Die Scala wieder am „Punkt Null“
Mailands Opernhaus will kein Saudi-Geld
Mord und Totschlag: Ohne diese beiden scheint es in der Oper nicht zu gehen, die blutige Tat gehört zum Wesen der Gattung, zumindest dort, wo sie dramatisch ist. Und gerade bei den Italienern – kaum ein Verdi oder Puccini, bei dem am Ende nicht mindestens einer gemeuchelt auf der Strecke bliebe.
Wenn nun aber jemand in die Oper drängt, der jüngst einen realen Mordanschlag zu verantworten hatte, wenn Saudi-Arabien, das dem Regimekritiker Dschamal Kaschoggi auf brutalste Weise das Leben nahm, sich mit Geld in die Scala einkaufen will, Mailands berühmtes Opernhaus, dann liegen die Dinge anders – dann will aus dieser Konstellation letztlich niemand ein ästhetisches Vergnügen ziehen. Gewiss, zunächst sah es noch anders aus, als der Intendant des Hauses, Alexander Pereira, die Saudis für eine Kooperation ins Boot holen wollte. Und das nicht einmal für unvorstellbar hohe Petrodollar-Summen, sondern für den vergleichsweise schlappen Betrag von 15 Millionen Euro, verteilt auf fünf Jahre. Für diesen Tropfen sollte der saudische Kulturminister auch noch einen Sitz im Aufsichtsrat des Opernhauses erhalten.
Geld von einem gnadenlosen Regime für eine von Italiens ersten Kunstadressen? Da rollten die Wogen der Empörung doch haushoch heran – und sorgten für nun einen Umschlag der Gesinnung. Wie italienische Medien meldeten, verkündete Mailands Bürgermeister nach einer Aufsichtsratssitzung: „Wir werden zum Punkt Null zurückkehren. Wir geben den Saudis das Geld zurück.“ Gut drei Millionen Euro sollen bereits geflossen sein.
Eine kluge Entscheidung. Vielleicht hat man sich in Mailand ja an die Opernstoffe erinnert, die da auf der Scala-Bühne so eindringlich besungen werden. Stücke, in denen am Ende die Gerechtigkeit siegt. Und es für den, der auf das Böse setzt, nicht gut ausgeht.
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