Pflaumen, Mirabellen und Co. - dafür kann man sie verwenden
Bald haben Pflaumen und ihre Verwandten Saison. Aber wofür eignet sich welche Art? Ein Überblick.
Die Pflaumenzeit ist da und schon ist die Verwirrung groß. Welche Sorten eignen sich besonders gut zum Naschen, welche besser zum Backen oder Einkochen? Pflaumen, Zwetschen, Renekloden, Mirabellen und wie sie alle heißen: Selbst Botanikern fällt es nicht immer leicht, hier den Überblick zu behalten. Dabei lohnt sich ein genauerer Blick durchaus, denn die Unterschiede sind durchaus bemerkenswert.
Mirabellen lassen sich optisch vielleicht noch am ehesten von den anderen Pflaumen abgrenzen. Hierbei handelt es sich meist um kleinere runde und in der Regel gelbe, auf der Sonnenseite oft auch etwas orangefarbenere bzw. rötlichere Früchte. Mirabellen zeichnen sich durch ein typisches feines und dennoch süßes Aroma aus, das sich so bei den anderen Steinobstgewächsen nicht finden lässt. Das macht sie natürlich in ganz besonderem Maße geeignet für allerlei außergewöhnliches Backwerk, zumal sich auch die Steine gut lösen lassen und die relativ kleinen Früchte nicht allzu viel Feuchtigkeit an den Kuchenteig abgeben – was ihn ansonsten nämlich im wahrsten Sinne des Wortes „verwässern“ würde.
Einige Pflaumen-Arten gibt es schon seit Jahrhunderten
Die bekannteste Sorte ist wohl die „Mirabelle von Nancy“. Ihr gelbes festes Fruchtfleisch eignet sich sehr gut zum Backen, aber auch für Konfitüre und sogar für einen Obstbrand. Auch die sogenannte „Gelbe Mirabelle“, die auch als „Mirabelle von Metz“ bekannt ist, eignet sich sehr gut zum Backen. Ihre ansprechende gelbe Farbe behält sie ebenso wie auch ihre Form beim Einmachen bei, sodass sie in einem durchsichtigen Einweckglas auch optisch einiges zu bieten hat. Beide Sorten, die „Mirabelle von Nancy“ und auch die „Mirabelle von Metz“, sind übrigens sehr alte Sorten, die sich schon bei unseren Ahnen großer Beliebtheit erfreuten. Wer sie kennt, weiß auch, warum. Ebenfalls sehr alt, aber wohl nicht ganz so bekannt wie die Mirabellen, sind die Renekloden, die zu den Edelpflaumen zählen. Ihren Namen verdanken sie der „Reine Claude“, der „Königin Claudia“ von Frankreich, einer Tochter Ludwig XII., die die Früchte sehr schätzte. Damit ist auch klar, wie lange es diese Leckerei schon gibt, denn Königin Claudia von Frankreich lebte zu Beginn des 16. Jahrhunderts.
Auch die Renekloden schmecken sehr aromatisch, sodass sich das Ausprobieren und Naschen absolut lohnt. Die Frucht ist oft grün, manchmal sogar giftgrün, kugelrund und ein gutes Stück größer als die kleineren Mirabellen. Das Fruchtfleisch ist süß, saftig und etwas fester. Es lässt sich hervorragend zum Einkochen verwenden oder zum Backen, auch wenn sich der Stein nicht ganz so leicht lösen lässt. Lecker schmecken Renekloden auch zu Wildgerichten. Eine bewährte alte Sorte ist die „Große Grüne Reneklode“, die gerne zum Einmachen verwendet wird. Sie ist sehr aromatisch und gilt vielen Gourmets gar als die beste Reneklodensorte überhaupt. „Oullins Reneklode“ ist nicht ganz so alt wie die „Große Grüne Reneklode“, geht aber immerhin auch auf das 19. Jahrhundert zurück. Sie hat grüngelbe bis gelbe Früchte, die zudem relativ groß sind, aromatisch süß und saftig.
Nicht alle Pflaumen eignen sich zum Backen
Sie eigenen sich zum Naschen ebenso wie zum Konservieren oder auch als Kompott. Die Reneklodensorte „Graf Althanns“ kommt ursprünglich aus Böhmen und deutet optisch schon eher ihre Verwandtschaft zu den edlen Pflaumen an: Sie ist zwar kugelrund, aber auch größer und vor allem rotviolett bis braunrot gefärbt. Ihr goldgelbes Fruchtfleisch ist saftig, süß und sehr lecker. Zum Backen eignet sich allerdings besser die folgende Zwetschgensorte, die Kenner schon seit Jahrhunderten begeistert: die „Hauszwetschge“. Seit einiger Zeit setzt ihr allerdings die „Scharka-Krankheit“ zu und drängt sie immer mehr aus dem Erwerbsanbau zurück. Die blauschwarzen festen Früchte werden zwar erst recht spät im September reif, doch das Warten lohnt sich, denn die „Hauszwetschge“ ist überaus aromatisch und würzig, vor allem aber nicht so süß – ein Vorteil übrigens, den sie neben der ovalen länglichen Form mit anderen Zwetschgensorten teilt. Somit eignet sie sich perfekt nicht nur zum Naschen, sondern vor allem eben auch zum Backen, Kochen oder Einmachen.
Ein weiterer Klassiker ist die „Bühler Frühzwetschge“, die etwa ab Mitte August reif ist. Sie schmeckt leicht säuerlich, ist aber überaus lecker und lässt sich prima naschen oder auch backen. Auch die alte Sorte „Zimmers Frühzwetschge“ darf nicht vergessen werden. Zwar täuscht der Name auch hier ein wenig, denn sie wird ebenfalls erst im August reif, aber das Naschen der etwas festeren, saftigen und sehr aromatischen süß-säuerlichen Früchte lohnt sich unbedingt. Sie eignen sich hervorragend für Zwetschgengerichte aller Art, für Mus und natürlich auch für den klassischen Blechkuchen.
Diese Sorten sollte man unbedingt ausprobieren
Wer lieber eine der neueren Zwetschgensorten zum Backen verwenden möchte, sollte sich vielleicht die Sorte „Katinka“ einmal genauer anschauen. Sie ist schon im Juli reif und eignet sich mit ihrem festen Fruchtfleisch somit natürlich gut für den ersten Zwetschgenkuchen der Saison. Größere Früchte haben die Sorten „Toptaste“, „Haganta“ und „Tophit“, wobei letztere es durchaus auf bis zu 80 Gramm pro Frucht bringen. Gerade neuere Sorten zeichnen sich meist durch eine gute Lagerfähigkeit und oft auch durch eine gute Krankheitsunanfälligkeit (z.B. ist die Sorte „Jojo“ resistent gegen Scharka) aus, was sie für den Handel natürlich sehr attraktiv macht. Dort finden sich aber auch noch ältere große Pflaumensorten, wie etwa die sehr beliebte gelbe, süße und saftige „Ontariopflaume“ oder aber auch die nicht minder begehrte süß-säuerliche „Gelbe Eierpflaume“, die ebenfalls nicht ohne Grund viele Fans hat. Es lohnt sich also auf jeden Fall, in diesen Tagen einfach einmal ein paar Sorten auszuprobieren, denn es gibt noch viele weitere Leckereien zu entdecken.
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