Neue Strahlkraft
Das Asam-Gemälde in der Friedhofskapelle St. Patritius wurde restauriert. Am Sonntag können es Besucher bei einem Tag der offenen Tür betrachten
Kammeltal-Wettenhausen Über 100 Jahre schlummerte ein spätbarockes Ölgemälde des berühmten Cosmas Damian Asam unbeachtet in der Friedhofskapelle St. Patritius Wettenhausen. Erst 1989 wurde durch Kunsthistoriker Georg Paula die Bedeutung des Werkes erkannt. 2007 stellte es das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, München, auf der Asam-Ausstellung in Freising der Öffentlichkeit vor und übernahm anschließend eine umfassende Restaurierung des Werks, dessen Strahlkraft in den vergangenen Jahrzehnten doch gelitten hatte. Am kommenden Sonntag, 18. September, von 13 bis 16 Uhr, dürfen sich alle Interessierten bei einem „Tag der offenen Tür“ in der sonst verschlossenen Friedhofskirche an dem Deckengemälde und der gelungenen Restaurierung erfreuen.
Ein Modell für eine Bewerbung
Die beiden Brüder Asam, Cosmas Damian Asam (1686-1739) und Egid Quirin Asam (1692-1750), gelten als wichtigste Vertreter des Barocks in Deutschland. Sie haben im süddeutschen Raum zahlreiche Zeugnisse ihres Könnens als Maler, Bildhauer und Stuckateure hinterlassen. Bei dem Bild in Wettenhausen handelt es sich um das einzige in Öl gemalte „Bozetto“ , also ein kleines Modell, mit dem Asam sich erfolgreich für die Gestaltung des Kuppelbildes in der Münchner Dreifaltigkeitskirche bewarb.
Das kreisrunde Ölbild auf Leinwand misst einen Durchmesser von 1,44 Meter und trägt den Titel „Verehrung der Trinität“ (der drei göttlichen Personen). Asam beschreibt mit flüchtig skizzierenden Pinselstrichen detailliert das überirdische Geschehen. Die vorwiegend bräunliche Farbgestaltung wird in den Gewändern akzentuierend durch blaue, rötliche und goldene Töne auflockernd unterbrochen und die Hauptpersonen aufgehellt, indem Asam Licht und Schatten gezielt verteilt.
Gott Vater schwebt im Auge des Firmaments mit ausgebreiteten Armen herab, so die Beschreibung des Bildes in „Denkmäler in Schwaben“ von Bernt von Hagen und Angelika Wegener-Hüssen, umgeben von der radial angeordneten Engel- und Heiligenschar. Thematisiert werden rundum an der Peripherie des Gemäldes unter anderem die Entrückung des Propheten Elisas, Adam und Eva, der heilige Michael mit Flammenschwert, Luzifer und die sternenumkränzte Jungfrau Maria. Dazwischen schwingen Engel Rauchfässer oder veranstalten ein Konzert.
Wie kommt ein so wertvolles Gemälde in die Friedhofskapelle von Wettenhausen, die 1713 wegen der ansteckenden Pest zusammen mit einem neuen Friedhof außerhalb der Ortschaft erbaut wurde? Man vermutet, dass der damalige Pfarrer Johann Georg Mayr (in Wettenhausen von 1851 bis 1866) das Bild von einer „Bettelreise“, die er für den Bau des bekannten Wettenhauser Kalvarienberges unternahm, aus München mitbrachte. Nähere Umstände sind jedoch nicht bekannt.
So viel Asam wie möglich herausgeholt
Nach der bereits erwähnten Ausstellung in Freising zeigte sich, erklärt Cornelia Hagn vom Denkmal-amt, wie schlecht der Zustand des Gemäldes war. Die freiberuflich tätige Diplom-Restauratorin Petra Schwaerzel führte die Restaurierung durch und, wie das Ergebnis zeigt, erfüllte sie die Zielsetzung, „so viel Asam wie möglich zurückzuholen“, mit Bravour.
Gerüst zum Befestigen des Kuppelbildes gebaut
Die Pfarrei von Wettenhausen ist glücklich darüber, freut sich Mesnerin Viktoria Späth, dass das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mit großzügiger Unterstützung der Bauer’schen Barockstiftung die Federführung der umfangreichen Restaurierung übernommen hat. Zusammen mit freiwilligen Helfern reinigte sie im Laufe der vergangenen Woche die Kapelle und baute mit ihrem Mann Franz und Kirchenpfleger Josef Lauter ein Gerüst zur Befestigung des Kuppelbildes auf. Beim Tag der offenen Tür am Sonntag bietet die Mesnerin mit den „Freunden der Friedhofskapelle“ Kaffee, Kuchen und Getränke an, und Günther Atzinger erzählt um 14 und 15.30 Uhr Interessantes über den Inhalt und die Geschichte des Bildes. Den Abschluss findet der Nachmittag um 16.30 Uhr in einer Andacht mit Pfarrer Dr. Jacob Nangelimalil.
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