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Stefan George
11.07.2018

Der Meister und das Geheimnis seines Kreises

Der Dichter voran und nach ihm seine Jünger: Stefan George 1924 mit Berthold (rechts) und Claus von Stauffenberg.
Foto: picture alliance

Der Dichter, vor 150 Jahren geboren, hat schon zu Lebzeiten durch einen von ihm geführten Männerbund von sich reden gemacht. Was geschah da alles?

Stefan George ist dem breiten literarischen Bewusstsein entschwunden, auch wenn er hier und da noch in einer lyrischen Anthologie auftaucht. Das war einmal anders. Am 12. Juli 1868 in Büdesheim bei Bingen am Rhein geboren, galt George zu Beginn des 20. Jahrhunderts als einer der faszinierendsten deutschen Dichter. Seine frühen Lyrikbände, gipfelnd in der Sammlung „Das Jahr der Seele“ (1897), ließen jeglichen Naturalismus links liegen und verpflichteten sich allein dem Ästhetischen und reinen Geistigen. Strenge Form, erwählte Sprache und eine konsequente Kleinschreibung hüllten Georges Lyrik auch äußerlich in eine Aura des Besonderen, und sein berühmtestes Gedicht zielt zwischen den Zeilen durchaus darauf ab, dem Publikum Hochachtung abzufordern ob solcher Verskunst: „Komm in den totgesagten park und schau“ –.

Die Berühmtheit Georges fußte freilich nicht allein auf seiner Lyrik, sie war unauflöslich verbunden mit seiner Person. Der Mann galt als auffallende Erscheinung, und das nicht unbedingt im positiven Sinne. Er war unnahbar, hochfahrend, exzentrisch. Gebieterisch erhob er den Anspruch, ein Dichter-Seher in der Nachfolge Homers zu sein, und inszenierte sich auf Fotografien als Fürst im Reich der Dichtung. Ein Habitus, der ihm manchen Spott eintrug, Theodor Lessing etwa nannte ihn den „Weihestefan“.

George war anziehend für einen bestimmten Typus junger Männer

Doch noch aus einem anderen Grund machte der Dichter von sich reden. Um die Jahrhundertwende hatte George, der seine Homosexualität zeituntypisch als alles andere als einen Makel empfand, damit begonnen, einen Kreis von Gleichgesinnten um sich zu scharen. In diesem ausschließlich männlichen Mitgliedern vorbehaltenen Zirkel – Frauen wurden allenfalls am Rande geduldet – reklamierte George die geistige Führerschaft mit herrischer Geste für sich. Gelebt werden sollte ausschließlich eine Welt der Kunst, in strikter Ablehnung aller modernen Lebensform. Der „Meister“ rezitierte bei den Zusammenkünften lieber Dante, Shakespeare und eigene Verse, die Adepten lauschten andächtig. Jung, männlich, akademisch gebildet – auf diesen Typus muss George unheimlich anziehend gewirkt haben; der Soziologe Max Weber entwickelte nach dem Fallbild des George-Kreises gar eine Theorie der „charismatischen Herrschaft“.

Bei allem Anspruch Georges auf Hohepriesterschaft fanden im Kreis auch Köpfe zusammen, die selbst von sich reden machten. Die Literaturwissenschaftler Friedrich Gundolf und Max Kommerell etwa, aber auch die Brüder Berthold und Claus von Stauffenberg. Gerade an den beiden letztgenannten wird deutlich, dass der Kreis mehr war als eine lebensfremde Privat-Akademie. Die Stauffenbergs trugen den Sarg Georges, als der Dichter, der 1933 in die Schweiz übergesiedelt war, im Dezember selbigen Jahres starb und im Tessin beerdigt wurde. Dass die Brüder sich später gegen Hitler verschworen, dass Claus von Stauffenberg es war, der im Juli 1944 die Bombe platzierte, deren Wirkung nicht die beabsichtigte war, was beide mit der Hinrichtung bezahlten, dieser Gang der Ereignisse ist vermutlich nicht denkbar ohne die ideellen Impulse, die die Stauffenbergs aus dem George-Kreis bezogen hatten.

Schon vor einem Jahrzehnt hat Thomas Karlauf in seiner fesselnd zu lesenden George-Biografie jedoch darauf hingewiesen, dass der Kreis auch sexuell codiert war. Nicht nur, dass ausschließlich der Meister bestimmte, wer Zugang zur Runde hatte; die Jünger waren auch stets bemüht, Ausschau zu halten nach neuen männlichen „Süßschaften“, die sie dem Dichter zuführten. Die Ausersehenen sollten durch George-Lektüre erzogen und für die Sache eines auf geistigen Säulen ruhenden „Reichs“ gewonnen werden. Doch der „pädagogische Eros“ schloss wohl mehr mit ein.

In Amsterdam wurde das Erbe Georges weitergeführt

Heutzutage, wo der Missbrauch junger Menschen im erzieherischen Kontext in Fällen wie der Odenwaldschule offenkundig und MeToo in aller Munde ist, wird man hellhörig, wo von pädagogischen Triebkräften die Rede ist. Jüngst hat die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Licht geworfen auf den Männerbund von Wolfgang Frommel in Amsterdam, einen Zirkel, der sich explizit in der Nachfolge von Stefan George sah und dessen geistiges Erbe weiterführte. Ein früheres Mitglied des Frommel-Kreises schildert, wie die gemeinschaftliche Lektüre von George-Gedichten rasch in handgreiflichen Sex von Seiten des „Erziehers“ überging. Das Blatt berichtet auch von Recherchen in Holland, wonach bei jüngeren Zugehörigen des Frommel-Kreises bewusst psychische Abhängigkeiten hergestellt und dann sexuell ausgenutzt wurden.

Man fragt sich, inwieweit diese Praktiken auf das Urbild des Kreises, auf den Zirkel um George, rückübertragbar sind. Einen Hinweis hat Max Kommerell gegeben, einer von Georges erklärten Lieblingen, der sich später jedoch vom Einfluss des Dichters befreite. „Das ganze Umeinanderleben“, urteilte Kommerell über den Kreis, habe auf einer „vollständigen Aufgabe des persönlichen Selbstgefühls“ beruht. Weitergehende Äußerungen jedoch, solche gar, die einen Missbrauch benennen, sind bisher nicht offenkundig geworden – was manche Interpreten auf den Kult des „Geheimen“ zurückführen, eines Schweigens, dem sich der George-Kreis nicht zuletzt wegen der seinerzeit unter Strafe stehenden Homosexualität verpflichtet sah.

Muss man Stefan George und seinen Kreis nun also aus den klaren Geisteshöhen herunterholen in die Sphäre des Irdisch-Trüben? In Ermangelung von Belegen ist Vorsicht geboten – vor Blauäugigkeit, aber auch vor Skandalgetrommel. Zweifellos aber wird man das Mögliche in Erwägung ziehen, wird man es mitlesen müssen, wenn man dem einen oder anderen von Georges späteren Gedichten begegnet, jenen, in denen er, oft verdeckt, über das Verhältnis von Meister und Gefolge sinniert.

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