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Interview
10.04.2018

„Marx war auch in Stasi-Verhören präsent“

Warum es der Leiter der Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Gefängnis, Hubertus Knabe, für „fast zynisch“ hält, Karl Marx ein großes Denkmal zu errichten. So wie es die Geburtsstadt Trier nun tut

Zum 200. Geburtstag errichtet seine Heimatstadt Trier Karl Marx ein Denkmal. Ist das zeitgemäß? Der Historiker Hubertus Knabe, Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen im ehemaligen Stasi-Gefängnis, ist überzeugt: Trier hätte das Geschenk aus China ablehnen sollen. Gestern Abend diskutierte er in Trier mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) über die Frage, ob die Marx-Statue „ein vergiftetes Geschenk“ ist. Im Interview äußert sich Knabe zum „Säulenheiligen“ Marx und Trier – und zu den deutschen Feuilletons.

Herr Knabe, am 5. Mai jährt sich der Geburtstag von Karl Marx zum 200. Mal. Seine Heimatstadt Trier wird an diesem Tag eine fünfeinhalb Meter hohe Marx-Statue enthüllen. Was stört Sie an diesem Denkmal?

Die Zeiten, dass wir Denkmäler für Karl Marx aufstellen müssen, sind Gott sei Dank vorbei. Solche Denkmäler hat es in der DDR und in vielen anderen kommunistischen Ländern zuhauf gegeben. Marx war der Säulenheilige dieser Regime und der Vordenker dessen, worunter die Menschen dort gelitten haben – der Diktatur des Proletariats.

Der Ökonom Hans-Werner Sinn hat Marx als einen der bedeutendsten Makroökonomen der Geschichte bezeichnet. Steht es seiner Heimatstadt da nicht zu, ihn mit einem Denkmal zu ehren?

Ich halte diese Einschätzung für falsch. Denn das, was richtig an der ökonomischen Theorie von Marx ist, war nicht neu, und das, was neu war, ist falsch. Zum Beispiel seine Mehrwerttheorie, die sich in keiner Weise bestätigt hat. Angesichts des Leides, das seine Theorien über die Menschheit gebracht haben, halte ich es fast für zynisch, ihm nun ein derartig monströses Denkmal zu errichten.

Aber kann man einen Philosophen und Ökonomen des 19. Jahrhunderts verantwortlich machen für Repressionen und Morde im 20. Jahrhundert?

Marx war ja nicht nur Philosoph, sondern auch Politiker, der sich massiv eingemischt hat in die politischen Konflikte seiner Zeit. Wenn man seine Texte liest, fällt einem vor allem seine menschenverachtende Sprache auf. Erschreckend ist auch sein Rassismus, etwa wenn er Bretonen oder Basken als „Völkerabfälle“ bezeichnet, die zu „liquidieren“ seien. Verheerend wirkte sich aber vor allem aus, dass er den Menschen auf die Zugehörigkeit zu einer Klasse reduzierte, von denen die eine – das Bürgertum – gewaltsam beseitigt werden müsse. Die Diktatoren, die für Unterdrückung und Massenmord verantwortlich waren, haben nur das ausgeführt, was er vorgedacht hat.

Sie vertreten eine sehr rigide Ansicht.

Das mag einem so erscheinen, wenn man nie in einer sozialistischen Diktatur gelebt hat. Man kann die kommunistischen Massenverbrechen aber nicht von dem loslösen, was Marx geschrieben hat. Der Radikalismus, die Intoleranz, die Brutalität durchzieht seine Schriften wie ein roter Faden. Die Notwendigkeit einer gewaltsamen Revolution, die Beseitigung einer bestimmten Klasse, die Diktatur des Proletariats und die Leugnung der individuellen Menschenrechte – das alles sind Kernelemente seiner Ideologie gewesen.

Wenn man die Feuilletons der vergangenen Monate durchblättert, stößt man auf die These, dass die Kapitalismuskritik von Marx angesichts der Missstände der globalisierten Wirtschaftsordnung wieder aktuell ist.

Die deutschen Feuilletons haben leider schon immer einen leichten Hang zum Sozialismus gehabt. Man kann die Probleme der globalisierten Welt aber nicht mit den Theorien des 19. Jahrhunderts lösen. Marx hat doch im Grunde genommen einen Kinderglauben vertreten: Er meinte, die Geschichte der Menschheit sei eine Geschichte von Klassenkämpfen gewesen – Sklaven gegen römische Bürger, Bauern gegen Adelige, Proletarier gegen Bürger. Und wenn das Proletariat über die Bourgeoisie gesiegt hätte, würde schließlich das Paradies auf Erden ausbrechen: der Kommunismus. Das ist so naiv, dass man sich fragt, wie Millionen Menschen diesem Glauben anhängen konnten.

Die Marx-Statue ist ein Geschenk der Volksrepublik China an Trier. Hätte die Stadt dieses Geschenk schon allein deswegen ausschlagen sollen?

In der Tat. Ausgerechnet von der Kommunistischen Partei, die das größte Volk der Erde knechtet und ihre Minderheiten gewaltsam unterdrückt, nimmt die Stadt Trier ein Marx-Denkmal an! In China dient Marx bis heute als Instrument der Unterdrückung. Er erlebt dort sogar gerade eine Renaissance – und zwar nicht als „Ökonom“ oder „Philosoph“. Chinas Staatschef Xi Jinping betreibt dort eine bewusste Rückkehr zum Marxismus, um die pluralistischen Tendenzen in seinem Land zu unterdrücken.

Wie reagieren frühere SED-Opfer auf die Aufstellung der Statue?

Die Opfer des Kommunismus sind einigermaßen entsetzt. Ich habe Briefe von ehemaligen Stasi-Häftlingen bekommen, die sich fragen, wie es kommen kann, dass ausgerechnet in einer westdeutschen Stadt ein Marx-Denkmal aus China aufgestellt wird. Marx war auch in den Verhörräumen des Staatssicherheitsdienstes präsent. Seine Theorien dienten dazu, Menschen zu brechen, indem man ihnen zum Beispiel vorwarf, sie dienten „objektiv“ dem Klassenfeind – auch wenn sie nur einmal nach Paris fahren wollten. Die Verhöre, in denen so argumentiert wurde, verfolgen viele immer noch bis in den Schlaf.

Welche Art von Gedenken an Marx angesichts seines 200. Geburtstags halten Sie für angemessen?

Man muss vor allem deutlich machen, wie sehr die Gedanken von Marx als Ermächtigung für Diktatoren auf der ganzen Welt dienten – für Massenmörder wie Mao Tse-tung, Josef Stalin oder Wladimir Iljitsch Lenin zum Beispiel. Wenn wir in Deutschland davon sprechen, man müsse aus der Geschichte lernen, dann müssen wir genau diesen Zusammenhang zwischen Ideologie und Praxis offenlegen. Ich bin allerdings skeptisch, ob das die Stadt Trier derzeit im Sinn hat. Wenn sie auf ihrer Website vom „großen Sohn der Stadt“ spricht, erinnert das eher daran, wie Bonn Ludwig van Beethoven feiert. Auch der Titel der geplanten Ausstellung „Karl Marx. Leben, Werk, Zeit“ blendet gerade die Folgen seiner Theorien aus.

Wie beurteilen Sie den Umgang mit der Geschichte der DDR, dem kommunistischen Staat auf deutschem Boden – stehen für die Aufarbeitung genügend Gelder zur Verfügung?

Das Wissen über die DDR und den Kommunismus ist erschreckend gering – vor allem in der jungen Generation. Die Erfahrungen, die Deutschland mit dem sozialistischen Menschenexperiment gesammelt hat, werden nicht weitergegeben. Das ist beunruhigend, weil der Marxismus mit seinen Heilsversprechen bis heute eine gewisse Faszination ausübt. Hier muss mehr getan werden, vor allem von den Bildungsministern der Länder – und auch von der Stadt Trier, wo der Marxismus gleichsam seinen Ausgangspunkt hatte.

Interview: Michael Merten, kna

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