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Jazz
06.06.2018

Wolfgang Lackerschmid, der klöppelnde Glückspilz

Wolfgang Lackerschmid am Instrument.
Foto: Reinhard Köchl

Der Augsburger Vibrafonist bringt zwei Dinge zusammen, die als unvereinbar gelten: Jazz und kommerzieller Erfolg. Der Weg dahin war jedoch nicht geradlinig.

Sein Spitzname klingt wie die englische Übersetzung von „glücklich“. Passt irgendwie auch ganz gut zu „Lacki“, den man getrost als Prototyp eines erfolgreichen, rundum zufriedenen, hoch aktiven Jazzmusikers bezeichnen kann. Aber schon hier beginnen die Widersprüche: Jazz und erfolgreich? Zufrieden und gut im Geschäft? Der Jazz, diese Musik der Straße und des Protests, kann angeblich nur dann authentisch sein, wenn seine Protagonisten die Mühsal des Lebens am eigenen Leib verspüren. Die lassen sie dann, einem seltsamen kulturromantischen Vorurteil zufolge, in ihre Musik einfließen, auf dass das Resultat ein bewegendes Notengemälde aus Einsamkeit, Depression und dem Traum von einem besseren Dasein ergebe.

Selbst 2018 kämpft der Jazz noch mit Klischees wie diesen. Jeder, der es schafft, damit tatsächlich mehr als seine Miete und sein Essen bezahlen zu können, ist automatisch verdächtig. Dass Wolfgang Lackerschmid mittlerweile auch in die Phalanx der Brönners, Wollnys und Doldingers eingeordnet wird, stört ihn selbst nicht im Geringsten. In Augsburg hat sich der 61-jährige Vibrafonist und Komponist vor einigen Jahren zwei nur durch einen lauschigen Garten getrennte Häuser gekauft und sie ganz nach seinen Vorstellungen umgebaut. Eines, in dem er ein Studio eingerichtet hat, das andere ausschließlich als privates Refugium. „Bei einer Steuerprüfung wurde ich mal gefragt, wozu ich überhaupt ein Büro bräuchte – ich sei doch Musiker!“

Lackerschmid kann darüber nur milde lächeln. Er, dem stets ein gesunder Sinn für das in Kollegenkreisen eher lästige wirtschaftliche Brimborium nachgesagt wird, der mehr als nur gut in der Szene und darüber hinaus vernetzt ist, der ehrenamtlich eine Reihe von Positionen an den Schalthebeln des Musikgeschäftes besetzt (u.a. Gema, Tonkünstlerverband Bayern) und an mehreren Projekten gleichzeitig arbeiten kann, ohne dabei routinierte Dutzendware abzuliefern – dieser klöppelnde Glückspilz, der diese Woche wieder mal eine neue CD vorlegt („Lake Geniva“), hat längst einen Punkt erreicht, an dem er tun und lassen kann, was er will.

Bei der Klavierlehrerin eckte er an

„Ich habe lange ums Überleben kämpfen müssen“, rekapituliert der in Tegernsee geborene Wahl-Augsburger seine Karriere. „Mein Ziel war es immer, wirtschaftlich unabhängig zu sein. Sonst hätte ich ja das spielen müssen, was andere wollen.“ Ein Graus für einen umtriebigen Freigeist wie ihn, der von sich selbst behauptet, schon immer ein wenig anarchistisch veranlagt gewesen zu sein. Das bekam in jungen Jahren seine Klavierlehrerin zu spüren, mit der er regelmäßig in Streit geriet, „weil ich im Unterricht nicht das spielen durfte, was ich hören wollte“. Denn der Bub wusste längst, was er später einmal werden wollte: Komponist. Nur das passende Instrument hatte er noch nicht gefunden. Vom Piano wechselte Wolfgang zunächst zum klassischen Schlagwerk, allerdings über einen verworrenen Umweg. Als gerade mal 17-Jähriger hatte er sich an der Musikhochschule Stuttgart beworben, aber die Aufnahmeprüfung versemmelt, weil er kaum vom Blatt lesen konnte und ausschließlich nach Gehör spielte. Dass dies einem der Professoren positiv auffiel, darf man als Glücksfall bezeichnen – nicht der einzige in seinem Leben.

Im Studiengang „Komposition“ erkannte der Bursche mit den Wunderkind-Attributen ziemlich bald, dass es nicht nur darauf ankam, Musik nach eigenem Gusto zu entwerfen, sondern auch ein Publikum dafür zu finden. Was andere populistisch nennen, war für Lackerschmid der Schlüssel zum Erfolg. Als Barpianist hatte er sein Studium finanziert, die Gage aus Auftritten mit Bands in seiner Heimatstadt Ehingen floss in ein Sammelsurium an Instrumenten. Darunter befand sich auch ein Vibrafon, das er „nur zum Spaß“ angeschafft hatte, wie er zunächst dachte. Eine glückliche Fügung des Schicksals war es allemal.

„Das Vibrafon muss man mit dem ganzen Körper spielen. Es eignet sich perfekt dazu, rhythmische und harmonische Ideen miteinander zu verbinden. Dabei sollte man stets wie ein Pianist denken und wie ein Schlagzeuger agieren“, sagt der Mann, der heute als einer der namhaftesten Vertreter dieser Zunft in Europa gilt. Dass Lackerschmid bei seinem Instrumentenwechsel mitten in einen Trend hineinpurzelte, in dem Jazzmusiker die seinerzeit oft schlecht oder zu hoch gestimmten Klaviere gerne durch den feinen Klang eines Vibrafons ersetzen wollten, muss gerade in seinem Fall kein Zufall gewesen sein. Eine Reihe namhafter Kollegen wie Albert Mangelsdorff, Lee Konitz oder Larry Coryell fanden, dass Lackerschmids emphatische Ader, seine Fähigkeit zuzuhören und den Sound des Gegenübers zu komplementieren, perfekt zu ihnen passe.

Der Superstar sagte: „I wanna do that!“

Der Prominenteste davon war Chet Baker. „Wir haben uns 1978 bei einer Bierprobe in München kennengelernt und fanden uns auf Anhieb sympathisch. Als ich ihm von einem geplanten Duo-Projekt mit dem Trompeter Herbert Joos erzählt, meinte Chet nur: I wanna do that!“ Der Beginn einer seltsamen, wunderbaren Freundschaft zwischen zwei höchst unterschiedlichen Typen: Hier der pausenlos am Abgrund wandelnde amerikanische Superstar, dort der aufstrebende, klar organisierte Deutsche. Gemeinsame Aufnahmen wie „Ballads For Two“ oder „Why Shouldn’t You Cry“ gehören zu den intimsten Momenten in Bakers Gesamtwerk, aber auch zu Lackerschmids kompositorischen und instrumentalen Sternstunden.

Selbst die Liebe zu Augsburg entpuppte sich als Glücksmoment. Die reichhaltige Geschichte der Fuggerstadt faszinierte und inspirierte ihn zu einem üppigen kreativen Output. „Jeder Augsburger ist irgendwann mal über meine Musik gestolpert, egal ob er Jazzfan ist oder nicht.“ Damit meint Lackerschmid unter vielem anderen die Auftragsarbeiten für das Theater Augsburg, die Vertonungen von Brecht-Lyrik oder Mozarts Bäsle-Briefen, Konzepte für das Augsburger Hohe Friedensfest oder Musik im Auftrag der Augsburger Puppenkiste. Für die lokale Szene besaß er zwischen 1997 und 2000 mit seinem „Traumraum“ ein glückliches Händchen bei der Ausrichtung von Jazzkonzerten auf höchstem Niveau.

Das größte Glück empfindet man jedoch in dem Moment, in dem sich Berufliches und Privates miteinander verbinden lassen. Seit 17 Jahren ist der Vater von vier Kindern mit der Sängerin Stefanie Schlesinger verheiratet. Sie ist Muse und ordnende Hand in einem aufreibenden, umtriebigen Leben, das Jazzmusiker normalerweise nur vom Hörensagen kennen. Tu felix Lacki!

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