"Rock im Park" und "Rock am Ring" erstmals ohne Marek Lieberberg
Marek Lieberberg war der Pionier der deutschen Festival-Landschaft – und lange ihr König. Jetzt bestimmen andere bei "Rock am Ring" und "Rock im Park".
Auch seine eigenen Auftritte hatten irgendwann einen gewissen Legendenstatus. Ob er sich nun nach einem Festival-Abbruch wegen vermeintlicher Terrorgefahr echauffierte oder unliebsam kritische Journalistenfragen abbürstete: Marek Lieberberg war nicht nur die überragende Figur der deutschen Konzertveranstalter – er gebärdete sich auch so, selbst noch, als er die 70 schon überschritten hatte. Legendär aber ist vor allem, welche anderen Stars er zu Auftritten nach Deutschland gebracht hat.
Aber das zur größten Marke gewordene Kapitel seiner Erfolgsgeschichte ist mit diesem Wochenende nun endgültig Geschichte. Mit „Rock am Ring“, das 1985 eigentlich als einmaliges Festival stattfinden sollte, etablierte Marek Lieberberg nach dem erfolgreichen Debüt das alle Standards setzende Open-Air-Event in Deutschland, das neben dem Original mit „Rock im Park“ ab 1993 einen bayerischen Zwilling bekommen sollte. Bei der Rückkehr dieses Doppelriesen nach zweijähriger Corona-Pause ist Lieberberg nun aber erstmals nicht mehr der (Über)Vater.
CTS Eventim verdrängte Marek Lieberberg aus der Festival-Branche
König Marek wurde durch die immer weiter ausgreifende Branchenkrake ausgebootet: CTS Eventim. Denn was unter diesem Namen mal als Ticketservice begann und immer weiter wuchs, ist längst durch Zukäufe selbst auch zum Veranstalter geworden. Und nachdem Lieberberg zuletzt seine Schöpfung noch für den Riesen dirigierte, hat der das Ganze nun in andere Hände gelegt: Nicht mehr der von Lieberberg geleitete deutsche Ableger von Live Nation zeichnet verantwortlich, sondern der letzte Eventim-Zukauf: DreamHaus, geleitet von einem gewissen Matt Schwarz, samt einigen Kräften aus Lieberbergs vorherigem Team.
Aber ein Marek Lieberberg, dessen drei Söhne alle auch verantwortlich im Musik- und Eventbusiness arbeiten, hat ja schon so manches erlebt und macht mit seinen 76 einfach mit großen Konzerten weiter – steht aktuell hinter Auftritten von Bruce Springsteen bis Rage Against the Machine, von Lady Gaga bis Helene Fischer. Immerhin macht er das ja schon seit 1970. Da gründete er, Sohn von Holocaust-Überlebenden und ein Jahr nach Kriegsende in einem Lager geboren, seine erste Agentur – nachdem er sich selbst als Beat-Musiker versucht hatte. Die eigene Vergangenheit spielte wohl mit, als er etwa nach Nazi-Ausschreitungen Anfang der Neunziger Konzerte wie „Heute die! Morgen Du!“ organisierte. Die Karriereleiter aber führte zur Zusammenarbeit mit Weltstars in Tournee-Serien: Aerosmith, Bon Jovi, Metallica, Madonna, Depeche Mode … Die ganz Großen.
Wenn es aber darum ging, selbst geehrt zu werden wie mit dem Branchen-Award LEA, da wurde der berüchtigt harte Verhandler schon mal zum herben Kritiker und lehnte dankend ab. Keine Frage also, welcher Konzertveranstalter sich im Zuge der Corona-Maßnahmen am deutlichsten öffentlich über „Angst und Apathie der politisch Verantwortlichen“ geäußert hat: Er, Marek Lieberberg.
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