Seiner oder ihrer?
Dialektforscherin hält Inschrift für „umgangssprachlich völlig korrekt“
Günzburg „Zur Ehre der Stadt Günzburg und seiner Bürger“ hat jetzt einen Monat lang der von neun Günzburger Vereinen gemeinsam aufgestellte Maibaum bei der Jahnhalle die Bürger gegrüßt. Aber: Ist da den Vereinen bei der Inschrift nicht ein sprachlicher Fehler unterlaufen? Müsste es nicht „Zur Ehre der Stadt Günzburg und ihrer Bürger“ heißen?
Die GZ hat sich bei der Dialektforscherin Dr. Edith Burkhart- Funk aus dem Krumbacher Stadtteil Niederraunau erkundigt. „Es ist einfach ein Grammatikfehler“, sagt die Sprachwissenschaftlerin spontan und erklärt die Inschrift so: „Günzburg ist sächlich.“ Wer also das Possessivpronomen „seiner“ auf Günzburg bezieht, für den ist die Formulierung in Ordnung. Mit Dialekt habe diese Besonderheit nichts zu tun, es sei eine Frage der Syntax, des Satzbaus.
Die Sprachforscherin würde die Inschrift „Zur Ehre der Stadt Günzburg und seiner Bürger“ aber doch durchgehen lassen. Und überhaupt: „Was definiert einen Fehler?“, fragt sie, „wenn die Menschen so reden, dann reden sie so.“
Aus hochdeutscher Perspektive sei die Inschrift zwar falsch. Wenn eine solche Rede aber in der Umgangssprache Usus sei – wer wolle sich schon daran stören? Im Deutsch-Aufsatz müsste man die Inschrift des Maibaums vielleicht durchstreichen, sagt Dialektforscherin Burkhart-Funk, als Widmung am Maibaum stört es sie keineswegs: „Umgangssprachlich ist das völlig korrekt.“ (ilor)
Die Diskussion ist geschlossen.