Willy Millowitsch starb vor zehn Jahren
Köln (dpa) - Eine Großstadt in Trauer: Als Willy Millowitsch vor zehn Jahren starb, nahmen Hunderttausende auch weit über Köln hinaus Anteil. Das Herz versagte am 20. September 1999, der beliebte Volksschauspieler schlief im Alter von 90 Jahren im Beisein seiner Familie ein.
Schon wenige Stunden nach Bekanntwerden seines Todes hatten Fans die Stelle rund um das bronzene Millowitsch-Denkmal in der Altstadt in ein Blumenmeer verwandelt. Tausende kondolierten am offenen Sarg im Millowitsch-Theater und verfolgten den Trauerzug in der Domstadt. Eine halbe Million Menschen sahen die Trauerfeier und Beisetzung im Fernsehen. Viele verloren ein Idol.
"Wir alle werden ohne Willy Millowitsch ärmer sein, wir werden ihn nicht vergessen", sagte der damalige Bundespräsident Johannes Rau. "Wir liebten ihn." Der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner meinte, Millowitsch sei oft in einem Atemzug mit dem Dom genannt worden. Der Vollblut-Schauspieler eroberte sich ein Millionen-Publikum - im Fernsehen, Kino, Theater. Dabei hatte Millowitsch nie Schauspiel-Unterricht erhalten. Komödie, Klamauk, Lustspiel und derber Humor waren seine Stärken. Stücke wie sein großer Erfolg "Der Etappenhase" - ein auch im Fernsehen gezeigter Schwank von 1953 - wurden mitunter auch als seicht kritisiert. Das störte die Fans aber nicht, sie bescherten Millowitsch Rekord-Quoten.
"In Köln ist der Name Millowitsch noch immer ein Begriff, schon allein wegen des Millowitsch-Theaters", glaubt Stadt-Sprecher Jürgen Müllenberg. Doch in Zeiten von Comedians wie Oliver Pocher, Atze Schröder oder Mario Barth verblassen die Rollen und Späße von Willy Millowitsch, der am 8. Januar 2009 genau 100 Jahre alt geworden wäre. Auch Sohn Peter, der die Leitung des Traditionstheaters vor knapp 15 Jahren von seinem Vater übernommen hatte, weiß: "Die Fan-Schar wird natürlich kleiner." Im TV ist Millowitsch heute kaum noch präsent. Die Zuschauer, die ihn vor vielen Jahren auf der Bühne gesehen haben - er trat zuletzt 1995 auf - werden älter und weniger.
Vor zehn Jahren ging dagegen ein Schock durch die große Anhänger-Schar. Berge von Kränzen türmten sich damals auf dem Millowitsch-Grab auf, auch von Formel-1-Pilot Michael Schumacher oder der Rockgruppe BAP. Promis wie Alfred Biolek, Elke Heidenreich, WDR-Chef Fritz Pleitgen oder NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement kamen zur Beerdigung am Melaten Friedhof. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) bescheinigte dem Verstorbenen einen "unnachahmlichen" Humor. Aus dem Kölner Dom kamen ungewöhnliche Klänge - Improvisationen zu Willys Hit "Ich ben ne kölsch Jung" - zu Ehren des "Kölner Urgesteins" und rheinischen Schunkelsängers.
Nach Millowitschs Tod benannte Köln einen zentralen Platz im Herzen der Stadt nach ihrem Ehrenbürger. Zwei seiner vier Kinder traten in seine Fußstapfen - neben seinem Sohn Peter die beliebte Darstellerin Mariele Millowitsch. Willys Ehefrau Gerda starb 2004. Willys großer Wunsch war es, dass man ihn in guter Erinnerung behält, sagte sein Sohn einst. In Erfüllung gegangen, meint eine 62-jährige Kölnerin: "Den kann man ja auch gar nicht vergessen. Der Willy Millowitsch ist unersetzlich." Dagegen sagt Schüler Leon: "Den Namen kenn' ich schon. Aber so eine alte Kamelle von ihm würde ich mir nicht unbedingt ansehen."
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