Oh, wie ist der schön: Der neue Mercedes CLS im ersten Test
Aussehen ist alles: Mercedes legt die Design-Ikone CLS neu auf. Der Diesel steht nicht zur Debatte, warum auch. Eine erste Ausfahrt.
Soll Menschen geben, die kaufen sich ein Auto, einfach nur, weil sie es schön finden. Sogar leisten können die sich das! Mercedes macht dieser Zielgruppe jetzt ein Angebot: den neuen CLS, der nach guter Tradition alles dem Aussehen unterordnet, na ja, fast alles. „In diesem Auto geht, was in anderen Autos nicht geht“, sagt Chefingenieur Michael Kelz. Will heißen: Der CLS setzt auf Design pur, selbst wenn das ein bisschen unpraktisch sein mag. Oder ein bisschen teuer: Mindestens 68.128 Euro kostet die Ikone in der dritten Generation. Dafür bekämen Bonvivants eine sehr anständige E-Klasse.
Wollen die aber nicht, sondern Hauptsache stylisch soll es sein. Dass groß Gewachsene nach wie vor auf der Rückbank den Kopf einziehen müssen - geschenkt, dafür trägt der CLS ja diese superflache, ellenlang auslaufende Dachlinie. Dass beleuchtete Lüfterdüsen nicht besser funktionieren als unbeleuchtete - sei‘s drum, lassen die illuminierten Türbinchen (blau für kälter, rot für wärmer) doch jeden Premium-Wettbewerber blass aussehen. Dass die „Diamanten“ im Kühlergrill vollkommen sinnfrei funkeln - na und, ein wenig Bling-Bling hat noch niemandem geschadet.
An der Ur-Linie des CLS, die schon immer polarisierte, hat sich wenig geändert. Noch immer wirken die Fenster geradezu irrwitzig flach und der Wagen zieht sein tiefes Heck hinter sich her wie die Braut ihre Schleppe. Aus der Seitenansicht haben die Designer jegliche Linie verbannt. Am meisten gewonnen hat aber die Front: Der Grill ist nun nach vorn geneigt nach Art des Haufischmaules; die Schlitzaugen gucken richtig streng. Das dürfte stilprägend sein für viele weitere Mercedes-Modelle.
Im Interieur herrscht Mercedes-typische Noblesse. Luxus pur, wohin das Auge schaut und wohin die Hand greift. Ebenfalls auf S-Klasse-Niveau befindet sich das Fahrgefühl. Der CLS gleitet lautlos und supersanft über den Asphalt. Die neu entwickelten Motoren entwickeln geschmeidigen Schub. Zum Marktstart sind ausschließlich Reihensechszylinder im Angebot, zwei Diesel und ein Benziner. Im Herbst sollen (verbrauchs)günstigere Vierzylinder nachgereicht werden. Wer mit weniger als sechs Töpfen leben kann, sollte diese spannenden Versionen Probe fahren. Und auch ein AMG-Ableger mit 435 PS ist im Programm.
Die Benziner werden von elektrischen Zusatzverdichtern und Startergeneratoren unterstützt, die sich aus einem 48-Volt-Bordnetz speisen. Die Elektro-Power fördert die Dynamik und reduziert den Durst. 7,8 Liter konsumiert der serienmäßig mit Allrad ausgestattete und 367 PS starke CLS 450. Noch sparsamer sind die Diesel, an denen Mercedes unbeirrbar festhält. Sie schlucken der Norm nach 5,6 Liter bei einer Leistung von 286 oder 340 PS.
Alle neuen Triebwerke sind mit der modernsten Abgas-Reinigung ausgerüstet. Sie ist nun ganz nahe am Motor verbaut, wodurch sie schneller auf Temperatur kommt und früher optimal arbeitet. Wie Mercedes weiter erklärt, werden alle aktuellen und bekannten zukünftigen Grenzwerte unterschritten. Aber was heißt das schon in diesen Tagen. Schönheit ist nichts ohne Reinheit.
Die Diskussion ist geschlossen.