Die Träne hinter dem Lachen
Wie Bach in Rokoko in der Günzburger Frauenkirche zum Abschluss kam und warum es zur reinen „Schubertiade“ wurde
Um nichts zu suchen, ging Franz Schubert in Dur und Moll so vor sich hin – und fand dabei die wunderschönsten Melodien. Das Abschlusskonzert Bach in Rokoko in der Günzburger Frauenkirche brachte genussvoll die frühromantische „Wander“lust des genialen Melodienerfinders zu Gehör, vokal von Kammerchor und Solisten der Augsburger Domsingknaben und instrumental vom Residenz-Kammerorchester München, geleitet von Domkapellmeister Reinhard Kammler.
Gewidmet war dieser letzte Festivaltag dem im vergangenen Jahr verstorbenen, langjährigen Freund und Förderer „seiner“ Augsburger Domsingknaben, Kurt F. Viermetz, dessen erklärter Lieblingskomponist Schubert war. Mit feierlich majestätischer Klangfülle setzt sich sein Graduale „Benedictus es, Domine“ für Chor und Orchester (D184) an den Anfang des dritten Festivaltages. Trotz des homofon schlichten Satzes, den er, gerade mal 19-jährig, praxisorientiert für seinen Gemeindechor schnell mal aufs Papier gebracht hat – spürt man darin nicht schon den leichten Anflug eines alles umarmenden Weltschmerzes? Der dann allerdings in einem angehängten, kontrapunktisch gesetzten Halleluja-Choral in geradezu schwerelose Unbekümmertheit mündet. Die herrscht in seiner ein Jahr später vollendeten 5. Sinfonie (D 485), seiner kürzesten, vom ersten Takt an. Manchmal mehr, manchmal weniger gezügelt. Allgemein als wahres Schmuckstück frühromantischer Literatur empfunden, urteilen andere: zu sehr vermozartet. Domkapellmeister Reinhard Kammler am Pult des mit animierender Frische und lustvoller Hingabe agierenden Residenz-Kammerorchesters München ist um das Machbare bemüht, um eine innere Logik. Bügelt nicht gegen den Strich, sondern glättet alle Falten zerknitterter Seelensüße. Lässt so viel Mozart wie nötig zu und so viel Schubert wie möglich. Freundlich, voller Licht und Leichtigkeit, fast so etwas wie ein tröstlich filigranes Psychogramm, so stellt sich die sinfonische Einführung dar.
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