Das Theremin verströmt besonderen Klang in Vöhringen
Die Veranstaltung im Wolfgang-Eychmüller-Haus stand unter dem Motto "Vive l'amour." Bei dem Start ins neue Jahr war ein ungewöhnliches Instrument zu hören.
Stimmungsvoller hätte der Start ins neue Vöhringer Kulturjahr kaum sein können. Das Repertoire, mit dem die Donau Philharmonie Wien angereist war, gestaltete sich wie ein Neujahrskonzert – nur ohne die schöne, blaue Donau und den Radetzky-Marsch. Dafür mit bekannten und weniger bekannten Melodien, die den zweiten Teil der Abonnement-Veranstaltungen im Wolfgang-Eychmüller-Haus einläuteten. Wenn die Besucher nach der Vorstellung fröhlich gestimmt auf die Garderobe zueilen, ist dies ein sicherer Indikator für den Erfolg des Abends. Wenn dann noch das Haus ausverkauft war, sich gleich mehrere Zugaben erklatscht werden, freut das das Orchester mit Manfred Müssauer, ein Charmeur am Dirigentenpult.
"Vive l'amour" im Kulturzentrum: Es lebe die Liebe zur Musik
Müssauer war nicht zum ersten Mal im Kulturzentrum zu Gast und im Nachklang zum Abschied der ehemaligen Leiterin des Kulturamtes, Anette Netter, erinnerte er an die musikalischen Visiten. Dafür gab's den ersten Beifall. Das Konzert selbst war mit dem Titel "Vive l'amour" überschrieben. Das dürfte sich wohl weniger auf die zwischenmenschlichen Begegnungen beziehen, sondern mehr auf das, was das Publikum erwartet – Melodien zu hören, die es liebt oder die es an diesem Abend noch kennenlernt. Müssauer, Programmgestalter und Moderator, eröffnete mit der grandiosen Ouvertüre zur Rossini-Oper "Semiramide", geprägt von den Klängen, die den Komponisten auszeichnen – mitreißende dynamische Strukturen sowie mit atemberaubenden Tempi. Es schlossen sich "Danses roumaines für Violine und Orchester" von Béla Bartók an, Musik, der sich der ungarischen Volksmusik verbunden fühlte, und die bekannte "Ungarische Rapsodie" für Violine und Orchester von Franz Liszt.
Das war der Einstand von Katica Illényi, eine vielseitig begabte Solistin. Sie singt, steppt und spielt Geige. Beide Werke aber litten unter einer übersteuerten Tontechnik. Die Solistin spielt mit Verstärker, was den hohen Klangbögen eine unschöne Schärfe gab. Das wurde nach der Pause zwar korrigiert, doch auf das Mikrofon verzichtete Illényi weiterhin nicht. Die Technik hatte an diesem Abend ein Mitglied der Wiener Gäste übernommen.
Besonderer Klang in Vöhringen
Das Bonbon des Abends war das Theremin, ein Instrument, das seine Kraft aus einem nicht sichtbaren Spannungsfeld zwischen zwei Antennen schöpft. Charmant erläutere die Sängerin, wie das funktioniert. Musik entsteht dabei ohne Berührung. Die beiden Hände erzeugen den Klang und seine Stärke. Trotz Vibrati verströmt ein Theremin keine instrumentale Wärme, aber es zu spielen bedarf langjähriger Übung und fasziniert. Bei aller Bewunderung für das Spiel tut sich die Frage auf, ob diese so erzeugte Musik Kunst oder doch eher Kunstfertigkeit ist? In sinfonischen Orchestern hat ein Theremin noch keinen festen Platz, sagt die Musikliteratur.
"O mio babbino caro" von Puccini, Morricones "Once upon a time" und der italienische Hit "O sole mio" sowie das Intermezzo aus Mascagnis "Cavalleria rusticana" kamen klangrein von der Bühne. Das war schon faszinierend, wie versiert die Solistin lupenrein ins Nichts griff und Melodien erzeugte. Unter anderem gefiel im Programm auch die bekannte Méditation für Violine aus der Oper "Thais" von Jules Massenet. Das jiddische "Bei mir bistu shein" mit einer Steppeinlage der Sängerin war der Übergang zu den Zugaben, Melodien mit griechischem Melos mit folkloristischem Touch. So weit, so gut. Keine glückliche Lösung allerdings ist der Verzicht auf gedruckte Programmblätter. Wer sich über das informieren will, was geboten wird, muss erst das Handy zücken, um den QR-Code abzuscannen und sich so das Programm auf das eigene Smartphone zu holen. Mag ja zeitgemäß sein, aber es wirkt ein bisschen stillos.
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