
Belastete Bachforellen in Teilen der Günz: Verzehrwarnung besteht weiterhin

Plus Auch eineinhalb Jahre nach der Verzehrwarnung für Fische aus Teilen des Krebsbachs und der Westlichen Günz im Unterallgäu gibt das Landratsamt noch keine Entwarnung. Was die Behörden seitdem unternommen haben.
Im Juli 2019 hatte das Unterallgäuer Landratsamt erstmals vor dem Verzehr von Bachforellen aus Teilen des Krebsbachs, der Westlichen Günz und der Günz gewarnt. Der Grund: Bei den Fischen wurde ein deutlich erhöhter PFC-Wert festgestellt. Eineinhalb Jahr später ist diese Warnung noch immer aktuell, wie die Behörde auf Nachfrage bestätigt. Mögliche Ursache für die Belastung der Forellen könnte PFC-haltiger Speziallöschschaum sein, der in das Gewässer gelangt sein könnte. Der Löschschaum wurde früher von Feuerwehren am benachbarten Flughafen in Memmingerberg im Rahmen von Übungen oder Brandeinsätzen verwendet, als dieser noch von der Bundesrepublik Deutschland militärisch genutzt wurde. Die Polyfluorierten Chemikalien (kurz: PFC) sind wahrscheinlich krebserregend.
Um neben der nachgewiesenen PFC-Belastung von Günz und Krebsbach die Ausbreitung in weitere Bereiche rund um den Allgäu-Airport festzustellen, hat das Wasserwirtschaftsamt Kempten (WWA) verschiedene Gewässer untersucht, etwa einen Graben nordwestlich des Flughafens, der in den Haienbach fließt. Dort wurden nach Angaben des Landratsamts sehr geringe Spuren von PFC nachgewiesen. „Es besteht kein weiterer Handlungsbedarf“, teilt die Pressestelle des Landratsamts mit. Auch einer Drainageleitung südlich von Ungerhausen wurden Proben entnommen. Dabei sei eine PFC-Belastung nachgewiesen worden. Außerdem habe das WWA an mehreren Grundwassermessstellen zwischen dem Allgäu Airport und Ungerhausen Proben gezogen. Die Ergebnisse stehen laut Landratsamt noch aus.
PFC-Belastung auf dem Areal des ehemaligen Bundeswehrflughafens ist seit Längerem Thema
Den Ermittlungen des WWA zufolge lässt sich die PFC-Belastung im Krebsbach auf mehrere Quellaustritte zwischen Ungerhausen und Holzgünz zurückführen, die von Westen dem Krebsbach zulaufen. Die PFC-Belastungen in den Quellaustritten wiederum lassen sich nach Angaben des Landratsamts vermutlich mit dem Eintrag aus dem Bereich des Allgäu-Airports in das Grundwasser erklären. „Letztendlich muss die Ursache aber noch nachgewiesen werden“, erklärt Pressesprecherin Eva Büchele.
Die PFC-Belastung auf dem Gelände des ehemaligen Bundeswehrflughafens ist seit Längerem Thema. WWA und Landratsamt haben bereits in den vergangenen Jahren Untersuchungen zur Boden- und Grundwasserbelastung mit PFC an mehreren Stellen auf dem Gelände des ehemaligen Bundeswehrflughafens durchgeführt. Als ein Hauptbelastungsbereich wurde das ehemalige Bundeswehr-Feuerlöschübungsbecken ermittelt. Es wurde inzwischen so versiegelt, dass kein Regenwasser mehr eindringen kann.
„Inzwischen wissen wir, dass auch im Bereich der Feuerwache Nord Boden- und Grundwasserbelastungen mit PFC bestehen“, so Büchele. Dort müssten nun Detailuntersuchungen stattfinden, um die Gefährdung abschätzen zu können. In diesem Zusammenhang weist das Landratsamt darauf hin, dass zur Dokumentation der Belastungssituation an den Grundwassermessstellen im Flugplatz-Gebiet immer wieder Proben genommen werden. „Unser Ziel ist es, dass so wenig PFC wie möglich in die Umwelt gelangt“, erklärt die Pressesprecherin.
Doch solange weiterhin PFC-belastetes Wasser in Krebsbach, Westliche Günz und Günz gelangt, kann laut dem Veterinäramt am Landratsamt die Verzehrwarnung für Fische aus diesen Gewässern nicht aufgehoben werden. Die Chemikalien sammeln sich demnach in Kleinlebewesen an, die den Fischen als Nahrung dienen. Durch den Verzehr von belasteten Fischen könne sich PFC wiederum im Körper des Menschen anreichern.
Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass durch den einmaligen Verzehr belasteter Fische eine akute Gesundheitsgefahr nicht gegeben ist. Allerdings sollte laut LGL derart belasteter Fisch nicht über einen längeren Zeitraum und regelmäßig verzehrt werden.
Zu den Auswirkungen von PFC auf den Fischbestand hat das Landesamt für Umwelt Studien durchgeführt. In diesen Studien wurde ein Einfluss auf den hormonellen Regelkreis der Fische beobachtet, der sich auf Dauer auf den Fischbestand auswirken könnte.
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