Das weibliche Geschlecht musste sich gedulden
Vor 100 Jahren ist der Vorläufer der Landjugend als reiner Burschenverein gegründet worden
Maibaumaufstellen, Verkauf von Osterkerzen, Seniorennachmittag in der Adventszeit und der Sketch am Pfarrfamilienabend. Die Aktivitäten der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) sind fester Bestandteil im Winterrieder Dorfleben. Am Samstag, 13. September, hat die KLJB mehrfachen Grund zum Feiern: Im Jahr ihres 44-jährigen Bestehens begeht sie das 100-jährige Jubiläum ihres Vorläufers, des katholischen Burschenvereins Winterrieden, mit der Weihe der neuen Vereinsfahne.
Die eigentliche Geschichte des katholischen Burschenvereins Winterrieden beginnt am 25. Dezember 1909 mit der Gründung des „Gemütlichkeitsvereins.“ Diese ausschließlich aus männlichen Mitgliedern bestehende Gemeinschaft pflegte zum Beispiel Ausflüge und eine Christbaumfeier, hat Angela Zoller recherchiert. Angeregt durch einen Vortrag von Diözesanpräses Pfarrer Reiner haben sich die damals rund 40 Mitglieder des „Gemütlichkeitsvereins“ im Dezember 1913 für eine Umwandlung in den „Katholischen Burschenverein Winterrieden“ entschieden.
Dieser konnte im Jahr 1914 seine Vereinsfahne weihen lassen. Die Versammlungen fanden abwechselnd im damaligen Gasthaus Krone, beim Unteren Wirt, im Gasthaus Wegele oder in der Bahnhofsrestauration Martin statt. Meistens wurden die Vorträge, zum Beispiel über landwirtschaftliche Themen oder die aktuelle Lage im Kriegsgeschehen vom Dorflehrer oder Präses des Vereins gehalten. Auch Fußball und Musik sowie Theater spielten beim Burschenverein eine große Rolle. Neben Lichtbildvorträgen sowie Exerzitien bildete im Jahr 1930 eine Fahrt zu den Passionsspielen in Oberammergau einen Höhepunkt.
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde der damals in der Umgebung einzige noch verbliebene katholische Burschenverein aufgelöst.
Die Neugründung fand am 22.Februar 1948 mit 46 jungen Männern, die unverheiratet und unter 35 Jahre alt waren sowie 15 „Altmitgliedern“ statt. Die damalige Vereinssatzung schrieb vor, dass dem „Präses“, einem Geistlichen im Vereinsbezirk, die eigentliche Leitung und Verwaltung obliege und dieser somit fester Bestandteil des Vorstandes sei. 1949 fiel der Entschluss, ein Jugendheim zu bauen. Dessen Einweihung fand am 14. Februar 1950 statt. Zu dieser Zeit bestand neben dem Verein auch eine weibliche Pfarrjugend, die ihren vordergründigen Zweck in der religiösen und schulischen Ausbildung sah. Deshalb wurden ab und zu gemeinsame Feiern oder Ausflüge organisiert. Auch das regelmäßige Theaterspiel an Weihnachten – natürlich auch mit weiblichen Akteuren – und die anschließende Christ-baumversteigerung gehörten zur beliebten Tradition.
Auf Anregung von Ortspfarrer Knaus schloss sich der Burschenverein 1952 der deutschen katholischen Jugend an. 1970 erfolgte die Umwandlung in die Katholische Landjugendbewegung (KLJB). Diese bezog 2002 ihre neuen Räume im renovierten Winterrieder Pfarrhof. Bis heute bietet das Programm neben den wöchentlichen Gruppenabenden ein breit gefächertes Spektrum an Aktivitäten für Jugendliche ab 14 Jahren.
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