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01.05.2018

Die Deutschen und ihr Wald

Die Romantik liebte den Wald, gemalt immer wieder von Caspar David Friedrich. Hier: „Der Abend“ (1820/21).
Foto: akg

Titelthema Es ist ein ebenso spezielles wie vielfältiges Verhältnis: historisch und poetisch, ideologisch und emotional. Ein Rundgang

Es kann natürlich Zufall sein, dass die heutige Stimme des Waldes, der Autor der neuen Weltbestseller über das Leben der Bäume, aus Deutschland kommt. Aber der schreibende Förster Peter Wohlleben steht eben auch in einer besonderen Tradition. Denn die Geschichte der Deutschen bewegt sich von ihren mythischen Anfängen bis zu ihrem gefürchteten Untergang, von weltbekannten Glanzpunkten in der Kunst bis hin zur Politik, die der Welt die schwärzesten Stunden beschert hat, in wesentlichen Bezügen zum Wald.

Geboren aus einem Sieg im Teutoburger Wald, bewegt wie kein anderes Land von der Angst vor dem Waldsterben, ganz inniglich in Gedichten Eichendorffs und Gemälden Caspar David Friedrichs, völlig außer sich in „Ewiger Wald – ewiges Volk“ von Göring und Himmler: Rohe Germanen und sensibelste Naturliebhaber, träumerische Romantiker und größenwahnsinnige Nationalisten – als all das zeigen sich die Deutschen im Verhältnis zu ihren Bäumen. So sagte tatsächlich Karl Marx dereinst: „Wie man hineinschreit in den Wald, schallt es heraus aus dem Wald.“ Vielleicht also wird der Deutsche in seinem speziellen Verhältnis zum Wald kenntlich?

Bevor es also womöglich unser Wesen erhellend durch die Geschichte geht: Zunächst zu einem aus alledem resultierenden, passend verqueren Moment der vergangenen Jahre. Mit folgender Anekdote beginnt auch der Kulturwissenschaftler Johannes Zechner seine umfassende Sichtung der Ideengeschichte zum „Deutschen Wald“: Es ist Ende August 2012 und der 20. Jahrestag der fremdenfeindlichen Ausschreitungen im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen. Als Zeichen für Toleranz und Frieden wird ein Bäumchen gepflanzt – das in der Nacht darauf auf halber Höhe abgesägt wird. In einem Begleitschreiben bekennt sich zu der Tat die „Arbeitsgruppe Antifaschistischer Fuchsschwanz“. Denn das Bäumchen, es war eine Eiche wie einst die „Hitlereichen“, wie einst die „Hindenburgeiche“, die am 1. Mai 1933 Kommunisten auf dem Tempelhofer Feld in Berlin gefällt hatten – sie sei ein „Symbol für Deutschtümelei und Militarismus“. Aber hatte nicht auch der große Basisdemokrat unter den Künstlern, Joseph Beuys, der 1982 die Pflanzung seiner nicht weniger als 7000 Bäume zur Documenta als „Stadtverwaldung“ in Kassel begann, gerade Eichen gewählt? Der gesellschaftliche Kontext prägt auch das Bild von Baum und Wald, von der Silvapoesie zur Silvapolitik …

Drei Tage des Jahres 9 nach Christus sind es, die das große deutsche Bedeutungsrad ins Rollen bringen. Damals nämlich erleiden die Römer unter Publius Quinctilius Varus eine vernichtende Niederlage gegen die Germanen, geführt vom Cherusker-Fürsten Arminius, auch bekannt als Hermann. Und so steht nicht nur bis heute eine Monumentalstatue des Siegers mitten im Teutoburger Wald – es wurde hier auch ein Mythos geboren, weil die Germanen ihren Sieg dem taktischen Einsatz der dichten Wälder zu verdanken hatten, wo die modernen Waffen der Römer nutzlos waren.

Später, in einer wohl so deutschen Kulturepoche wie keiner anderen, sollte einer ihrer Hauptvertreter über die alten Germanen sagen: „Ihr Tempel war der Wald mit seinen grünen Bögen und schlanken Säulenhallen“ – und rühmte jenen „Hauch eines unverwüstlichen Freiheitsgefühls, der uns aus jener schönen Waldeinsamkeit entgegenweht“. Es war die Romantik und Mitte des 19. Jahrhunderts der Dichter Joseph von Eichendorff, der bereits an Vorgänger wie den bereits vom „Wald als Dom“ schwelgenden Ludwig Tieck ansetzte. Caspar David Friedrich malte dazu die Romantik-Klassiker vom Wald, die Brüder Grimm belebten das Existenzielle in ihrer in Urzeitwäldern angesiedelten Märchensammlung. Aber auch eine Wendung ins Politische begann. Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel schrieb: „Hätten die Wälder Germaniens noch existiert, so wäre freilich die Französische Revolution nicht ins Leben getreten.“

Die Wendung ins Nationalistische, begonnen von Ernst Moritz Arndt mit Denkbildern, die bereits die deutsche Eiche und den deutschen Wald mit dem deutschen Volk vereinten, vollzog sich dann in der Propaganda der Wilhelminischen und Weimarer Wälder: Die Deutschen als Waldvolk gegen die Steppen- und Wüstenvölker – eine kräftige Rasse, die auf ihre Reinheit achten müsse, um nicht durch Parasiten und Fremdsorten geschwächt zu werden. Das Ideal: die Eiche! Und die Waldgemeinschaft. Der Wald: „Erzieher des Volkes“. Die Identifikation: „Abendland und Waldland sind gleichbedeutend.“ Es wuchsen „deutsche Heldenhaine“.

Unter den Nationalsozialisten und ideologischen Biologen wie Walther Schoenichen wurden auf die Germanen verweisende „geheiligte Haine tausendjähriger Eichen“ zur „Urheimat der deutschen Seele“. Kollege Hans Wolfgang Brehm leitete als Idealordnung von Wald auf Staat ab: „In ihr gibt es keine Narren und Querköpfe, die gegen die Tugend der freiwilligen Unterordnung verstoßen. Nur schwächlich werdende Führer werden von Führernaturen verdrängt.“ Hermann Göring war nicht von ungefähr auch waldpolitisch ambitionierter Reichsforstmeister, SS-Chef und Chef-Esoteriker Heinrich Himmler lieferte die natürliche deutsche Erhabenheit als Waldreligion dazu. In der Nationalsozialistischen Kulturgemeinde erscholl das „Hohelied der Einheit von Volk und Wald“.

Wenn später je wieder mit ähnlich starkem, aber ganz anders geartetem Pathos in Deutschland über den Wald gesprochen wurde, dann in den 80ern, als es gegen das drohende Waldsterben ging. Auf Kreuzen trugen Demonstranten da den Satz: „Erst stirbt der Wald, dann stirbt der Mensch.“

Heute ist das Verhältnis der Deutschen zu ihren Wäldern bestimmt vom Materialmanagement mitsamt einer dem Steuerrecht ähnlichen Unmenge an Regularien und einem zur sportlichen und seelischen Erbauung genutzten Freizeitraum: Forst, Event, Esoterik – und irgendwo dazwischen Peter Wohlleben. Dem werfen Kritiker vor, er würde das Leben des Waldes zu sehr vermenschlichen, romantisieren. Er selbst aber entgegnet, dass er gerade das Gegenteil versuche: den Wald, die Natur, als Kosmos ganz konkret ins menschliche Bewusstsein zu rücken – viel zu komplex, als dass wir ihn überhaupt verstehen könnten, geschweige denn kontrollieren oder instrumentalisieren sollten.

Doch Eichendorff dichtete: „ O Täler weit, o Höhen, / O schöner, grüner Wald, / Du meiner Lust und Wehen / Andächt’ger Aufenthalt! / Da draußen, stets betrogen, / Saust die geschäft’ge Welt, / Schlag noch einmal die Bogen / Um mich, du grünes Zelt!“

Johannes Zechner: Der deutsche Wald. Eine Ideengeschichte zwischen Poesie und Ideologie. 432 S., Verlag Philipp von Zabern, 69,95 ¤

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