„Da oigena Dreck“ unter den Teppich gekehrt
Kabarettist Tommy Nube überrascht in Obenhausen mit skurrilem Humor. Warum ein Besen dabei eine besondere Rolle spielt
Kann man mit schwäbischen Spätzle welt- und sozialpolitisch agieren? Mit seinem Kabarettstück „D´r Schwob regiert die Welt“ konfrontierte Tommy Nube auf mehr als komische Weise das Publikum mit diesem politischen Anspruch. Denn der überzeugte Vertreter dieses regionalen Menschenstammes nahm nicht nur sich selbst mit skurrilem Humor auf die Schippe. Er meinte auch ganz selbstbewusst: „Die Welt muss am schwäbischen Wesen genesen.“
Ein paar bunte Blümchen schmückten die Bühne zu dieser gut besuchten Veranstaltung, die im Rahmen des Obenhauser Kulturfrühlings im örtlichen Vereinsheim stattfand. Ansonsten war es eine wohl eher „schwäbisch sparsame“ Kulisse, die mit dem offenbar Nötigsten aufwartete: ein Tisch, ein Stuhl und ein Bier darauf. Halt, da war noch die pinke Mülltonne, aus der ein Besen ragte. Bei dieser verrückten Welt brauche er das Kehren für sein Seelenheil. „Dees isch fir mi a Meditation“, sagte Nube, der im Laufe des Abends vom tiefsten Schwäbisch immer wieder einmal in Richtung Hochdeutsch wechselte.
Um über Gott und die Welt sinnieren zu können, fegte er deshalb zunächst den leider viel zu sauberen Bühnenboden. Ein „Sentle“ (Cent-Münze) hatte er dabei trotzdem gefunden und freute sich, dass ihm dies die Möglichkeit bot, gleich mit einem Vorurteil aufzuräumen: Der Schwabe sei nicht geizig, sondern sparsam. In diesem Fall wohl sogar großzügig, denn das gefundene Cent-Stück schenkte er einem Besucher.
Er als Schwabe könne auf vieles verzichten. Auf einen Kühlschrank etwa. Denn bei der kostenlosen Kälte im Winter könne man Waren auch zwischen Rollladen und Fenster einklemmen. Oder auf Seife. Der „Moschus-Duft“ entstehe dann sogar ganz von allein. Aber auf den Besen niemals! Denn wie solle man sonst „da oigena Dreck onda da Teppich kehra?“, fragte Nube.
Angefangen vom Papst, der nach seiner Meinung auch so kehre und „bekehre“, wurde nach und nach mit verschiedenen Staatsmännern „aufgeräumt“. Der Obama allerdings sei ein „netter Kerl“, mit dem er gerne ein „Bierle“ trinken würde. Finanzkrise, Arbeitslosigkeit, ja sogar die Kunstwelt betrachtete Nube so aus seinem eigenwilligen Blickwinkel. Die „Party“-Gaudi aus Barcelona etwa sei quasi auch nur ein Nachkomme der einstigen, noch in Fell gekleideten Höhlenbildhauer der Schwäbischen Alb. Da es wissenschaftlich erwiesen sei, dass das Auge aus dem Ohr entstanden ist, war Nube auch von seiner Abstammungstheorie überzeugt: Der Chinese sei ein direkter Abkömmling der Schwaben – also von „Schlitzohren“ zu „Schlitzaugen“.
Doch wie sieht es mit der Güterverteilung auf der Welt aus? Nach zwei Stunden Unterhaltung und langem Applaus überraschte der Schwabe mit einem Anflug von unerwarteter Freigiebigkeit. Schwäbische Spätzle, die er in großer Anzahl bis dahin versteckt hatte, schenkte er allesamt einer Besucherin. Während die anderen nichts bekamen, konnte diese die vielen Packungen bald gar nicht mehr fassen. Ja, so schaue die Verteilung auf der Welt eben aus.
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