Sexuelle Belästigung: Wir müssen mehr hinschauen
Für manche Männer sind Frauen immer noch Freiwild. Das darf nicht so sein. Und jeder kann etwas dagegen tun.
Wie es sich anfühlt, sexuell belästigt zu werden, kann ich nicht sagen. Es ist mir nie passiert. Obwohl auch viele Männer unter unangenehmen Berührungen und Sprüchen – oder schlimmerem – zu leiden haben. Doch ich muss es nicht selbst erlebt haben, um zu verstehen: Solche Vorfälle können einem Menschen schaden. Es muss nicht erst zum Äußersten, etwa zu einer Vergewaltigung, kommen, damit ein Mensch darunter leidet. Vielleicht sogar ein Trauma davonträgt. Die eigene Psyche und seelische Gesundheit ist etwas höchst subjektives. Wer etwas als schlimm empfindet, für den ist es auch schlimm. Selbst wenn ein anderer es als harmlos empfinden würde.
In diesem Sinne muss man dankbar sein für Menschen wie Nadine Mayr. Sie geht offen mit dem um, was ihr passiert ist. Auch wenn vielleicht der ein oder andere sagt: ,Ist doch gar nichts schlimmes passiert.’ Doch der Krumbacherin ist es wichtig, auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Dass nämlich Frauen für manche Männer immer noch als Freiwild gelten. Dass manche Männer jeglichen Respekt gegenüber Frauen vermissen lassen und persönliche Grenzen rücksichtslos überschreiten. Das passiert nicht nur auf Parties, sondern auch im Alltag. Viele behalten solche Vorfälle für sich. Weil sie Angst haben vor Stigmatisierung, vor Unverständnis. Oder weil sie sich schämen.
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