Käthe Kollwitz-Ausstellung in Passau
Das Museum für Moderne Kunst in Passau zeigt in einer Ausstellung mit dem Titel „Käthe Kollwitz – Bildhauerin aus Leidenschaft“ unter anderem alle vollendeten Plastiken.
Das bildhauerische Werk, das die Zeichnerin und Grafikerin Käthe Kollwitz (1867–1945) hinterlassen hat, ist schmal, aber gewichtig. 20 in Stein oder Bronze ausgeführte Skulpturen sind bekannt. Für die Künstlerin waren die Plastiken, die sie ab 1910 schuf, von zentraler Bedeutung. Käthe Kollwitz entwickelte und begleitete diese Arbeiten mit vielen Studien und Entwürfen auf Papier.
Das Museum für Moderne Kunst in Passau zeigt nun in einer Ausstellung mit dem Titel „Käthe Kollwitz – Bildhauerin aus Leidenschaft“ alle vollendeten Plastiken – zusammen mit etwa 60 Zeichnungen und druckgrafischen Werken. Auszüge aus den Tagebüchern der Künstlerin erhellen zudem, wie intensiv sich Kollwitz mit Fragen der Bildhauerei beschäftigte.
Am Beispiel ihres in Granit ausgeführten Mahnmals auf dem deutschen Soldatenfriedhof Vladslo in Flandern, das in zwei Figuren ein kniendes, trauerndes Elternpaar zeigt, lässt sich in Passau nachvollziehen, wie stark die Kollwitz ihre künstlerische Arbeit brauchte, um den Tod ihres jüngsten Sohnes Peter zu verwinden, der 1914 im Ersten Weltkrieg als junger Freiwilliger starb. Die Mutter, die ihr Kind verliert, wird zum beherrschenden Thema der Künstlerin.
In Passau ist natürlich auch die berühmte Bronze „Mutter mit totem Sohn“ zu sehen, die seit 1990 stark vergrößert in der zentralen deutschen Gedenkstätte „Opfer des Krieges und der Gewaltherrschaft“ steht (Neue Wache/Berlin).
Liebe, aber vor allem Schmerz, Verlust, Trennung, Tod: Käthe Kollwitz hat sich diesen existenziellen Zuständen gewidmet. Immer wieder arbeitete sie am Motiv der Mütter, die ein Opfer bringen, der Mütter, die ihre sterbenden, toten Kinder im Arm halten – ob als Kleinplastik in Bronze oder als Zeichnung. Ihre Ausdrucksstärke ergreift den Betrachter stets aufs Neue. In der Passauer Ausstellung, die u.a. Leihgaben aus den Kollwitz-Museen in Berlin und Köln sowie dem Lehmbruck-Museum Duisburg versammelt, zeigen Selbstbildnisse den strengen, realistischen, desillusionierten Blick der Künstlerin, die um die Fragilität des Lebensglücks, um Vergänglichkeit und Schmerz weiß.
Weniger bekannt: die grandiosen Handstudien
Auch weniger bekannte Arbeiten wie die grandiosen Handstudien belegen die stets von Tiefe und Ernsthaftigkeit gezeichnete Meisterschaft einer Künstlerin, deren einziges Thema der Mensch war. Kollwitz arbeitete an dem Handmotiv in Vorstudien für ein Relief, das sie 1938 für den Grabstein des Ehepaares Levy auf dem jüdischen Friedhof in Köln-Bocklemünd schuf. Unterarme, die sich halten, sich mit Händen aneinander klammern und doch auch loszulassen scheinen.
Der Tod war ihr großes dunkles Lebensmotiv. Doch das Leben hat Käthe Kollwitz mit ebenbürtiger Intensität gezeigt, wie die Porträts ihrer Kinder Peter und Hans offenbaren, dazu die liebenden Paare und – auch das – das Selbstbildnis der Künstlerin als junge Frau.
Ausstellungsdauer im Museum Moderner Kunst Wörlen in Passau: bis 6. Mai. Geöffnet: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr. Das Katalogbuch kostet 25 Euro.
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