Museum am falschen Ort?
Haus der Geschichte in Bonn wird 25
Der Sprechzettel von SED-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski aus seiner Pressekonferenz am 9. November 1989 zur Maueröffnung; die Gebetskette des türkischstämmigen Blumenhändlers Enver Simsek, des ersten Mordopfers der NSU; der Studioschreibtisch aus der „Harald Schmidt Show“. All das und eine Million Objekte mehr werden vom Bonner Haus der Geschichte bewahrt. Seit 25 Jahren dokumentiert das Museum die deutsche Zeitgeschichte seit 1945. Mit jährlich 650 000 Besuchern in Bonn und 1,2 Millionen einschließlich der Außenstellen Leipzig und Berlin zählt es zu den beliebtesten Museen in Deutschland.
Am kommenden Freitag hält Bundeskanzlerin Angela Merkel die Festrede zum Jubiläum. Die Idee zu dem Museum stammt von Merkels Vorvorgänger Helmut Kohl (1930–2017). Er regte die Gründung 1982 in seiner ersten Regierungserklärung als Bundeskanzler an. Damals war eine Wiedervereinigung nicht in Sicht, Bonns Status als Hauptstadt der Bundesrepublik schien auf unabsehbare Zeit gesichert. „Da ging es darum, diesem Provisorium eine gewisse historische Unterfütterung zu geben“, erläutert Christoph Nonn, Professor für Neueste Geschichte in Düsseldorf. „Das war eine Art Selbstvergewisserung der Bundesrepublik.“
Als das Haus der Geschichte am 14. Juni 1994 von Kohl eröffnet wurde, war der Regierungsumzug nach Berlin schon beschlossene Sache – das Museum hatte sich in dieser Hinsicht schon überlebt. Hätte es nicht ebenfalls in die neue Hauptstadt wandern müssen? „Ich meine, dass der Standort Bonn trotz allem seine Berechtigung hat“, sagt der Berliner Historiker Paul Nolte. „Auch wenn er unter touristischen und Besucher-Gesichtspunkten nicht so attraktiv ist wie Berlin. Aber dafür gibt es dort ja auch das Deutsche Historische Museum, dessen Darstellung nicht 1945 endet.“
Zudem ist das Haus der Geschichte im Osten Deutschlands mit dem Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig und dem Tränenpalast in Berlin – der einstigen Ausreisehalle aus der DDR in den Westen – vertreten. Christoph Driessen, dpa
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