Unesco schreibt 21 Stätten neu in Welterbeliste ein
Buenos Aires/Brasilia (dpa) - Das Welterbekomitee der Unesco hat bei seiner 34. Jahrestagung in Brasilia 21 Stätten und damit wesentlich mehr als im vergangenen Jahr neu in die Welterbeliste eingeschrieben.
Bei weiteren sieben bestehenden Welterbestätten wurden bis zu den letzten Beratungen am Dienstag Erweiterungen beschlossen, und die Naturerbestätte Ngorongoro in Tansania wurde zusätzlich zur Kulturerbestätte erklärt.
Nur neun Anträge seien bei der Sitzung, die am 25. Juli begann, abgelehnt worden, sagte Unesco-Sprecherin Sue Williams zum Ende der Sitzung in der brasilianischen Hauptstadt. Die UNESCO-Liste verzeichnet jetzt 911 Kultur- und Naturerbestätten in 151 Ländern, davon 33 in Deutschland. Die nächste Jahrestagung werde im Juni in Bahrein stattfinden.
Die Liste der neuen oder erweiterten Welterbestätten reicht von einem Strafgefangenenlager in Australien über ein Atombombentestgebiet auf dem Bikini-Atoll bis zur Harzer Wasserwirtschaft. Neu dazu kam auch der Amsterdamer Grachtengürtel. Die Kanäle wurden im 17. Jahrhundert als Fließbänder des Warenverkehrs angelegt - Boote transportierten Gewürze, Wein oder Porzellan direkt zu den Speicherhäusern. In Frankreich wurde der Welterbestatus der Bischofsstadt Albi zuerkannt, die ihr mittelalterliches Stadtbild noch unangetastet bewahrt hat. Über dem Zentrum thront die festungsartige Kathedrale Sainte-Cécile, eines der größten Backsteingebäude der Welt.
Das Welterbekomitee erklärte auch die Harzer Wasserwirtschaft zum Kulturwelterbe, ein ausgeklügeltes System kleiner Stauseen, Gräben und Stollen, das den Bergleuten zur Energieerzeugung diente. Das bis zu 800 Jahre alte "Kraftwerk" ist künftig Teil der Welterbestätte "Bergwerk Rammelsberg und Altstadt von Goslar", die bereits seit 1992 zum Unesco-Welterbe gehört. Als Erweiterungen bereits bestehender Weltkulturerbestätten wurden auch Felsmalereien in Spanien, das Schloss Eggenberg in Österreich und eine rumänische Klosterkirche anerkannt. Zudem wurde das Naturerbe Pirin Nationalpark in Bulgarien erweitert.
Die Unesco-Experten befassten sich auch mit Anfragen, ob geplante Baumaßnahmen mit bestehenden Weltkulturerbestätten im Einklang stehen. So gaben sie grünes Licht für den umstrittenen Bau der Mittelrheinbrücke in der Nähe des weltberühmten Loreleyfelsens. Das Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal sei dadurch nicht gefährdet. Die Wirtschaft forderte seit langem eine Rheinquerung bei St. Goar und St. Goarshausen, denn zwischen Koblenz und Mainz gibt es auf rund 85 Kilometern weder Brücke noch Tunnel.
Keine Entscheidung gab es jedoch vorläufig über die in Regensburg geplante Donaubrücke. Die Stadt hatte eine Studie zum Bau einer Bustrasse eingereicht, die als Ersatz für die gesperrte Steinerne Brücke gedacht ist. Möglicherweise müssen die Planungen nun für ein Jahr bis zur nächsten Sitzung des Komitees auf Eis gelegt werden.
Das Komitee entschied außerdem über gefährdete Denkmäler des Welterbes. So strich sie in einer durchaus umstrittenen Entscheidung die Galápagos-Inseln von der Liste. Neu auf die Rote Liste kamen dafür zwei Denkmäler in Georgien, die Bagrati-Kathedrale und das Gelati-Kloster. Hier würden Restaurierungsarbeiten die Denkmäler bedrohen. Als gefährdet wurden auch der Nationalpark Everglades im US-Bundesstaat Florida wegen sinkenden Wasserstandes und Verschmutzung sowie die Regenwälder von Atsinananain in Madagaskar wegen illegalen Holzeinschlags eingestuft. Der Inka-Ruinenstadt Machu Picchu in Peru blieb der Eintrag auf der Roten Liste erspart, aber die Unesco mahnte dort eine bessere Kontrolle der Touristenströme an.
Der Welterbe-Status ist begehrt. Er erleichtert den Zugang zu Fördergeldern und gilt als Touristenmagnet. Außerdem soll dadurch die Erhaltung bedeutender Stätten gewährleistet werden. Denn wenn eine Stadt nicht genug dafür tut, kann sie den Status auch wieder verlieren. Nicht immer ist Schönheit das ausschlaggebende Kriterium bei der Vergabe: Es geht auch um die Einzigartigkeit eines Ortes. So gehört in den Niederlanden eine eingepolderte Insel, die jetzt nicht mehr vom Wasser, sondern vom Land umgeben ist, zum Weltkulturerbe.
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