Ärger um blauen Dunst auf der Bühne
Vöhringen (AZ) - Die jüngste Produktion des Vöhringer Jugendtheaters "Ein seltsames Paar" aus der Feder von Neil Simon war ein einziger Lacherfolg. Die Zuschauer im Cardijn-Haus waren hingerissen von der Spielfreude der Akteure und von einer Regie, die es in einer Pokerrunde so richtig krachen ließ. Mit dem Zigarillo im Mundwinkel werden Witze gerissen, was die Besucher schier von den Sitzen reißt. Doch gab es einen Besucher, der das Spektakel nicht goutierte. Weil auf der Bühne geraucht wurde, fühlte sich Ulrich Kroner belästigt, verließ den Saal und verlangte sein Eintrittsgeld zurück.
Kroner zeigt sich "empört", dass das Publikum, das einen unterhaltsamen Abend erwartet, "zwangsberäuchert" und eingenebelt werde. Sein Missfallen bekundet er in einem offenen Brief. Darin spricht er ganz allgemein von "rücksichtslosen Rauchern", von denen man sich "als Nichtsüchtiger tagtäglich verseuchen lassen muss." Der Jugendbühne wirft er vor, nicht hinreichend vorher über die Risiken informiert zu haben, denen er sich während der Aufführung gleich zu Beginn ausgesetzt sah. "Das Einverständnis für Körperverletzung, Nötigung, Frischluftvergiftung wird als selbstverständlich vorausgesetzt." Er, Kroner, wollte sich das nicht bieten lassen und habe deshalb die Vorstellung verlassen. Kroner wörtlich: "Das Vöhringer Jugendtheater ist eine Schande für die Jugendarbeit. Man kann nicht richtiges Verhalten anspornen, indem man falsches praktizieren lässt."
Regisseur Thomas Boxhammer weist diese Kritik vehement zurück. Er gehe davon aus, dass Kritiker Kroner keine Ahnung von Jugendarbeit habe, und scheine nicht erkannt zu haben, dass auf der Bühne nur ein 39-jähriger Mann geraucht hat und alle anderen Darsteller einen Altersdurchschnitt von weit über 20 Jahren aufweisen. Die Zielgruppe, die mit dem Stück angesprochen werde, sind Erwachsene, "die mit rauchenden Darstellern sehr wohl umzugehen wissen". Die Jugendarbeit des Spectaculums sei effektiv. Denn beim Spiel würden Eigenschaften und Fähigkeiten junger Menschen herausgebildet, wie Verantwortungsbewusstsein, Zielstrebigkeit, Kommunikationsfähigkeit und soziales Handeln. Im Übrigen sei die Bühne nicht vom Zigarillorauch eingenebelt worden, sondern schlicht von künstlichem Bühnennebel. Boxhammer weist auf das neue Nichtraucherschutzgesetz hin, das Rauchen im Rahmen einer Theateraufführung erlaubt. Zitat: "Schließlich dürfen Künstler öffentlich eine Zigarette anstecken, wenn es Teil der Vorstellung ist." Thomas Boxhammer betont, dass man kaum von einer gesundheitlichen Belastung sprechen kann, wenn eine Zigarette in einem Raum mit einem Volumen von rund 800 Kubikmetern geraucht werde. Wenn man an einer Fußgängerampel warten muss, sei die Schadstoffbelastung wesentlich höher.
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