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Geschichte
15.11.2016

Martin Luther, der Haudrauf aus Wittenberg

Besucher einer Vorbesichtigung stehen im neuen 360-Grad-Panorama von Yadegar Asisi mit Motiven zur Reformation in Wittenberg.
Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Wie Martin Luther mit einem Hammer und Worten die alte Welt zertrümmerte. 500 Jahre Reformation: Eine kurze Geschichte vom langen Weg in die Moderne.

Hat er oder hat er nicht? Im Rückblick versichert Martin Luther, er sei "durch Zufall, ohne meinen Willen und ohne Absicht in diesen Streit geraten". War der Augustinermönch aus Wittenberg am Schluss ein Reformator, der gar keiner sein wollte? Sondern mit seinen 95 Thesen, die am 31. Oktober 1517 am Portal der Schlosskirche zu lesen waren, nur seine Kirche auffordern wollte, mal die ganze Sache mit dem Ablass zu überdenken. Und die Seelenschacherei am besten einzustellen, auf dass wieder Ruhe einkehre in deutschen Landen. Dann könnten wir das Festjahr 2017 gleich absagen und die Preisreden auf Luther, den "deutschen Rebell", sein lassen.

Aber nein! Selbst wenn der Doktor in die ganze Reformation so einfach hineingestolpert wäre, so hat sich doch vor 500 Jahren die Welt in eine neue Richtung gedreht. Denn damals begann im Kern das, was wir später als Glaubens- und Gewissensfreiheit eines unserer wichtigsten Grundrechte nennen. Sein Gewissen sei in Gottes Wort gefangen, betonte Luther 1521 vor dem Reichstag zu Worms: "So kann und will ich nichts widerrufen, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas wider das Gewissen zu tun." Kein Papst, kein Kaiser oder Fürst sollten ihn bevormunden. Der Augustinermönch hat das neue Freiheitsbewusstsein bis in seinen Namen hinein festgeschrieben: Aus dem Spross der Familie Luder wurde der "Freigelassene" (griech. Eleutheros) Luther - allerdings "Sklave und Gefangener Gottes". Trotz der theologischen Einschränkung und gerade wegen dieser Begründung war die emanzipatorische Wirkung freilich enorm.

Denn Luther sagt: Du kannst deine Sache mit Gott selber ausmachen, ihm allein bist du, Mensch, rechenschaftspflichtig. Kein Kredit aus irgendeinem Gnadenschatz der Kirche wird dir den Himmel garantieren, wenn du am Ende deiner Tage zitterst und zagst, sondern nur dein rückhaltloses Vertrauen auf Gottes barmherzige Vergebung. "Jeder wahrhaft reumütige Christ erlangt vollkommenen Erlass von Strafe und Schuld, der ihm auch ohne Ablassbriefe zukommt", schrieb der Reformator in seiner 36. These.

Mit dem heutigen Papst Franziskus und dessen Botschaft von der grenzenlosen Barmherzigkeit Gottes würde sich Luther wahrscheinlich sehr gut verstehen. Den Renaissancefürsten Leo X. aus der Florentiner Hochfinanz indes auf dem Stuhle Petri konnte er bloß als den Antichrist aufs Schärfste bekämpfen. Ließ dieser doch Gottes Milde bei verängstigten Seelen zu klingender Münze machen, um seinen Petersdom als stolzestes und modernstes Bauwerk seiner Zeit zu errichten. Aber wen hätte groß gejuckt, was auf Latein in einer mitteldeutschen Provinzstadt an eine Kirchentür geheftet war, wäre nicht eine Medienkampagne losgebrochen, die dem Vergleich mit dem Liken auf Facebook standhält. Die Druckerpressen schossen diese Thesen, ins Deutsche übersetzt, ins Land - und sie wurden eifrigst bekämpft, mithin noch im Shitstorm ebenfalls weiterverbreitet. Luther sollte rasch lernen, wie nützlich ihm Publicity werden könnte - und wie gefährlich. Leicht hätte er als hartnäckiger Ketzer auf dem Scheiterhaufen als ein Häuflein Asche enden können.

Wäre der Streit um den Ablass reines Theologengezänk gewesen, hätte die Kirche mit Luther wohl kurzen Prozess gemacht. Doch das Mönchlein mit seinen Gewissensbissen kam einigen politischen Akteuren des frühen 16. Jahrhunderts gerade recht. Die deutschen Fürsten hatten eine Rechnung mit dem Papst offen, dessen Ablassprediger das Geld aus dem Land zogen. Der Historiker Volker Reinhardt von der Universität Fribourg geht jüngst davon aus, dass der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise seinen Luther gezielt gewähren ließ, um dem Mainzer Kurerzbischof Albrecht eins auszuwischen, der am Ablass als Lizenznehmer mitverdiente.

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Die antipäpstliche Reformation schuf ein Dach, worunter sich ein deutsches Nationalinteresse artikulieren konnte. Anders als in Frankreich oder England hatte Deutschland ja keine Zentralregierung, vielmehr zersplitterte sich das Reich in eine Vielzahl von Herrschaften vom Kurfürsten bis zum Reichsritter, vom Fürstbistum bis zur Freien Reichsstadt und der Reichsabtei. Luther wurde zum "Prophet der Deutschen" stilisiert. Er appellierte an den christlichen Adel deutscher Nation, die Erneuerung der korrupten Kirche anstelle der Bischöfe selbst zu übernehmen. Die Nähe von Thron und Altar, die der Reformator stiftete, hat im Lauf der Jahrhunderte zur Instrumentalisierung des Religiösen für politische Zwecke geführt - insbesondere in der preußisch-wilhelminischen Ausprägung. Sogar die skandinavischen Staaten gaben inzwischen das Staatskirchentum auf. Was die Kirche unabhängiger und glaubwürdiger gemacht hat.

Zum Nationalhelden taugt der hammerschwingende Luther heute nicht mehr. Zu gut kennt man seine Schattenseiten, vor allem seinen eifernden Judenhass, auf den sich die Naziideologen beriefen. Und den aufständischen Bauern ("Räuber, Diebe und Schälke") könne man nur mit harter Gewalt antworten. Zu Kaisers Zeiten war das noch ganz anders. Fortsetzung auf Seite V2

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