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Premiere
18.08.2018

Wie viel Rausch verträgt die Vernunft?

Latent inzestuöse Beziehung mit Folgen: Pentheus (Russell Braun) und seine Mutter Agave (Tanja Ariane Baumgartner).
Foto: Barbara Gindl, dpa

Hans Werner Henzes „Bassariden“ beleuchten den Widerstreit zwischen Ratio und Wahn. Am Ende gibt es einen klaren Gewinner. Ein großer Abend bei den Salzburger Festspielen

„Es wird Schreckliches geschehen!“, kündigt sich in Richard Strauss’ Oper „Salome“ an. „Es wird Arges geschehen!“, heißt es in Hans Werner Henzes „Die Bassariden“. Und es geschieht Schreckliches und Arges. Ein Kopf rollt, hier wie da. Der Kopf Jochanaans, weil ihn Prinzessin Salome wenigstens tot küssen will, der Kopf des Königs Pentheus, den die Mänaden des Dionysos erst abreißen und den dann seine Mutter Agave in einem Sinnesrausch als vermeintlichen Löwenkopf, als vermeintliche Trophäe an den Hof von Theben zurückbringt. Dort erst werden ihr die Augen geöffnet darüber, was sie wirklich in der Hand hält. Zwei blutstarrende Köpfe also, zwei Tragödien der Antike, zwei starke Produktionen der Salzburger Festspiele.

Dieser Pentheus begeht ja gleich zwei Kardinalfehler. Erstens legt er sich mit einem Gott und dessen religiösem Geschäftsmodell an: als Rationalist, der er ist, bekriegt der den Dionysos-Kult mit dessen grenzenlosem Tanz, Wein und Sex. Und zweitens legt er sich mit dem Volk von Theben an, das liebend gern und liebend ausgiebig diesen Kult pflegt. Welches Volk ließe sich auch das Tanzen nehmen und den Wein und den Sex in all seinen Ausprägungen? Als Fundamentalist also kämpft Pentheus an zwei Fronten auf verlorenem Posten. Die Vernunft dieses Herrschers, der sogar mit gutem Willen vorausgehen will, ist das eine in dieser Welt, flüssiges Brot plus Spiele, Konsum und Genuss und Lust sind das andere. Pentheus kriegt das nicht vermittelnd auf die Reihe.

So viel zu Inhalt und Sinn von Henzes „Bassariden“, 1966 in Salzburg als Auftragswerk der Festspiele uraufgeführt und jetzt daselbst einer Überprüfung unterzogen. Es bleibt dabei, es wirken weiter: ein großer, dunkler Stoff, eine soghaft-aufwühlende Partitur – musikhistorisch angesiedelt zwischen Strauss’ „Salome“ beziehungsweise „Elektra“ einerseits, Aribert Reimanns „Troades“ andererseits –, ein sich hochschaukelnder musikdramatischer Wurf, bei dessen ekstatischem und bösem Ausgang es den Hörer-Rücken kalt herunterläuft. Wehe, wenn ein Herrscher Enthaltsamkeit befiehlt; wehe, wenn ein Volk im Rausch losgelassen …

Freilich birgt das 150-Minuten-Werk in englischer Sprache, das – anders als in Salzburg – besser pausen- und atemlos zu spielen wäre, mehr Implikationen und Komplikationen als nur den Widerstreit Vernunft versus Rausch. Henze und die Librettisten W. H. Auden/ Chester Kallman erweitern Euripides’ Stoff um zusätzliche Facetten, deren bildmächtig-tiefenpsychologische Ausinszenierung durch Krzysztof Warlikowski die Salzburger Neuproduktion zu einem auch szenisch großen Abend macht. In vier teilweise simultan bespielten Räumen auf der gesamten Breite der Felsenreitschule – der Berg Kytheron als Schauplatz der dionysischen Feste, ein Kinosaal, der Hof des Palastes von Theben, das Schlafzimmer von Pentheus und seiner Mutter – ereignet sich eine latent inzestuöse Beziehung, besonders in besagtem Schlafzimmer (40er/50er-Jahre-Ausstattung: Malgorzata Szczesniak).

Dass die bewundernd geliebte Mutter Agave dazu noch ein eigenes Triebleben führte und führt, verstört Pentheus zutiefst, bevor er zum Opfer kollektiven Lustmords wird. Lange muss er zuschauen, wie Agave mit sich selbst in sexuelle Ekstase gerät, und Warlikowski lässt das durch ein durchtrainiertes Double, die ungemein bühnenpräsente Tänzerin Rosalba Guerrero Torres, extrem deutlich ausspielen.

Zugleich ist diese Tänzerin während der gesamten Aufführung ein lasziv-symbolhaftes Ausrufezeichen der Verführungskräfte Dionysos’, die bildhaft werden auch in einem Intermezzo der Oper: In Form eines kleinen eingeschobenen grotesken Theaterspiels streiten Agave als Venus und ihre Schwester Autonoe um die Manneskraft von Adonis bzw. des Hauptmanns von Theben. Warlikowski aber weckt hier gezielt Assoziationen an den brutalen, exzesshaften Pasolini-Film „Die 120 Tage von Sodom“. Auch diese gewaltsame Seite seiner Mutter muss Pentheus – als Live-Videoübertragung in den Kinosaal – zur Kenntnis nehmen. Dem Publikum wird gedankliche Übertragungsarbeit zugemutet, aber eine ergiebige.

Und im Graben tragen die Wiener Philharmoniker unter Kent Nagano mit großer rhythmischer Präzision das Ihre bei. Gerade weil Nagano auf Akkuratesse und sachliche Koordination abzielt, verhilft er Henzes Partitur zu ihrer Unerbittlichkeit zwischen Zwölftonmusik (Pentheus’ Reich) und sinnlich zwingender Tonalität (Dionysos’ Reich). Entsprechend sind auch die Solo-Partien besetzt: dem belkantistisch-tenoralen Sean Panikkar als Dionysos stehen die virilen, gestählten, voluminösen Stimmen von Russell Braun (Pentheus), Willard White (Vater Kadmos) und Karoly Szemeredy (Hauptmann/Adonis) gegenüber. Tanja Ariane Baumgartner singt und gibt eine virtuos-dramatische, selbstbestimmte Agave. Schließlich zeigte sich für die musikalisch-szenische Wucht dieser „Bassariden“ auch die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor verantwortlich. Ovationen.

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