Eine der schönsten Tribünen für das Kino
In Locarno messen sich seit 70 Jahren die Größen des Films. Zum Jubiläum wird sich einiges erneuern. Sogar der Festivalname
Das Internationale Filmfestival Locarno feiert Geburtstag: Zum 70. Mal kommt Kinoprominenz aus aller Welt vom 2. bis 12. August in den idyllischen Ort am Schweizer Ufer des Lago Maggiore. Auch deutsche Schauspielstars werden erwartet. So spielt Johanna Wokalek die Hauptrolle in „Freiheit“, einem Familiendrama von Regisseur Jan Speckenbach. Jürgen Vogel verkörpert den Ötzi in „Iceman“ („Der Mann aus dem Eis“) von Felix Randau. Die mumifizierte Leiche des Steinzeitmenschen wurde 1991 nach mehr als 5000 Jahren aus dem Eis der Ötztaler Alpen in Südtirol geborgen. Alexander Fehling ist in „Drei Zinnen“ (Regie: Jan Zabeil) als Vater zu sehen, der um die Zuneigung seines Sohnes kämpft.
Das Festival gilt nach Cannes, Berlin und Venedig als wichtigstes Forum des Kinos. Es hatte recht bescheiden begonnen: Gegründet von Regisseuren wie Charlie Chaplin und Sergej Eisenstein, lockten die Aufführungen in den ersten Jahren einige hundert Zuschauer in den mediterranen Garten des Grand Hotels von Locarno. Von Anfang an waren die Freiluft-Projektionen unterm Sternenzelt der Clou – sie sind es noch heute. Inzwischen kommen allabendlich etwa 8000 Zuschauer auf die Piazza Grande.
Seit den 1960er Jahren hat sich das Festival vor allem als Sprungbrett für junge Autoren und Regisseure etabliert. Heute weltberühmte Filmemacher wie Woody Allen aus den USA, der Pole Krzysztof Zanussi, der Russe Andrei Tarkowski, der Kanadier Atom Egoyan und der Italiener Daniele Luchetti haben ihre internationalen Karrieren mit Auszeichnungen in Locarno begonnen.
In seiner 70. Ausgabe zeigt das Festival in verschiedenen Sektionen fast 300 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme. 18 Beiträge aus aller Welt konkurrieren im „Concorso Internazionale“ um den Goldenen Leoparden. Glanz und Glamour bringen sollen in diesem Jahr neben der deutschen Filmprominenz Stars wie Fanny Ardant, Mathieu Amalric, Vanessa Paradis, Charlize Theron, Willem Dafoe, Glenn Close, Noomi Rapace, Adrien Brody und Nastassja Kinski.
Der Ort im italienischsprachigen Teil der Schweiz hat sich bereits auf das Festival vorbereitet: In den Schaufenstern der Läden, an den Säulen der Passagen und an vielen Hauswänden erinnern Fotos an glanzvolle Momente aus der Festivalgeschichte. Zu den beliebtesten Motiven zählt dabei die Wiederbegegnung von Marlene Dietrich mit ihrem Förderer Josef von Sternberg, dem Regisseur von „Der blaue Engel“. Oft zu sehen auch: Ulrich Mühe in „Das Leben der Anderen“. Der Film hatte 2006 in Locarno Furore gemacht und den Publikumspreis gewonnen. Das Festival ruht sich nicht auf den Lorbeeren von einst aus, das belegen renovierte Kinosäle, neue Spielstätten und weitere Sektionen, etwa für Kinder.
Carlo Chatrian, der künstlerische Leiter, will dem Publikum die Vielfalt des modernen Kinos zeigen. Er will das Festival dazu nutzen, um über den Stellenwert von Filmen heute und in Zukunft nachzudenken. Ein Tribut an die Moderne ist der geänderte Festivalname: Aus „Festival del Film Locarno“ wird „Locarno Festival“. Peter Claus, dpa
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