Harald Glööckler im Dschungelcamp – warum tut er sich das an?
Der Modedesigner Harald Glööckler wurde als Schwaben-Versace bekannt und reich. Jetzt vertilgt er im RTL-Dschungelcamp Ekelfood und wird zum Star der Sendung.
Warum um Himmels Willen macht er das, setzt sich all dem aus? Kudu-Penis essen zum Beispiel? Und dann die Klamotten, die er – wie alle anderen – trägt: rote Hose, blaues Oberteil, wo ist denn da der Strass? Und überhaupt: Nichts ist pompös in diesem Lager – wenn man vom Bling-Bling des afrikanischen Nachthimmels absieht. Und den aufgepolsterteten Push-Unterhosen, die Harald Glööckler als einzige Luxusartikel mit ins RTL-Dschungelcamp nach Südafrika genommen hat.
In einer Gruppe, in der ja alle wie vom Weg abgekommene Ballermann-Touristen wirken, nimmt Harald Glööckler, 56 Jahre alt, Designer, Unternehmer, Selfmademillionär, Buchautor, Kunstfigur, einen Exotenstatus ein. Weil: Nicht mal des Geldes wegen muss er es machen, wobei er selbstverständlich mit 220.000 Euro am oberen Ende der Gehaltsskala liegt - das Silberrücken-Honorar.
Die Währung, die für Harald Glööckler zählt, ist Aufmerksamkeit
Die Währung, die für Glööckler zählt, ist Aufmerksamkeit. Mehrmals hatte der Sender ihn schon gefragt, immer abgelehnt, dann „kam die Pandemie. Du sitzt hier, findest nicht statt. Keiner sieht mich, was soll das werden?“ Das nämlich hat dem Mann aus der Nähe von Pforzheim – spöttisch früher auch Schwabe-Versace genannt – ja den Erfolg gebracht, dass man ihn sieht: in Teleshopping-Kanälen zum Beispiel, da machte er einst seine Mode auch in Japan und Großbritannien bekannt, als Juror für Let´s Dance, in der eigenen Dokusoap „Glööckler, Glanz und Gloria“.Wobei Glööckler zu den Menschen zählt, die einem optisch schon so viel Deutungsmaterial geben, dass sie sich selbst dahinter verstecken können – und überraschen. Glööckler zum Beispiel, bekennender Christ, designt auch Kirchenfenster. „Seien wir ehrlich: Wenige trauen mir zu, dass ich durchhalte“, verkündete er vor Beginn der Sendung.
Für den Dschungelausflug ließ er sich Haar und Bart tätowieren
Das hat sich nach den ersten Tagen vermutlich geändert. Für RTL ist er nun derjenige, der das Trash-Format „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ vor dem völligen Absturz bewahrt. Nicht nur quotenmäßig. Der immer freundliche Glööckler nämlich, der sich eigens für den Ausflug Haar und Bart tätowieren ließ, performt mit einer großen Ernsthaftigkeit: Schon am ersten Tag hüpfte er über einer Schlucht beherzt von einem Gummiball zum nächsten, vertilgte später ungerührt Ekelfood, nahm sich dafür die Queen zum Vorbild: Die esse auf Staatsempfängen ja auch oft Sachen, die ihr nicht munden. Wobei die Queen nie öffentlich über ihre Ehe oder die Familie redete – Glööckler tut beides.
Erzählt vom Tod der Mutter, die vom Vater die Treppe hinuntergestoßen wurde, da war er 13. Und spricht, was für einen Zuschauer vermutlich extrem unangenehm war, über die gesundheitlichen Probleme seines Mannes Dieter Schroth, mit dem er seit über 30 Jahren liiert ist. Er sei gekommen, um zu gewinnen, sagt Glööckler jedenfalls. Fest steht schon jetzt: Vermutlich als Einzigem wird ihm das auf die eine oder andere Art gelingen.
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Das Ding ist nicht wert, dass man dafür Strom verbraucht. Mache ich auch nicht und ich kenne auch keinen der Teilnehmer. Außer Glööckler. Er ist der einzige Interessante, schrill und unterhaltsam, obwohl die Geschichten über die Familie und seine Kindheit nicht neu sind. Die erzählt er eigentlich immer. Soll er seinen Spaß haben und am Ende auch gewinnen.
Die ganze Veranstaltung erinnert eher an Möchtegern Promi C+D Präsentation; ei Zeichen einer übersättigten und dekadenten Gesellschaft. Auffallen um jeden Preis. Gemein kann man wenn das Bild sieht auch sagen Raritäten Cabinet oder Paradiesvogel Treffen