Große Schauspiele der Natur
50 Ölgemälde von Robert Grüner stellt das Heimatmuseum im Tuchmacherhaus aus. Die Bilder zeigen grandiose Motive, überwiegend spektakuläre Naturansichten aus allen Kontinenten. Sie zeugen zum einen von der Reiselust des früh aus dem aktiven Dienst geschiedenen Stabsoffiziers der Bundeswehr, zum anderen von einem beachtlichen handwerklichen Geschick.
Die Besucher der Vernissage überraschte Robert Grüner mit der Aussage, seine „Kunst“ wolle nichts mit dem zu tun haben, was heutzutage gemeinhin als Kunst gelte. Grüner begründete dies damit, dass die Kunst sich fatalerweise vom Handwerk abgesetzt habe und die Künstler der Neuzeit eben etwas Besseres sein wollten als die „bloßen“ Handwerker. In letzter Konsequenz habe die Entwicklung dazu geführt, dass zeitgenössische Kunst die Bodenhaftung verloren habe, dass sie den Betrachter oftmals zum Narren mache und irritiere, der Künstler und sein Werk selbst aber zum Spielball der Spekulanten und Märkte verkommen seien. Grüner widersprach dem antiken Philosophen Platon, der die Nachahmung für defizitär und damit die künstlerische Abbildung für sinnlos erklärte. Laut Grüner gehe es der realistisch orientierten Naturmalerei darum, den Augenblick des Erlebens festzuhalten. Indem er die Fotografie eines Naturerlebnisses abmale, verleihe er dem Augenblick seiner Freude Dauer. Als „realistisch“ bezeichnete Robert Grüner seine Kunst. Das stimmt, aber nur in einem eingeschränkten Sinn. Denn Grüner imitiert den Augenblick seines Erlebens nicht nur, sondern er sucht ihn zu überhöhen, zu potenzieren. Bei aller Liebe zum Detail praktiziert Grüner aber keine Annäherung an einen Fotorealismus. Er moduliert vorhandene Strukturen, greift schon mal zum Mittel der Schematisierung. Er überzeichnet Strukturen, verleiht den Farben und Formen, dem Spiel von Wasser und Wind, Wolken und Wellen eine Eigenart, die so in der Natur nicht gegeben ist. Damit gewinnen seine Bilder an Attraktivität. Es entsteht eine „Überdeutlichkeit“, die den Augenblick des Erlebens nicht bloß festhält und verlängert, sondern ihn auszeichnet. Damit sind Grüners Gemälde kein Objekt für einen bloßen Nachahmungsvorwurf im Sinne Platons. Gleichzeitig haben sie Teil an einem Gestaltungspotenzial und einem Gestaltungswillen, also genau an dem, was die Künstler seit der Renaissance dazu benutzt haben, sich vom Handwerker abzuheben. (hli)
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