Neuer Edeka-Supermarkt ersetzt defizitären Dorfladen in Neuburg
Der Neuburger Dorfladen macht Verluste und hat keine Zukunft: Ein neuer Supermarkt soll die Nahversorgung nicht nur gewährleisten, sondern auch verbessern.
In der Generalversammlung der Dorfladen Neuburg eG teilte dessen Aufsichtsratsvorsitzender und Neuburgs Bürgermeister Markus Dopfer mit, dass sich ein Edeka-Vollsortimenter im Kammelmarkt ansiedeln werde. Die Weichen wurden bereits einen Tag später in der Marktgemeinderatssitzung gelegt. Der Flächennutzungsplan wird geändert und ein Bebauungsplan „Sondergebiet Lebensmitteleinzelhandel Markt Neuburg“ aufgestellt. Der geplante Lebensmittelmarkt war zudem am darauffolgenden Tag Thema in der Bürgerversammlung.
Dorfladen muss für über eine Viertelmillion Euro saniert werden
Unter dem Tagesordnungspunkt „Zukunft Dorfladen“ lüftete Dopfer in der Generalversammmlung der Dorfladen eG das Geheimnis. Der Rathauschef war bis zuletzt ein starker Verfechter des Dorfladens. Er sprach von einem sehr emotionalen Thema. „Bis ins Frühjahr planten wir, den Dorfladen umfangreich zu modernisieren“, verriet Dopfer. Anlass hierzu gaben die durchaus positiven Jahresergebnisse von 2019 bis 2021, wo Jahresüberschüsse im fünfstelligen Bereich erzielt werden konnten. Die sogenannten Coronajahre taten dem Dorfladen gut. „Die Jahresergebnisse motivierten, den Dorfladen zukunftsfähig zu machen“, so Dopfer. Einen Einbruch habe es dann im vergangenen Jahr gegeben, wo ein Verlust von 2600 Euro verzeichnet wurde. Nach aktuellem Stand werde auch zum Jahresende 2023 mit einem negativen Geschäftsergebnis zu rechnen sein, obwohl der Umsatz mit 493.000 Euro in den ersten neun Monaten relativ zufriedenstellend sei.
In die Sanierung des Dorfladens müsste die Genossenschaft rund 264.000 Euro investieren. Über die Dorferneuerung hätte es einen beträchtlichen Zuschuss gegeben, doch am Ende stand immer noch eine Finanzierungslücke von 115.000 Euro. Während der Planungen zur Modernisierung meldete sich im Rathaus ein Investor für einen Lebensmittelmarkt. Der Krumbacher Stefan Tränkner, der aktuell einen Rewe-Markt in der Kammelstadt plant, würde gerne auch in Neuburg investieren. „Für Neuburg stellte diese Anfrage eine große Chance dar, die Zeit ist reif“, sagte Dopfer bei der Bürgerversammlung. Zuletzt sei er immer wieder auf eine Verbesserung der Nahversorgung angesprochen worden.
Als Partner hat Investor Tränkner in Neuburg Edeka im Boot. Er könne sich zudem vorstellen, neben dem künftigen Lebensmittelmarkt eine „Automaten-Tankstelle“ zu bauen. Wie Stefan Seehagen, Gebietsleiter Expansion von Edeka Südbayern, mitteilte, soll am südlichen Ortseingang von Neuburg, westlich der Firma Transpack, ein Vollsortimenter mit einer Verkaufsfläche von 1200 Quadratmeter entstehen. Dies entspreche in etwa zwei Drittel der Fläche des Krumbacher Edeka-Markts. Ziel des Lebensmittelkonzerns sei es, für den Lebensmittelmarkt in Neuburg einen selbstständigen Unternehmer zu gewinnen. Nach diesem Muster würden derzeit rund 1000 Märkte in Deutschland geführt. „Finden wir keinen Einzelhändler, so wird Edeka den Geschäftsbetrieb in Eigenregie führen“, so Seehagen.
30 Mitarbeiter sollen im Edeka in Neuburg an der Kammel arbeiten
Der Vorteil bei der Leitung durch einen selbstständigen Kaufmann sei jedoch, dass Gewerbesteuereinnahmen in Neuburg bleiben. In die Verkaufsfläche ist ein separater Backshop mit Café in der Größe von 60 Quadratmetern eingebunden. Seehagen sprach von einem Sortiment mit 20.000 frischeorientierten Artikeln. Zum Angebot würden auch rund 1400 sogenannte Discountartikel der Marke „gut & günstig“ gehören. Die Non-Food-Angebote machen allerdings lediglich 2,5 Prozent des Warenangebotes aus. Im Markt wird den Besuchern am Eingang zunächst der Backshop erwarten. Im Markt selber findet man Abteilungen unter anderem für Obst und Gemüse, Nahrungsmittel, Tiefkühlinseln, Getränke, Drogerieartikel oder Molkereiprodukte.
Herzstück wird laut Seehagen eine Bedientheke für Fleisch, Wurst und Fisch sein. Die Fleisch- und Wurstwaren stammen von der Südbayerischen Fleischwaren GmbH, die Backwaren könnten auch von einem regionalen Anbieter sein. Die Integration einer Postfiliale hielt Seehagen für sinnvoll, da dies ein Magnet sei. Der Personalbedarf liege bei rund 30 Voll- und Teilzeitkräften. Der Expansionsleiter bezeichnete Neuburg als attraktiven und exponierten Standort mit einem Einzugsgebiet von rund 7400 Einwohnern. „Der Edeka-Vollsortimenter wird die Angebotslücke schließen und die Wohn- und Lebensqualität vor Ort steigern“, war sich Seehagen sicher. Im Schnitt wird der Markt täglich drei bis viermal beliefert.
Insgesamt erwirbt Investor Tränkner eine Grundstücksfläche von 6370 Quadratmetern. Neben rund 100 Parkplätzen sollen auch Stellplätze mit E-Ladesäulen entstehen. Sollten alle Planungsschritte reibungslos über die Bühne gehen, so könnte der Lebensmittelmarkt im Laufe des Jahres 2025 eröffnen. Bis zu diesem Zeitpunkt würde der Dorfladen die Lebensmittelversorgung sicherstellen. „Bitte gehen Sie weiterhin zum Einkaufen in den Dorfladen“, appellierte Bürgermeister Markus Dopfer bei beiden Versammlungen. Nur dann sei gewährleistet, dass am Ende ein ordnungsgemäßer Rückzug möglich ist. Die eingebrachten Anteile der Genossenschaft in Höhe von rund 50.000 Euro würden in vollem Umfang zurückgezahlt. Erwin Lerchner und Karin Zecha wurden als Aufsichtsräte bestätigt. Sichtlich von dieser Entwicklung gerührt, bat auch Vorsitzende Claudia Weiß, dem Dorfladen bis „zur letzten Stunde“ die Stange zu halten. Sie trage die Hoffnung, dass der Dorfladen dann im neuen Edeka-Markt weiterlebe.
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