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Ausstellung
19.06.2021

Biennale in Venedig stellt sich den Problemen der Zukunft

Besucher gehen in der Installation „How we will leave together Chilean and Mapuche?“ des chilenischen Studios Elemental, die Teil der 17. Internationalen Architekturbiennale ist.
Foto: Alessandra Tarantino, dpa

In Venedig zeigen Architekten, wie die Gesellschaft künftig leben kann. Politikern allein trauen sie Lösungen nicht mehr zu, um Überlebensstrategien zu entwickeln.

Alles wird gut. Im Jahr 2038 blickt die Menschheit zurück auf 2020 und stellt fest: Die einst drängenden Probleme bezüglich Klima, Wohnen, Ressourcenverbrauch und Umweltzerstörung wurden durch eine energische und kluge Politik, vor allem aber durch Gemeinsinn gelöst. So ungefähr geht die Erzählung, die Deutschland zur Architekturbiennale 2021 in Venedig beisteuert. Es ist ein digitaler Beitrag, wie er in diese Corona-Zeiten passt. Den Pavillon in den „Giardini“ am Ostende der Lagunenstadt haben die Kuratoren um den Architekten und Hochschullehrer Arno Brandlhuber komplett leer belassen, nur QR-Codes sind auf die hellweiß getünchten Wände gedruckt. Wenn Besucher sie abscannen, können sie auf ihren Smartphones sechs Dokumentationen anschauen, in denen reale Expertinnen und Experten interviewt werden.

Sie erklären aus der Zukunft, wie die großen Probleme der 2020er und 2030er Jahre gelöst worden seien. Binnen 17 Jahren habe die Menschheit zu einer neuen Phase der Gelassenheit („New Serenity“) gefunden. Dank entsprechenden Bewusstseins und neuer Technologien sei es gelungen, das Gesetz der Spieltheorie umzudrehen. Anstatt „The winner takes it all“ gelte in einer neuen, auf Partizipation ausgerichteten Gesellschaft: Alle gewinnen. Zusammenarbeit statt Wettbewerb lautet die Formel, die solche Veränderung in Gang setzt.

Fast alle mahnen auf der Architekturbiennale: Die Probleme der Menschheit sind gigantisch

So also beantwortet Deutschland die Frage, welche die Biennale, die wegen Corona um ein Jahr verschoben wurde, vorgab: Wie wollen wir zusammenleben? Der Optimismus und dessen Glaube an die menschliche Fähigkeit zur Konfliktlösung soll offenbar ein Alleinstellungsmerkmal sein im Feld der 60 Nationen plus weiterer 113 Aussteller aus 46 Ländern. Fast alle mahnen: Die Probleme der Erde und der Menschheit sind gigantisch.

Den zentralen Pavillon der Giardini nutzen der Biennale-Kurator, der libanesisch-amerikanische Architektur-Professor Hashim Sarkis und die von ihm Eingeladenen für eine Analyse der globalen Lage. Die in aufwendigen Installationen greifbar gemachte Bestandsaufnahme lässt schaudern: Naturzerstörung bis in die letzten Winkel der Erde, Ausbeutung des Menschen, die fatalen Folgen des Kolonialismus, das Elend der Flüchtenden, weltweite politische Spannungen – und obendrein die Klimakatastrophe. Radikale Veränderungen sind nötig.

Zwischen Warnung und Utopie: „Wie werden wir zusammenleben?“, fragt die Architektur-Biennale angesichts globaler Probleme, die der Mensch verursacht hat.
14 Bilder
Eindrücke von der Architekturbiennale 2021 in Venedig
Foto: Ingrid Grohe

Den Politikern allein trauen die Architekten die Lösung der Probleme offenbar nicht mehr zu. Auch nicht Soziologen, Ökonomen, Philosophen, Geografen, Biologen, Zukunftsforschern. Sie selbst wollen die Frage „How will we live together?“ beantworten – analytisch, pädagogisch, spielerisch, assoziativ und auch mal ironisch und humorvoll. Ästhetische und rein planerische Überlegungen müssen zurücktreten hinter der Erkenntnis, dass es existenzielle Fragen zu beantworten, Überlebensstrategien zu entwickeln gilt. Den Architekten ist klar: Die Menschen müssen Arbeit, Fortbewegung und Ressourcenverbrauch neu organisieren, Städte, Siedlungen und Häuser neu denken – sie müssen, vor allem, teilen und zusammenrücken.

Diese weltweit wichtigste Architekturausstellung blickt zurück und voraus

Als Impulsgeber dienen den Planern auch komplex vernetzte tierische Lebensformen wie Insekten und Pilze, als Warnung bereits verlorene Spezies wie die vor gut 100 Jahren ausgerottete Blühpflanze Hibiscadelphus Wilderianus, deren würziger Duft in Lavagestein aus Hawaii nachklingt, woran drei große Brocken in einer begehbaren Glasvitrine erinnern.

Baukünstler, Planer, Designer und viele mit ihnen kooperierende Wissenschaftler und Digital-Designer bestücken diese weltweit wichtigste Architekturausstellung. Sie blicken zurück und voraus, präsentieren Erreichtes, Umgesetztes, aber auch konkrete Utopien und verrückte Ideen. Zur Visualisierung nutzen sie Fotos, Pläne und Modelle ebenso wie Zeitachsen, Satellitenaufnahmen, Animationen und Kunstwerke.

Mindestens zwei Tage brauchen Besucherinnen und Besucher, um sich halbwegs einen Überblick in den Pavillons der Giardini und den Hallen des Arsenale zu verschaffen und punktuell tiefer einzutauchen in das, was aus aller Welt nach Venedig geschickt wurde. Dabei sind die in der Stadt verteilten Projekte noch gar nicht eingerechnet, auf die man beim Flanieren durch das irrwitzige Gewirr von Gassen, Kanälen und Brücken unweigerlich stößt. Die Idee, dass angesichts der beginnenden Klimakatastrophe alle in einem Boot sitzen, zieht sich wie ein roter Faden durch die Biennale. In einem Boot heißt: Auf diesem Planeten müssen alle Menschen gemeinsam rudern, um ihn überlebensfähig und lebenswert zu halten.

Mancher Beitrag ist allerdings auch ziemlich banal

Wer angesichts dieser alarmierenden Erkenntnisse nach konkreten Ideen zu einem gelingenden Zusammenleben sucht, findet sie am ehesten in den Arsenale-Hallen. Architektonische Antworten auf drängende soziale Herausforderungen kommen etwa aus der Pariser Hochhaus-Siedlung La Défense, deren durchdachte Infrastruktur und Gemeinschaftsflächen eine gute Nachbarschaft fördern. Oder aus Beirut, wo Palmen aus Balkonen und Fenstern des vielstöckigen „Stone Garden“-Hauses wachsen. Manch anderer Beitrag dagegen ist ziemlich uninspiriert oder gar banal. Die USA etwa haben vor ihren Pavillon eine imposante vierstöckige Holzkonstruktion platziert. Mit vielen Modellen und Fotografien preisen sie die effiziente und nachhaltige Holzständer-Bauweise an („American Framing“) – als ob dies nicht längst weltweit für einfache wie auch komplexe Gebäude taugen würde.

Pragmatischere und hilfreichere Vorschläge kommen aus Norwegen. Die Leute dort brauchen zu viel Platz, stellen die Architekten Helen und Hard fest. Als Alternative zum Einfamilienhaus haben sie ein flexibles Konzept für Formen des Co-Housing entwickelt, wo eine größere Zahl von Menschen und Familien unter einem Dach Platz findet. Man muss nur unkonventionell planen und offen sein für andere Wohn- und Lebensformen. Die Biennale-Frage „Wie wollen wir zusammenleben“ wird längst auch in Deutschland verhandelt, und zwar in hitzigen Diskussionen über bezahlbaren Wohnraum und zukunftsträchtige Bauleitplanung.

Ein Beispiel aus einem Westallgäuer Dorf: Dort beantworteten zwei Gemeinderatsmitglieder, beide unter 30, die Frage nach einer zeitgemäßen Art des Zusammenlebens ganz unterschiedlich, als es um ein neues Baugebiet ging. „Wir brauchen Grundstücke, auf denen junge Familien ihr Häuschen bauen können“, sagte der CSU-Gemeinderat. Die Mandatsträgerin von den Grünen hielt diese Forderung für „gestrig“ und sprach sich für Geschosswohnungsbau aus – um Platz zu sparen und günstige Wohnungen anbieten zu können.

Menschen und andere Spezies laden die indisch-britischen Designer Anab Jain und Jon Ardern an einen Tisch.
Foto: Alessandra Tarantino, dpa

Beim Besuch in Venedig sollte man sich auch durch die Stadt treiben lassen, um noch mehr (Biennale-)Impulse zu entdecken. Sie selbst ist ja prädestiniert für die Frage nach dem Zusammenleben. Die erste Siedlung entstand um das Jahr 500, als Bewohner des venetischen Festlands vor den Langobarden auf die Inseln und das Sumpfland der Lagune flohen. Auf Millionen von in den Boden getriebenen Holzpfählen bauten sie eine Stadt, die bald zur Seemacht im Mittelmeerraum wurde. Heute steht sie vor der Frage, wie sie mit Millionen Touristen leben will, die jedes Jahr die Stadt fluten – abgesehen von Meeresfluten, die Venedig regelmäßig unter Wasser setzen und die Fundamente der Palazzi und Kirchen angreifen.

In einigen davon stößt man auf Biennale-Projekte. Litauen etwa hat in einer aufgelassenen Renaissancekirche im Stadtviertel Castello eine „Space Agency“ eingerichtet. Damit stellt der Designer und Forscher Julijonas Urbonas dem Ressourcenverbrauch der menschlichen Spezies eine radikale Idee entgegen: Sollte die Erde einst unbewohnbar sein, soll die Menschheit keine anderen Planeten erobern, meint er. Stattdessen erschafft er aus menschlichen Körpern einen neuen Planeten – und beginnt hier, in Venedig, damit: Ein zwischen Beichtstuhl und Hochaltar aufgestellter 3-D-Scanner vermisst die Kirchenbesucher. Auf Bildschirmen sehen diese sich als dreidimensionale Figuren; sie schweben im leeren Raum, um sich bald mit bereits gescannten Biennale-Gästen zu einem anschwellenden Knäuel zu verbinden. 2600 Körper sind es bereits drei Wochen nach Eröffnung der Biennale. Abgefahren? Vielleicht. Aber wo, wenn nicht in Venedig, dürfen Utopien blühen?

Die Architekturbiennale läuft bis 21. November. Tickets gibt es ausschließlich online.

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