Info Mehr im Internet unter www.reuther-systems.de
Die Diskussion ist geschlossen.