Sollten 16-Jährige bereits wählen können? Teilhabe erweckt Teilnahme, daher plädiert unser Autor für eine Herabsetzung des Wahlalters.
Von zwei Zielen einer zukunftsfähigen Politik in einer alternden Gesellschaft wird ja immer gerne geredet: 1. Sie solle auch die Interessen nachfolgender Generationen berücksichtigen, denn die müssten ja gleichwertig Maßstab für ein tatsächlich nachhaltiges und gerechtes Handeln sein. 2. Sie müsse sich an junge Menschen wenden – denn die derzeit nicht eben stabiler werdenden Fundamente der Demokratie bauen essenziell auf die Sensibilisierung ihrer Bürger für die Bedeutung von gesellschaftlicher Verantwortung und für die Prinzipien der kollektiven Entscheidungsfindung jenseits von den individuellen Bedürfnissen und auch jenseits von, sagen wir mal, Rezo-Defätismus und schnell abgehakten Online-Petitionen.
Aus welchem Jahrhundert stammt die Pädagogik, die Heranwachsende kleinhält?
Und was könnte wertvoller sein für beides als das Herabsetzen des Wahlalters, das bestmögliche Zeichen dafür, dass die Jugend mit ihrer Stimme ernst genommen wird, schlicht, weil sie zählt? Wer da nun mit Reife- und Mündigkeitsargumenten kommt, der soll sich doch auch zweierlei fragen: 1. Sollten wir dann, bitte schön, nicht gleich zu einer Art Stände-Wahlrecht zurück, in dem die Stimmen von Menschen nach ihrer (eben oft so gar nicht altersgemäßen) Vernunft gewichtet werden, Einordnung per Gute-Bürger*innen-Test?
2. Aus welchem Jahrhundert stammt die Pädagogik, die Heranwachsende als unfertige Menschen kleinhält und aus Wesentlichem ausschließt, weil sie so in Abstand auf Demut getrimmt werden? Und in welchem Jahrhundert nun nehmen Jugendliche an gesellschaftlichen Entwicklungen als Konsumenten und in den Diskursen im Netz und auf Demonstrationen mit der größten Selbstverständlichkeit teil? Darum 3.: Teilhabe erweckt Teilnahme. Und 4.: Ja zur Herabsetzung des Wahlalters, endlich!
Lesen Sie auch den Kontra-Kommentar von Daniel Weber.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Bei Straftaten werden viele Verbrecher bis 23 nach Jugendrecht verurteilt, weil sie nach Ansicht der Richter noch nicht die Reife eines Erwachsenen haben, aber beim Wählen will man sie mit 16 schon zu Erwachsene machen. Nach meiner Erfahrung sind die wenigsten 16 Jährigen Wahlfähig. Aber SPD und die Linken brauchen neue Wähler und die finden sie am ehesten unter den Jugendlichen.