"Kugelrund": Neues Angebot am Günzburger Klinikum für etwas rundere Frauen
Bald können Frauen aus dem Landkreis Günzburg und darüber hinaus kostenlos an Kochkursen, Bewegungstreffs und Beratungen der Geburtshilflichen Abteilung teilnehmen.
Gemeinsam soll es leichter gehen: Dieses Motto gilt hinsichtlich eines neuen Angebots der Günzburger Klinik sowohl fürs Organisationsteam als auch für die Teilnehmer. "Kugelrund" heißt das Projekt der Geburtshilflichen Abteilung, das Chefärztin Dr. Brigitte Seybold-Kellner gemeinsam mit einem engagierten Team ins Leben gerufen hat. Kurz erklärt geht es darum, etwas rundere Frauen mit Kinderwunsch beziehungsweise bereits schwangere Frauen mit Übergewicht für gemeinsame Aktivitäten zusammenzubringen. "Unser Ziel ist es, die Stigmatisierung des Übergewichts zu reduzieren und die Motivation der Frauen zu erhöhen", erklärt Seybold-Kellner.
Wie kam sie auf den Gedanken? "Auslöser", schildert die Chefärztin, "war eine Veränderung der Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Diesen Leitlinien zufolge sind Frauen mit einem höheren Body-Mass-Index während der Schwangerschaft gefährdeter als andere und sollen von uns für die Geburt in eine Uniklinik geschickt werden." Doch Seybold-Kellner möchte nicht nur erkennen und die Frauen weiterschicken. Sie will viel früher ansetzen und Frauen dabei helfen, zum Beispiel ihre Ernährung umzustellen oder sich vor beziehungsweise während der Schwangerschaft mehr zu bewegen.
Dass sowohl die Frauen als auch später die Kinder davon profitieren, das ist Seybold-Kellner zufolge längst erwiesen. Zum einen würden Frauen mit Übergewicht nicht so schnell schwanger wie andere und hätten auch im Kinderwunschzentrum schlechtere Chancen. Zum anderen leiden Frauen mit weniger Gewicht seltener an Zuckererkrankungen während der Schwangerschaft und haben langfristig eine bessere Chance, auch nach der Geburt wieder ein Gewicht zu erreichen, mit dem sie sich wohlfühlen. Für ein Kind besteht indes ein geringeres Risiko für Diabetes, wenn seine Mutter nicht übergewichtig ist.
Mit an Bord sind jede Menge Fachkräfte
Weil Seybold-Kellner alleine nicht viel ausrichten kann, hat sie sich umgehört - und gleich ein engagiertes Team zusammenbekommen. Hebammen der Klinik haben angeboten, mit den Teilnehmerinnen in Kleingruppen im Wald walken zu gehen. Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen machen mit den Frauen einfache gymnastische Übungen, es wird eine Ernährungsberatung übers Internet und eine enge Kooperation mit einer niedergelassenen Diabetologin geben, außerdem einen Kochkurs in der Kochschule Jeckle - spezialisiert auf Schwangere und begleitet mit einer Ernährungsberaterin. Ergänzt wird das Angebot durch offene Sprechstunden zur komplementären Therapie von Schwangerschaftsbeschwerden.
Die Kosten für die Angebote trägt das Klinikum, die Teilnehmerinnen können also kostenfrei dabei sein. Wo sie letztlich ihr Kind entbinden, spielt dabei keine Rolle - kommen kann jede Interessentin, sofern sie negativ getestet, genesen oder geimpft ist. Seybold-Kellner hat wegen der Finanzierung auch mit Gesundheitsminister Klaus Holetschek gesprochen, der wünschte zunächst aber nur viel Erfolg für das Projekt. Angefragt hat die Chefärztin nun auch bei den Krankenkassen, außerdem plant sie, dass eventuell ein Student oder eine Studentin von der Ulmer Universität eine Bachelorarbeit zu diesem Thema verfasst.
Ab nächster Woche kann man sich auf der Homepage der Kreiskliniken über das Angebot informieren, auch die Flyer sind in den letzten Zügen. Einzelne Termine seien bereits verraten: Am 13. September wird es einen Kochkurs geben, am 15. September zum ersten Mal Gymnastik.
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