Endlich wieder Musik in der Kissendorfer Mehrzweckhalle
Nicht nur wegen der Pandemie konnte der Musikverein Eintracht Kissendorf lange nicht in der Mehrzweckhalle auftreten. Nun gibt es wieder Blasmusik.
Das Aufatmen der Mitglieder des Musikvereins Eintracht Kissendorf ist im Jahreskonzert allenthalben geradezu spürbar gewesen. Endlich ermöglichten die Pandemieregeln wieder ein Konzert, dank 3G-Plus-Regel ohne große Abstände und ohne Maske. Endlich konnten die Kissendorfer Musikkapellen wieder daheim in Kissendorf spielen, 2017 war das letzte Konzert in der heimischen Mehrzweckhalle gewesen, ehe sie aus statischen Gründen gesperrt und aufwendig saniert werden musste. Es war die Konzertpremiere in der sanierten Mehrzweckhalle. Vorsitzender Manfred Schönberger: „Wir haben hingefiebert auf diesen Termin in dieser neu renovierten, klimatisierten und tonmodifizierten Halle.“
Den Konzertabend eröffnete der Blasmusik-Nachwuchs. 21 Musikerinnen und Musiker im Schülerorchester unter der Leitung von Bettina Burkhard zeigten bei dem Song „Home“ von Holden und Pearson und der Green-Day-Rockballade „21 Guns“ ihr Können, als Zugabe spielten sie den Pop-Hit aus den 80ern von der Gruppe Journey, „Don´t Stop Believin´“. In deutlich veränderter Formation zeigte sich das Jugendblasorchester Bibertal.
Die Zwangspause der Pandemie haben die über 18-Jährigen als Sprungbrett in die Musikkapelle genutzt und auch der Dirigent hat gewechselt. 2020 übergab Hermann Taubenheim den Stab nach 16 Jahren am Pult des JBO Kissendorf an Rupert Maierl. Da passte der gelungene musikalische Auftakt mit „Towards a New Horizon“ des US-Komponisten Steven Reineke. JBO-Vorstand Sebastian Kräss strahlte, als er sich bei der Gemeinde bedankte, die mit der Sanierung der Mehrzweckhalle und ihrer jetzt überzeugenden Akustik zukunftsweisend gehandelt habe: „Das war enorm wichtig für uns Musikerinnen und Musiker. Danke!“
Jugendblasorchester schafft starken Auftakt nach Corona-Zwangspause
Mit klanglicher Vielfalt, Tempi-Wechseln und großer Ausdrucksstärke holte sich das JBO viel Applaus mit ihrem Medley aus dem Bernstein Musical „West Side Story“ und mit der Blasmusik-Pop-Ballade „My Dream“ von Peter Leitner. Nicht ernst gemeint war der Titel „Get Up and Go“ von Stefan Schwalgin, wie JBO-Moderatorin Anna Radt versicherte. Niemand sollte aufstehen und gehen, sondern stattdessen gute Laune haben. Mit dem Konzertmarsch „Primus Inter Pares“ von Manfred Spiess, der im Jahr 2000 den Kompositionswettbewerb in Österreich gewonnen hatte, verabschiedete sich das JBO Bibertal.
Die große Pause wurde für den Bühnenumbau genutzt, 55 Spielerinnen und Spieler der Musikkapelle Kissendorf mussten ein Plätzchen finden für sich und ihr Instrument, auch sie alle geimpft, genesen oder PCR-getestet. Für den Auftakt nach einer monatelangen zwangsverordneten Auftrittspause hatte sich Dirigent Hermann Taubenheim mit „Fanfare for the Common Man“ von Aaron Copland ein kraftvolles und stark akzentuiertes Werk herausgesucht. Ein begeistertes Publikum begab sich danach mit der Musikkapelle und Moderatorin Kathrina Rudolph musikalisch betrachtet aufs Wasser. Abgelegt wurde mit dem Konzertmarsch „Mit vollen Segeln“ von Klaus Strobl. Drei Solo-Trompeten führen mit „Windjammer“ von Robert Buckley hinaus auf das offene Meer, unter der Stabführung von Taubenheim eine sichere und äußerst gelungene Fahrt.
Auszeichnungen für verdiente Musikerinnern und Musiker
Das Aufatmen über das Wiedererwachen der Blasmusik ist auch Rainer Lohner, stellvertretender Präsident des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes, anzumerken gewesen. Über das in Kissendorf Gehörte sagte er: „Nur sechs Wochen Vorbereitungszeit, in denen zwei Probenwochenenden steckten, und dann diese Glanzleistung. Das verdient höchsten Respekt. Ihr seid alle gut drauf und vielfältig!“ Es sei wichtig, sich in schwieriger Zeit nicht unterkriegen zu lassen. Wie groß der Zusammenhalt über alle Generationen in der Eintracht Kissendorf ist, zeigte sich an den Ehrungen. Fünf Urkunden für zehn Jahre aktives Musizieren, zehn für 15 Jahre, zwei für 40 Jahre, eine für 50 Jahre und zwei für 60 Jahre. Aus Zeitgründen wurde nur die Musiker-Vita für die ganz hohen Ehrungen von Lohner verlesen.
Auf 40 Jahre blickt Erster Trompeter und Zweiter Dirigent Willi Schneider, bei jedem Festauf- und -abbau packte er mit an. Bis vor Kurzem noch aktiver Musikant war Stefan Zeller, 40 Jahre am Tenorhorn waren es, dazu viele Stunden im Einsatz an der Tontechnik. Ein halbes Jahrhundert spielt Werner Mayer bereits auf seinem Flügelhorn, Geselligkeit gehört für ihn zum Musikerleben dazu. Wer wie Hubert Sauter 60 Jahre Blasmusik macht, muss ein Musikant durch und durch sein. Die Klarinette ist sein Instrument und seine drei Kinder spielen auch in der Kapelle mit. Ebenfalls 60 Jahre musiziert und mehr als 40 Jahre dirigiert Hermann Taubenheim. Der Perfektionist am Taktstock, der sich vor jedem Stück die Zeit nimmt, den Spielerinnen und Spielern zuzulächeln, was diese auch großzügig erwidern, und erst dann das Zeichen zum Aufnehmen der Instrumente gibt, begann 1961 mit der Klarinette.
Es war wieder Zeit für die Musik in der Mehrzweckhalle Kissendorf
Höchste Zeit nach so vielen Worten, wieder die Musik sprechen zu lassen. „Under the Boardwalk“, ein Jukebox-Klassiker von The Drifters im Jahr 1964 und arrangiert von Stefan Schwalgin, holte das unbeschwerte, vergnügliche Treiben an einer Strandpromenade in das herbstliche Kissendorf. Ganz modern swingte es mit „Beyond the Sea“ von Steve McMillan, ein Song, den schon Robbie Williams interpretierte und der auch Disney-Film „Findet Nemo“ verzaubert.
Viel Applaus gab es für das Medley „Santiano – Rock von der Küste“ arrangiert von Hans-Joachim Rogoll, das Seemannslieder und -sehnsüchte in ein modernes, rockiges Format packte. Und dass Zweiter Dirigent Willi Schneider nicht nur zum Taktstock greift, wenn Not am Mann ist, sondern ganz nach Programm in einem Konzert, bewies Schneider beim „Admiral-Stosch-Marsch“. Taubenheim und Gäste klatschten zusammen. Mit dem Seemannslied „The Wellerman“ der norddeutschen Küstenrocker Santiano, bei dem das Schlagwerk durch das Publikum gekonnt verstärkt wurde, verabschiedete sich die Eintracht.
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