Warum die Unterallgäuer Werkstätten bei Inklusion wichtig sind
Um Menschen mit Behinderung auch auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, gibt es ein Mentoren-Projekt. Bei einem Treffen wird Kritik an der Politik laut.
Die Unterallgäuer Werkstätten feiern heuer ihr 50-jähriges Bestehen. Eine der Veranstaltungen im Jubiläumsjahr fand unlängst in der Staatlichen Berufsfachschule Fachakademie Memmingen statt. Dort kamen zahlreiche Mentoren des Programms „Grande“ zusammen.
Menschen, die eine Behinderung oder Beeinträchtigung haben, finden als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in enger Begleitung durch die Inklusionsbeauftragten von „Integra“, einem Bereich der Lebenshilfe, einen Arbeitsplatz außerhalb der Werkstatt im Raum Memmingen und im Landkreis Unterallgäu. Ohne die Mentoren, die vor Ort Ansprechpartner für derzeit etwa 80 Außenarbeitsplätze in den Kooperationsbetrieben für die Menschen mit Beeinträchtigung sind, wäre das Projekt niemals so erfolgreich geworden, heißt es in einer Pressemitteilung der Unterallgäuer Werkstätten.
Neben fachlicher Anleitung, Begleitung und Unterstützung seien die Mentoren die direkten „Wegbegleiter“. Nicht selten betreuen sie ihre Mitarbeitenden mit Handicap über Jahre und bei Vermittlung darüber hinaus als Kollegen. Seit Beginn ist es über 30 ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Integra trotz Beeinträchtigung gelungen, eine sozialversicherungspflichtige Anstellung in einer der Kooperationsfirmen auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erhalten.
Wie können die Werkstätten gestärkt und inklusiver gestaltet werden?
Diesen Einsatz würdigten bei dem Treffen auch der Unterallgäuer Landrat Alex Eder, Mindelheims Bürgermeister Stephan Winter, Memmingens Oberbürgermeister Jan Rothenbacher sowie Kreishandwerksmeister Enrico Karrer. Der Geschäftsführer der Unterallgäuer Werkstätten, Ludger Escher, wies trotz der vielen Unterstützer mit mahnenden Worten auf das derzeitige Politikum hin, Werkstätten für Menschen mit Behinderungen auflösen zu wollen, da es sich um eine Sondereinrichtung handele. „Ohne Werkstätten mit ihrer heutigen Professionalität in der Produktion können viele Menschen mit Behinderung nicht an einem normalisierten Arbeitsalltag teilnehmen. Sie sind von der Teilhabe am Arbeitsleben ausgeschlossen, wenn es keine Werkstätten für Menschen mit Behinderung mehr gibt.“
Er wünsche sich, dass von politischer Seite die Grundsatzdiskussionen zu Werkstätten entfallen und dass stattdessen Diskussionen geführt werden, wie Werkstätten gestärkt und inklusiver gestaltet werden können. „Mehr noch, nämlich dass ein gemeinsames Arbeiten an einem inklusiven Arbeitsmarkt stattfindet, in dem Werkstätten normal sind und über viele belebte Brücken eng mit Unternehmen und Institutionen verbunden sind, wie ein großes Netzwerk“, sagte Escher.
Dazu müssen die Leistungen aller Beteiligten auch von politischer Seite erkannt und anerkannt werden. „Wenn es keine Werkstätten mehr gibt, mit wem diskutieren Sie dann das Thema Inklusion?“, fragte der Leiter der Unterallgäuer Werkstätten. (AZ)
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