Unvollendete Prince-Autobiografie gibt einmalige Einblicke
Der Weltstar hat kurz vor seinem Tod eine Autobiografie begonnen. Obwohl sie unvollendet ist, gibt sie einmalige und bis heute unveröffentlichte Einblicke.
Kurz auf die sensationelle Verheißung folgte deren so unvorhersehbares wie endgültiges Scheitern. Denn Prince starb am 21. April 2016 im Alter von 57 Jahren an einer Überdosis des Schmerzmittels Fentanyl und konnte somit die nur wenige Wochen zuvor angekündigte Autobiografie eben doch nicht schreiben. Sie zumindest nicht vollenden. Denn knapp 30 Seiten hatte er bereits verfasst, über seine frühesten Erinnerungen. Zu einem bildstarken Prachtband erweitert gewähren diese nun einmalige Einblicke in das Leben eines Teenagers, der dereinst zum Weltstar werden sollte: Prince Rogers Nelson.
"Kein anderer hieß Prince"
Und mit dem Namen fängt es ja schon an. Denn nicht nur, dass hier der Vater seinen eigenen Künstlernamen als Musiker zum ersten Taufnamen seines Sohnes machte und damit gerade die völlige Hingabe zur Musik betonte, an der letztlich die Ehe zwischen den Eltern des Jungen scheitern sollte. Für den Jungen selbst wurde der Name schon Mitte der 60er, in der Grundschule, zur Identitätsfrage: „Für die Lehrer war es ein Problem, mich Prince zu nennen. Die fanden, das war kein ordentlicher Name, ähnlich wie King.“ Sie nannten ihn oft Skipper. Und zugleich realisierte Prince, der ohnehin mit der Schule wenig anfangen konnte, weil er immer lieber Musik machte und weil er dort zudem die ersten bitteren Niederlagen bei kleinen Auftritten erlebte: „Kein anderer hieß Prince.“
Diese Einzigartigkeit wollte er, auch wenn ihm die ärmlichen Umstände und die Abschiebung durch die jeweils neu verheirateten Eltern zu einer sehr gläubigen Tante nicht gerade die besten Voraussetzungen lieferten. Aber frühe Sätze zeugen bereits von der erträumten Verwandlung: „Manche Geheimnisse sind so dunkel, dass man sie zu einem Song machen muss, bevor man sie überhaupt ans Licht bringen kann.“ Und: „Ich komme aus der Langeweile, vom Rand, aus der Misere, ich will ins Aufregende, in den Mittelpunkt und den Luxus.“
Prince-Autobiografie "The Beautiful Ones"
Aber es sind eben nicht die folgenden Jahre der Erfüllung, die hier in der nach einer seiner großen Balladen „The Beautiful Ones“ benannten Rumpf-Autobiografie im Zentrum stehen. Man sieht stattdessen auf faksimilierten Seiten Comickritzeleien des Teenagers, handschriftliche Songskizzen, Notizen auf liniertem Papier. Liest Szenenentwürfe für einen Film, aus dem später „Purple Rain“ wurde, liest von ersten Küssen, Marotten und frühen Blackouts, sieht bisher unveröffentlichte, auch private Fotos. Und die einzige Brücke von dort zum Superstar, die Prince selber nicht mehr annähernd entwickeln konnte, spannt ein Essay vorneweg. Der als Co-Autor für die Autobiografie engagierte und vom Star als Freund geschätzte, fast 30 Jahre jüngere Dan Piepenbring erzählt von den Vorbesprechungen und den Wochen, die plötzlich die letzten dieses Ausnahmekönners werden sollten. Er schildert einen genialisch schwankenden, emotional erschütterbaren, so ruhelosen wie schwer fassbaren Geist in Sneakers mit hoher Sohle samt Blinklichtern.
Und der hatte noch Großes vor, auch mit dem Buch, natürlich über die perfekte Liebe, wie immer, aber auch über Rassismus. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Aber gerade die große Lücke belässt Prince auch sein Geheimnis. Er bleibt vor allem: eine fantastische Figur.
Prince und Dan Piepenbring: The Beautiful Ones. Übersetzt von Claudia Wuttke und Eike Schönfeld. Heyne, 304 S., 32,90 Euro.
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