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Rundgang II
10.06.2017

 …eingeschlossen die Missstände dieser Welt

Ohne künstlerische Überhöhung erledigen zu viele Werke dieser Documenta die Aufgaben anderer Disziplinen

Zu einem der Widersprüche dieser Documenta zählt, dass ihre Macher wiederholt und offiziell appellierten, „Wissen zu vergessen“ und zu „entlernen“ – und dass dann aber dieselbe Documenta reihenweise papierne Werke von Künstlern präsentiert, die erforscht, recherchiert, archiviert haben, um Wissen zu erhalten, aufzuarbeiten, Inventur zu machen, zu speichern und zu erinnern. Und ein weiterer Widerspruch ist, wie vehement ihre Macher den Zuschauer auffordern, sich einzumischen, „aufsässig“ zu werden, die Arbeit der Politik zu übernehmen – aber dann viel zu oft regelrecht Auskunft darüber verweigern, welcher Hintergrund, welche Biographie einer ausgestellten Arbeit zugrunde liegt – einer ausgestellten Arbeit unter den vielen, vielen Arbeiten, die das gewesene oder gegenwärtige Elend der Welt reflektieren. Evident ist: Diese Documenta ist so gesellschaftspolitisch engagiert, aktionistisch und aktivistisch wie wohl keine vor ihr.

Geschenkt, dass die Fachbesucher der ersten Documenta-Tage, darunter viele Vermittler, viele Multiplikatoren, häufig auf Künstlernamen, Titel, Erklärung verzichten mussten. Lästig. Kann aber als Kinderkrankheit abgehakt werden.

Nicht geschenkt aber bleibt, dass der Interessierte bis Lernwillige so wenig Sachdienliches im überdies umständlich zu handhabenden Documenta-Katalog findet („Daybook“, 25 Euro). Das ist so frustrierend wie der folgende Raum-Eindruck, der sich in nicht wenigen geschlossenen Räumen dieser Weltkunstschau einstellt, nämlich eine assoziativ-mäandernde, heterogene, springende Präsentationsform: Barlach neben Courbet neben russischer Avantgarde neben spätmittelalterlichen Heiligenbildern neben Monochromien neben Fotos aus dem Edelbordell neben Partituren. Die offizielle Erläuterung dazu: ein „Raum, der sich der sozio-ökonomischen Reflexion widmet“. Mit hochgestochener Sprache fühlt sich der Betrachter hochgenommen.

Der dritte Frustrationsgrund aber, den die Hallen und Museumsräume dieser Documenta liefern, der ist 2017 nicht mehr zu richten. Der Anteil starker, intensiver, auratischer Kunst hält sich bei babylonischer Sprachvielfalt in Grenzen. Wohl sind hochkomplexe Weltgeschehnisse in Ordnung und Form gebracht, doch die künstlerische Überhöhung, diese krönende Stufe, ist nicht bezwungen. Ästhetik steht kaum zur Debatte. Zu viel bleibt allein zweckgerichtet, den Missständen dieser Welt eine Stimme zu verleihen. Das ist gut gemeint und verdienstvoll und moralisch ehrenwert, doch hat es im Zweifelsfall mehr kulturhistorischen denn künstlerischen Wert. Übernommen und predigend erledigt werden die Aufgaben anderer geistiger Disziplinen. Welche Magie hatte demgegenüber Joseph Beuys mit seinen sozialen und ökologischen Aktionen (Kasseler „Stadtverwaldung“) – quasi der richtungsweisende Vordenker dieser Documenta!

Keine Regel ohne Ausnahme: Was die Künstlerin Maria Eichhorn in Athen und Kassel umtreibt, hat womöglich ähnliche Sprengkraft, auch wenn sie nicht nach Schönheiten strebt. In Athen setzt sie juristisch alles daran, eine Immobilie juristisch eigentümerfrei zu machen – offenbar kein leichtes Unterfangen. Und in Kassel setzt sie aktivistisch alles daran, einst enteignetes jüdisches Eigentum den Nachkommen der ehemaligen rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben, Stichwort NS-Raubkunst. Dazu hat die Bambergerin, Jahrgang 1962, anlässlich dieser Documenta ein Institut gegründet, das Hinweise aus der Bevölkerung auf den möglichen Verbleib von Raubkunst entgegennimmt – um dann weiter zu recherchieren und gegebenenfalls die Restitution zu erreichen. Eichhorn, eine künstlerische Wesensverwandte von Hans Haacke, der jetzt zum vierten Mal an der Documenta teilnimmt, interessiert sich geradezu bohrend für halbseidene oder verbrecherische Wertschöpfungsprozesse: Auf der Documenta 11 gründete sie eine Aktiengesellschaft, die keinen Gewinn machen durfte. Nun ist von ihr in der neuen Galerie unter anderem zu sehen: „Auktionsrekorde 1935–1942 Berlin“ sowie jene zusammengeraubten Bücher aus jüdischem Eigentum, die die Berliner Stadtbibliothek seinerzeit unter der bezeichnenden Signatur „J“ in ihren Bestand einreihte.

Insgesamt ist der Besuch der Neuen Galerie vorzuziehen: Hier versammelt Piotr Uklanski eindrucksvoll 200 Porträts von Nazis (worunter übrigens der ehemalige Sturzkampfflieger Beuys eingereiht ist), hier werden von dem Peruaner Sergio Zevallas die Fotoporträts von „Persönlichkeiten, deren Existenz der Auslöschung eines weiten Spektrums der Menschlichkeit gewidmet ist“, in Wachsplastiken verwandelt. Man sieht in der Manier indianischer „Schrumpfköpfe“ auch die Terroristen Zschäpe, Deutsche-Bank-Chef Cryan, Ministerin von der Leyen.

Anempfohlen seien aber auch die sensiblen Graphit-Zeichnungen David Shutters (im Zusammenhang mit dem Raubkunst-Gurlitt-Komplex) und die kontemplative Sternenhimmel-Malerei von Vija Celmins – wohingegen das Schaffen der jetzt auf breiter Front entdeckten Rumänin Geta Brätescu auf der Biennale Venedig erheblich besser präsentiert ist.

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