111 Jahre Gasthaustradition
Edenhausen (wgl) - Die Strukturen der ländlichen Gemeinden haben sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend geändert. Auch die bis 1973 selbständige Kommune Edenhausen blieb hiervon nicht verschont. Einstige landwirtschaftliche Anwesen stehen leer oder werden anderweitig genutzt, in einem neuen Baugebiet siedelten sich junge Familien an, es gibt schon längst keine Schule mehr im Dorf, keinen Lebensmittelladen und der beliebte Treffpunkt Milchsammelstelle gehört längst der Vergangenheit an. Die Kommunikation unter der Bevölkerung wäre da erheblich eingeschränkt, gäbe es auch keine Dorfwirtschaft mehr. Doch in dieser Beziehung ist Edenhausen heute gut versorgt.
Im "Krumbacher Boten" - so nannten sich die "Mittelschwäbischen Nachrichten" früher - war am 18. August 1896 in einer Anzeige zu lesen: "Heute Eröffnung einer Gastwirtschaft in Edenhausen mit Blasmusik. Es ladet ein Josef Günzer". Eigentlich eine Bekanntmachung, die von der Jahreszahl her nicht unbedingt auf ein Jubiläum hindeutet.
Doch auf den Tag genau am 18. August 2007 konnte Ulrich Günzer mit vielen Freunden, Bekannten und den örtlichen Vereinen seinen 60. Geburtstag feiern (wir berichteten). Und zu diesem Zeitpunkt wird das Familienunternehmen "Gasthaus Zum Löwen" in der fünften Generation 111 Jahre betrieben.
Bekanntgabe in der Zeitung
Zum Gasthaus gehörte von Anfang an bis zum Jahr 1973 eine Landwirtschaft und eine eigene Metzgerei, die 1975 aufgegeben wurde. Eine bauliche Veränderung erfuhr das Anwesen nach einem Brand im Jahr 1952. Es war am 2. März 1952, als am Sonntagnachmittag die örtliche Raiffeisenkasse ihre Generalversammlung im Saal abhielt und plötzlich Feueralarm ausgelöst wurde. Zu diesem Zeitpunkt brannte der rückwärtige Stadel bereits lichterloh.
Unter den Genossenschaftsmitgliedern befand sich der große Teil der Freiwilligen Feuerwehr, die sofort zum nahe gelegenen Gerätehaus eilte und binnen kurzer Zeit den Brand bekämpfen und größeren Feuerschaden verhindern konnte. Dagegen machte das eingedrungene Löschwasser eine Sanierung der Wohnräume, der Gaststube mit Nebenzimmer und des im ersten Stock befindlichen Saales erforderlich.
Während der Geburtstagsfeier ließ der Jubilar vor den vielen Gästen sein Leben Revue passieren, soweit er sich selbst zurück erinnern kann. Besonders freue ihn natürlich, so Günzer, dass seine beiden Töchter Sonja und Christine nunmehr in der fünften Generation den Familienbetrieb weiterführen. Interessant sei auch die Tatsache, dass auf den Begründer Josef Günzer - dem Urgroßvater - drei Ulrich folgten.
Dank des engagierten Einsatzes seiner Vorfahren ging es stets bergauf. Er selbst und auch sein Bruder Georg wurden schon in jungen Jahren in die anstehenden Arbeiten in Stall und Feld "eingespannt" und lernten mit anzupacken. Dazu gab es ständig viel zu tun bei den zahlreichen größeren Veranstaltungen in Form von Hochzeiten, Versammlungen im alten Saal.
Neues angepackt hat Ulrich Günzer 1973 nach seiner Heirat mit der Umgestaltung der Gasträume und der Angliederung von Fremdenzimmern. Ein zweites Standbein schuf er sich 1971 bis heute mit der Ausübung als Busfahrer bei der Firma BBS.
Inspiriert von den Wünschen der damaligen Jugend betrieb Ulrich Günzer fast zehn Jahre lang die Bar "Ulis Westernsaloon", die regen Zuspruch seitens der jungen Generation erfuhr. Nicht unerwähnt ließ Günzer die harten Schicksalsschläge, die er durch den Tod seines Bruders Georg und nur vier Monate später mit dem Tod seiner Ehefrau Marlies erfahren musste.
Sein Rückblick endete mit dem Wunsch, dass weitere Familiengenerationen das Erbe übernehmen. Schließlich werden heute die Gäste in dem Restaurant in freundlichen und gemütlich gestalteten Räumen verwöhnt und laden zu Geburtstagsfeiern, Hochzeiten in feinem kleineren Rahmen, aber auch zu weiteren Familienfeiern ein.
Bekannt sind schon seit Jahren die Hubertuswochen mit Wildspezialitäten im November und Weihnachtsfeiern erfreuen sich großen Zuspruchs.
Neu im Programm ist der "Tanz-Tee" für Junge und Junggebliebene, der erstmals im September mit dem bekannten Alleinunterhalter Rudolpho Castellano startet.
Gerne gesehen sind wie schon jahrzehnte zuvor die Veranstaltungen der örtlichen Vereine. Oder man trifft sich ganz zwanglos mit den Stammtischfreunden zu einem gemütlichen Plausch, denn der Austausch von Neuigkeiten gehört eben zur dörflichen Gemeinschaft.
Kein Wunder, dass Ulrich Günzer neben seiner Opa-Rolle bei Tobias und Julian seine Töchter Sonja und Christine unterstützt und in vielfältiger Weise gebraucht wird.
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