"Die Realität wird immer bleder"
Günzburg (sck) - Im Forum im Hofgarten hatte der Franke Klaus Karl-Kraus schon alles für sein Stück "Ned ins Gwerch Gerch" vorbereitet. Fanschals vom 1. FC Nürnberg und von Greuter Fürth lagen bereit. Aber dann kam alles anders. Der Erlanger hatte sich in Günzburg umgeschaut und mit der Oblatenfabrik Küchle ein Stück Heimat entdeckt.
Plötzlich stolperte er von einer Kindheitserinnerung in die nächste und untermauerte Stück für Stück seine Meinung, dass "die Realität immer ,bleder' wird". Beispiel Backen: "Ich habe noch eine Frau beim Backen gesehen! Ich bin Zeitzeuge!" Von den Oblaten aus Günzburg hat er sich als Kind acht auf einmal in den Mund geschoben. Eine halbe Stunde brauchten sie, um im Mund weich zu werden - dafür bietet das Fränkische einen eigenen Ausdruck. Den erfassten auf die Schnelle zwar nur die Franken, aber das war letztlich egal. Denn auch für die Nichtfranken war das Kabarett richtig gut. Vor allem auch deshalb, weil der Franke nahezu die ganze Zeit frei sprach und den Fans Pointen bot, die sie noch nicht kannten.
Welcher Kabarettist kann zwei Stunden lang erzählen? Früher, erinnerte sich "KKK", schauten die "Kids" noch keine Gruselfilme. Dafür gab es das Fach "Reli". "Da hat der Lehrer von der Heiligen Cecilia erzählt, wie die gebraten wurde. Wir Katholiken sind ja ohnehin Hardcore. Wir haben hölzerne Buß-Wartehäuschen in den Kirchen - und der da drin sitzt, will Details."
Lange Paarbeziehungen waren ebenfalls Thema, da verzieh man so manchen Griff in die Klischée-Kiste. "Wir leben ja so lang. Ist die Institution Ehe überhaupt für eine so lange Zeit geschaffen? Immer mehr Männer flüchten in den Alzheimer." Überhaupt, schon vor der Rente gingen die Nöte los: "Wenn Du Pech hast als Mann, kommst ja scho am Freitag um Zwei hoam. Das sind sieben Mahlzeiten!"
Stoff für Witze seien ganz leicht zu finden, verriet der Kabarettist, unsere Lebenswelt sei voll davon: "Ich horch den Leuten zu und lese Zeitung. Das reicht." Wer sich doch etwas mehr Fußball erhofft hatte, konnte die CD mit dem eigentlichen Programm kaufen. Den "Loddar" baute der Sportreporter natürlich ein und diagnostizierte ihm "Logorrhö, das ist Diarrhö am anderen Ausgang. Wenn der bloß sei Maul halten däd." Und selbst "der Söder" und "der Beckstein" tauchten auf, leider nur kurz. Eva Hermann geisterte auch noch durchs Programm. "Die hat ja net genau was g'sagt. Das war doch alles Blu-Bla", hat "KKK" beobachtet. Er hat recht, dachte man da. Um uns herum wird tatsächlich alles blöder. Gut, dass man darüber lachen kann.
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