IG Bau warnt: Im Kreis Günzburg drohen Streik und „Wegrutschen von Fachkräften“
Die Tarifrunde im Bauhauptgewerbe droht aus Sicht der Gewerkschaft zu platzen. Was das für Auswirkungen auf die Baustellen im Kreis Günzburg haben könnte.
Auf den Baustellen im Landkreis Günzburg könnten Bagger, Kräne´und Betonmischer bald stillstehen. Davor warnt der Bezirksvorsitzende der IG Bau. Der Gewerkschafter spricht von einer „extrem heiklen Phase für die Bauwirtschaft im Kreis Günzburg“. Grund sei das drohende Platzen der Tarifrunde im Bauhauptgewerbe. „Drei Verhandlungstreffen haben die Arbeitgeber scheitern lassen. Jetzt liegt ein Schlichterspruch auf dem Tisch. Aber Bauhandwerk und Bauindustrie machen bislang keine Anstalten, den Kompromiss zu akzeptieren. Wenn sie als Dauer-Neinsager weiter auf stur schalten, dann gibt es einen Bau-Streik. Und der wird auch im Kreis Günzburg richtig wehtun“, so Michael Jäger.
Insgesamt gibt es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 142 Bauunternehmen im Landkreis Günzburg. Aktuell arbeiten dort mehr als 2400 Beschäftigte, heißt es in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft. „Noch jedenfalls“, so Jäger. Denn der Bezirksvorsitzende der IG BAU Schwaben erwartet eine „regelrechte Fachkräfte-Flucht“ von den Baustellen: „Wenn nicht mehr in die Lohntüten kommt, dann sind die Leute ruckzuck weg. Viele werden dem Bau den Rücken kehren.“ Denn wer auf dem Bau arbeite, der finde überall schnell einen neuen Job. „Das Problem dabei: Wer einmal geht, der kommt nicht wieder auf den Bau zurück“, macht Michael Jäger deutlich.
Gewerkschaft fordert Baufirmen im Kreis Günzburg zum Handeln auf
Um das „noch in letzter Minute zu verhindern“, müssten die Bauunternehmen im Kreis Günzburg ihren eigenen Verbänden von Bauhandwerk und Bauindustrie jetzt „gehörig auf die Füße treten“: „Es steht Spitz auf Knopf. Entweder die Arbeitgeber nehmen den Schlichterspruch an oder der Bau steht still – und wird dann auch nicht wieder richtig auf die Beine kommen“, warnt Jäger. Die Branche brauche ein schnelles Ja zum Schlichterspruch – und damit ein Signal, dass „der massive Lohnverlust, den die Inflation verursacht hat, endlich aufgefangen wird“.
Mit dem ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, habe ein erfahrener Schlichter eine klare Empfehlung gegeben: Bauarbeiter sollen demnach ab Mai mindestens 250 Euro pro Monat mehr bekommen. In einem Jahr würden die Löhne dann um weitere 4,15 Prozent steigen. Außerdem sollen die Azubis beim Start ihrer Ausbildung bereits 1.080 Euro pro Monat verdienen.
Außerdem erwarte der Schlichter ein Anziehen der Baukonjunktur. Er geht, so die IG Bau, von einem Aufschwung beim Wohnungsbau aus: Die Zahl der dringend benötigten Wohnungen werde in den nächsten Jahren zu einer ‚deutlichen Steigerung‘ der Aufträge und Umsätze im Bereich des Hochbaus führen“, so Bau-Schlichter Schlegel. Eine Trendwende beim Wohnungsbau sei „sehr wahrscheinlich“. (AZ)
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.