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Klassiker
11.09.2019

Wie Goethe das Leben mit der Liebe und der Poesie verband

Die Erstausgabe von Goethes "West-östlichem Divan", die 1819 erschien.
3 Bilder
Die Erstausgabe von Goethes "West-östlichem Divan", die 1819 erschien.
Foto: Goethe-Museum Düsseldorf

Vor zweihundert Jahren begeisterte sich Goethe für persische Dichtung und machte sich selbst an die Dichtung seines „West-östlichen Divan“. Ohne eine Frau hätte die Sammlung nicht die Gestalt gefunden, in der sie 1819 erschien

Der Dichter klang zufrieden. „So habe ich mich die Zeit her meist im Orient aufgehalten“, schrieb er seinem Freund Knebel und kam dann gleich aufs Wesentliche, die Mitteilung nämlich, dass dort „eine reiche Ernte zu finden ist“. Wie, Goethe im Orient? Nein – und ja. Im Frühjahr 1814 brachte seine Begegnung mit persischer und arabischer Dichtung frischen Wind in sein seit längerer Zeit brach liegendes lyrisches Schaffen. Eine Liebesbeziehung des damals 65-Jährigen mit einer deutlich jüngeren Frau, die seine Orient-Schwärmerei mit ihm teilte, kam hinzu. Eine Vielzahl von Gedichten entstand, die Goethe später zu einem Zyklus arrangierte, welcher zu einem seiner bedeutendsten Werke überhaupt wurde. Vor 200 Jahren, im Spätsommer 1819, erschien der „West-östliche Divan“ erstmals in Buchform.

Fünf Jahre zuvor hatte ihm sein Verleger Cotta einen gerade frisch herausgekommenen Band ans Herz gelegt: Joseph von Hammers Gesamtübersetzung des „Diwan“ des im 14. Jahrhundert lebenden persischen Dichters Hafis. Dessen Lyrik, die immer wieder um die Themen, Liebe, Wein und Poesie kreist, findet bei Goethe enormen Widerhall, und das heißt bei ihm nichts anderes, als dass er sich „dagegen productiv verhalten“, dass er nun selber dichten muss. Derart inspiriert, liegen schon nach einem halben Jahr rund 50 Gedichte vor, binnen Jahresfrist ist es sogar die doppelte Anzahl. Und es ist nicht nur Hafis, dem nun das Interesse des Weimarer Dichters gilt. Jegliche Lektüre aus dem Mittleren und Nahen Osten, derer er habhaft werden kann, saugt er nun in sich auf und geht sogar so weit, sich in arabischen Schriftzeichen zu üben. Im Frankfurter Goethehaus, das sich der Entstehung von Goethes „Divan“ gerade in einer Ausstellung widmet, kann man die Schreibversuche auf erhalten gebliebenen Blättern studieren.

Johann Wolfgang von Goethe, zur Zeit der Entstehung des "Divan" gemalt in Karl Josef Raabe.
Foto: Frankfurter Goethe-Haus

Was Goethe dichtet, sind keineswegs Übertragungen und auch nicht Nachschöpfungen von Hafis’ Lyrik. Über die weite räumliche und zeitliche Distanz hinweg tritt er in einen künstlerischen Dialog mit dem Osten. Und Goethe wäre nicht er selbst, würde er nicht ausgiebig eigene Empfindungen, Denkvorgänge und Beobachtungen „productiv“ verarbeiten in seinem Schaffen. Gleich zu Beginn seiner „Divan“-Phase entsteht etwa das Gedicht „Phänomen“, in dem Goethe die Erscheinung eines Regenbogens in Verse setzt – nicht nur jenen „Himmelsbogen“, der sich nach einem Regenschauer spannt, sondern auch jenen, der sich im Nebel zeigt und dann nicht mehr „farbig beschattet“, sondern „weiß“ ist. Was Goethe dann in der Schlussstrophe auf sich selbst und sein Alter münzt und das Gedicht mit den Zeilen endet: „Sind gleich die Haare weiß, / Doch wirst du lieben.“ Ein prophetischer Satz, wie sich zeigen wird.

Nach einem Jahr sehen sich Goethe und Marianne wieder

Denn wenige Tage nach dem Verfassen des Gedichts lernt er Marianne kennen, die damals 30-jährige und noch unverheiratete Begleiterin des Frankfurter Bankiers Johann Jakob von Willemer. Doch erst ein Jahr später, im Sommer 1815, als Goethe bei den inzwischen verheirateten Willemers auf der Gerbermühle bei Frankfurt zu Gast ist, wird die Begegnung zwischen Marianne und dem Dichter zur wechselseitigen Passion. Und die befeuert Goethes lyrisches Schaffen: Das bei Hafis lesend erfahrene Hohelied der Liebe entspricht nun auch ganz dem eigenen Gefühl, Leben wird zur Poesie und umgekehrt.

Mehr als ein Dutzend Liebesgedichte im orientalischen Gewand entstehen, darunter einige der schönsten Verse des Dichters überhaupt: „Locken, haltet mich gefangen / In dem Kreise des Gesichts! / Euch geliebten braunen Schlangen / Zu erwidern hab ich nichts.“ Goethe stilisiert Marianne schreibend zu „Suleika“ und sich selbst zu „Hatem“, zwischen denen sich ein Liebesdialog entspann. Spielerisch-verdeckt offenbart Goethe sogar, wer sich hinter Hatem verbirgt. Denn im zitierten „Locken“-Gedicht heißt es in der dritten Strophe: „Du beschämst wie Morgenröte / Jener Gipfel ernste Wand, / Und noch einmal fühlet Hatem / Frühlingshauch und Sommerbrand.“ In dem streng kreuzgereimten Gedicht fällt „Hatem“ aus der Reihe – auf „Morgenröte“ reimt sich natürlich ein anderer Name …

Marianne von Willemer (Pastell von Johann Jacob de Lose).
Foto: Frankfurter Goethe-Haus

Goethe weiß, was die gesellschaftliche Konvention verlangt. Die Liebe zweier Verheirateter darf nicht zur Amour fou werden, und so kommt es zur Trennung, nach erfüllten Tagen reist Goethe aus Frankfurt wieder ab. Doch er und Marianne finden einen anderen Weg, sich ihrer Empfindungen zu versichern. Ein Briefwechsel setzt ein, nicht offen, sondern chiffriert. Die Verschlüsselung erfolgt, wie könnte es anders sein, mit Hafis. Längst hat Marianne sich selbst in dessen „Diwan“ vertieft, und so versteht sie Goethes Zahlencodes, die auf bestimmte Verse in ihrer (und seiner) Ausgabe verweisen und in denen natürlich von Liebe die Rede ist.

Marianne wird selbst zur Dichterin

Doch nicht nur das Gefühl wird weiterhin sublim gepflegt. Marianne beginnt nun auch selbst zu dichten. Ebenso wie Goethe nimmt sie Hafis-Motive auf und verbindet sie mit eigenem Erleben. Goethe fügt später drei von Mariannes Gedichten in seinen „West-östlichen Divan“ auf, freilich ohne das Inkognito zu lüften. Die Verse zeigen Marianne als ebenbürtige, liebende Dichter-Partnerin, die Suleika sprechen lässt: „Hochbeglückt in deiner Liebe / Schelt ich nicht Gelegenheit; / Ward sie auch an dir zum Diebe, / Wie mich solch ein Raub erfreut!“ Verse aus weiblicher Hand in einem seiner Werke – ein singulärer Fall in Goethes Leben.

Als Goethes „West-östlicher Divan“ im Sommer 1819 erscheint, ist die Aufnahme durch die Zeitgenossen eher verhalten, teils sogar ablehnend. Das ist in den zwei Jahrhunderten seither anders geworden. Nicht nur, dass keine Blütenlese deutscher Lyrik ohne ein Quantum an „Divan“-Gedichten auskommt. Der Titel von Goethes umfangreichster Gedichtsammlung ist auch zum Signet für gelingenden Kulturaustausch geworden. Initiativen, die sich den auf Augenhöhe geführten Dialog zwischen den Kulturen zum Ziel gesetzt haben, schmücken sich damit – man denke nur an Daniel Barenboims West-Eastern Divan Orchestra, in dem junge arabische und israelische Musiker miteinander spielen.

Nicht zuletzt ist Goethes Mauerschau hinüber in eine fremde Kultur auch durch die Globalisierung in den Fokus gerückt. Mit manchmal seltsamen Blüten wie der, dass ein Thilo Sarrazin den „Divan“-Dichter zum frühen Warner vor der Gefahr des Islams aufruft. Doch nichts weniger als dies lag Goethe im Sinn. Seine Erfahrung mit der Dichtung des Ostens war eine gänzlich positive, und so hielt er fest: „Also zwischen Ost und Westen / Sich bewegen, sei’s zum Besten!“

  • Ausstellung: „Poetische Perlen“ aus dem „ungeheuren Stoff“ des Orients – 200 Jahre Goethes „West-östlicher Divan“. Bis 23. Oktober im Frankfurter Goethe-Haus. Der von Anke Bosse verfasste Katalog ist bei Wallstein erschienen (15 €).
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