"West-Eastern Divan Orchestra" spielt Fidelio
Salzburg (dpa) - Es ist ein zutiefst menschliches Kulturprojekt: Daniel Barenboims "West-Eastern Divan Orchestra" besteht aus jungen Musikern aus Israel, Palästina und anderen arabischen Ländern.
Bei den Salzburger Festspielen haben die von der Musik vereinten Künstler am Mittwochabend Beethovens Freiheitsoper "Fidelio" zu Gehör gebracht. Die konzertante Aufführung begeistert vor allem durch das Engagement der jungen Musiker - die Sänger können sich nicht mit dem erstrebenswerten Festspiel-Niveau messen.
Der 2003 verstorbene palästinensische Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Edward Said, Mitbegründer des Orchesters, hatte 1998 eine eigene "Fidelio"-Textfassung für eine Aufführung 1998 in Chicago geschrieben. Sie erweist sich auch nach mehr als zehn Jahren als tragfähig. Die Geschichte wird von Leonore (Waltraud Meier), die ihren Mann aus ungerechtfertigter Gefangenschaft befreit, im Rückblick erzählt. In wenigen Sätzen wird angedeutet, dass der Friede derzeit wohl noch hält, die Angst vor neuerlicher politischer Willkür aber noch immer nicht überwunden ist - ein Abbild der Situation der jungen Menschen aus dem Nahen Osten.
Politische und künstlerische Botschaft passen bei diesem "Fidelio" allerdings nicht ganz aufeinander: Mit Auftritten wie die der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung von Paavo Järvi, die zum Festspiel-Auftakt einen Beethoven-Symphonienzyklus spielte, kann sich das junge Orchester nicht messen. Barenboim dirigiert keine raue, emotionsgeladenen Sicht auf die Dinge. Bei ihm zerfließt der Orchesterklang in satt-schönem Breitklang. Aber auch wenn es in Beethovens Partitur deutlich kantiger festgeschrieben ist, darf eine Friedensbotschaft von jungen Musikern aus dem Nahen Osten sicherlich auch schön klingen.
Als nächste Station zieht das Orchester nach Bayreuth, wo es am 19. August zu Gast ist. Danach geht es weiter zu vier Konzerten nach London.
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