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Interview
20.03.2023

ADHS-Expertin: "Wenn man dauernd gesagt bekommt, du bist falsch, prägt das"

Angelina Boerger schreibt in ihrem neuen Sachbuch „Kirmes im Kopf – Wie ich als Erwachsene herausfand, dass ich AD(H)S habe“ über ihren Weg zur ADHS-Diagnose und klärt über das Thema auf.
Foto: Annika Fußwinkel

Menschen mit ADHS ticken ein bisschen anders. Darüber klärt Angelina Boerger in ihrem neuen Sachbuch auf. Über Selbstdiagnosen, Social Media und Leidensdruck.

Frau Boerger, über ADHS gibt es viele Vorurteile und Halbwissen. Sie haben selbst die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und ein neues Sachbuch zu dem Thema geschrieben. Gibt es Leute, die Sie gefragt haben, wie Sie überhaupt lang genug aufmerksam sein konnten, um dieses Buch zu schreiben?

Angelina Boerger: Ja, es haben sich tatsächlich viele Leute darüber gewundert. Und es ist auch eine besondere Leistung für mich, aber eben nicht unmöglich. Bei so einem Projekt mit einer diffusen Deadline hat mich vor allem der Hang zum Aufschieben aufgehalten. Dass es dann plötzlich viel wichtiger scheint, den Speicher zu entrümpeln oder die Wand zu streichen. Aber zum Thema ADHS sauge ich gerade eh alles auf, deswegen war mein Fokus zum Glück voll da, wenn ich mich einmal drangesetzt hatte.

Was genau ist denn dann das Problem mit der Aufmerksamkeit bei Menschen mit ADHS?

Boerger: Anders als viele annehmen, können wir uns sehr wohl auf etwas konzentrieren. Das Problem ist, dass es vielen Menschen mit ADHS schwerfällt, Reize zu filtern und ihre Aufmerksamkeit auf genau eine Sache zu lenken. Stattdessen konzentriert man sich auf alles gleichzeitig oder springt zwischen mehreren Themen hin und her. Von außen wirkt das dann häufig so, als wäre man total abgelenkt oder einfach unaufmerksam. 

Sie selbst teilen in Ihrem Buch, aber auch auf Ihrem Instagram-Kanal @kirmesimkopf persönliche Eindrücke aus Ihrem Leben mit ADHS. Wann war für Sie klar, dass Sie so an das Thema herangehen möchten?

Boerger: Von Anfang an. Ich habe mich auch in meiner journalistischen Arbeit meinen Themen sehr persönlich und direkt genähert. Bei meiner Aufklärungsarbeit versuche ich jetzt, meine eigenen Erfahrungen mit ADHS mit wissenschaftlichen Informationen zu vereinen. Also es geht um meine eigenen Gefühle, aber eben auch darum aufzuklären: Welche Annahmen über ADHS sind wissenschaftlich bereits belegt? Worüber wird schon länger in den ADHS-Communitys diskutiert? Was sind die Tendenzen in der Forschung?

Besonders auf Social Media kommt man aktuell an Inhalten zu ADHS kaum vorbei. Im Buch schreiben Sie darüber, dass dies einerseits massiv dazu beigetragen hat, dass immer mehr Menschen sich besser mit dem Thema auskennen. Aber andererseits ist manches doch arg verkürzt und kann problematisch sein. Was überwiegt?

Boerger: Ich bin klar gegen Fehlinformationen und versuche bei meinen eigenen Beiträgen alle journalistischen Standards einzuhalten. Aber wenn jemand wegen meiner Posts oder jetzt dem Buch bei sich selbst ADHS diagnostiziert, denke ich mir mittlerweile: so what? Man muss auf Diagnosetermine meistens viel zu lange warten, und eine Selbstdiagnose ist oft ein erster Schritt. Man ist dann quasi die erste Person, der man sich anvertraut, und das finde ich absolut valide.  Natürlich ist es nicht das Gleiche wie eine klinische Diagnose, mit der man dann Zugang zu Medikamenten oder einem Behindertenausweis bekommt. Aber das brauchen oder wollen auch gar nicht alle. Und man darf nicht vergessen: Wenn Menschen wirklich ernsthaft den Verdacht auf ADHS bei sich haben, dann nicht nur, weil sie ein paar 15-Sekunden-Videos geschaut haben. Sondern da ist immer auch ein Leidensdruck vorhanden. 

Angelina Boerger folgen auf Instagram mehr als 48.000 Menschen. Auch hier klärt sie über ADHS auf – und teilt Eindrücke aus ihrem Leben als ADHSlerin.
Foto: Annika Fußwinkel

Wenden sich viele Menschen mit so einem Leidensdruck an Sie als Expertin bei dem Thema?

Boerger: Ja, und ich kann leider nie auf alles eingehen. Ich bekomme Mails voller Lebensgeschichten und lange Sprachnachrichten von zum Teil verzweifelten Menschen. Manche weinen sogar. Das belastet mich dann manchmal, weil ich mich verpflichtet fühle zu helfen. Dabei kann ich das meist gar nicht, weil es meine Kapazitäten und Kompetenzen übersteigt. Ich finde, man merkt dadurch aber sehr gut, wie verzweifelt viele sind.

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Einige Menschen mit ADHS gehören zu denen, die Social-Media-Inhalte zu dem Thema ebenfalls kritisieren. Die sagen: ADHS ist nicht einfach nur lustig, ich leide darunter jeden Tag! Sie machen selbst auch oft humorvolle Beiträge über ihr Leben mit ADHS, wie reagieren Sie auf diese Art der Kritik?

Boerger: Ich respektiere das total, und ich finde es wichtig, diesen Leidensdruck ernst zu nehmen und nicht herunterzuspielen. Meiner Erfahrung nach hilft es vielen Menschen mit ADHS, gerade aber eben nicht nur über die ernste Seite des Themas zu sprechen, sondern auch darüber lachen zu können. Und genau das versuche ich in meinen Beiträgen: Ich mache sie für Menschen mit ADHS, nicht für andere, damit sie über uns lachen können. Aber ich kann auch die verstehen, die sagen: Ich möchte mein ADHS lieber weg haben. Besonders für sie würde ich mir wünschen, dass es in der Gesellschaft einen Perspektivwechsel gibt.

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Wie könnte so ein Perspektivwechsel aussehen?

Boerger: Es fängt damit an zu verstehen, warum man bei ADHS nicht von einer Erkrankung sprechen sollte. Eine Erkrankung wird anders definiert: Sie ist in den meisten Fällen heilbar und das trifft auf ADHS nicht zu. Man weiß inzwischen, dass Gehirne von Menschen mit ADHS anders als ‚normale‘ aufgebaut sind. Deshalb verwächst sich das auch – wie lange angenommen – im Erwachsenenalter nicht einfach, und der Begriff ‚Störung‘ oder Neurodivergenz ist passender. Außerdem ordnet der Begriff ‚Erkrankung‘ ADHS als etwas ein, das man unbedingt wegbekommen sollte – um so zu funktionieren, dass man möglichst viel Leistung erbringen kann. Gerade ist die Gesellschaft für Menschen ohne ADHS gemacht. Ein Perspektivwechsel wäre dann zum Beispiel zu versuchen, das System so zu gestalten, dass Menschen mit ADHS nicht mehr durch die Strukturen behindert werden, sondern ihr Wert erkannt wird. Denn wenn man dauernd gesagt bekommt, du bist falsch, prägt das.

Gibt es Länder, in denen Menschen mit ADHS bereits besser unterstützt werden?

Boerger: Ja, in Großbritannien, den USA und Australien zum Beispiel. Hier ist die Forschung zum Thema am fortgeschrittensten und ADHS wird offiziell als Behinderung anerkannt. Das zeigt sich dann zum Beispiel auch darin, dass es mehr Hilfsangebote in Schulen, an Unis und in der Arbeit gibt. Menschen mit ADHS haben dann etwa leichteren Zugang zu Noise-Cancelling-Kopfhörern, zu flexibleren Arbeitszeiten, alternativen Prüfungssituationen oder zu einem Raum, in den sie sich zurückziehen können, wenn ihnen alles zu viel wird. Ohne, dass ihnen unterstellt wird, dass sie sich dadurch einen Vorteil verschaffen wollen. So etwas wünsche ich mir auch für Deutschland.

Zur Person: Die Journalistin Angelina Boerger bekam ihre ADHS-Diagnose erst mit Ende 20. Auf ihrem Instagram-Kanal @kirmesimkopf und in ihrem neuen Sachbuch "Kirmes im Kopf – Wie ich als Erwachsene herausfand, dass ich AD(H)S habe" klärt sie über das Thema auf (Kiepenheuer & Witsch, 304 S., 18,00 Euro).

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Die Diskussion ist geschlossen.

21.03.2023

ADS gibt es auch ohne H. Die Hyperaktiven sind - vor allem im Kindesalter - die Auffälligeren. Aber die Problematik ist auch bei den anderen dieselbe. Keine Reizfilter, daher zu leichte Ablenkbarkeit, schnelle Erschöpfung und Überforderung.

Und eines wird regelmäßig ganz unter den Tisch fallen gelassen: Die Unfallgefahr ist eine erhöhte. Spontane Ungeduldsreaktionen (Geduld ist quasi der Antichrist des ADSlers) führen zu Eigen- wie Fremdgefährdung, weshalb ich mit der Aussage, man sei nur 'anders' und die Gesellschaft möge das hinnehmen (müssen) wenig anfangen kann. Wo immer es möglich ist, gehört das behandelt. Medimentös oder mit Therapie, damit die Eigenbeobachtung und Eigenkontrolle gestärkt werden.

Das geht, denn dass bislang davon ausgegangen wurde, dass sich ADS auswächst, ist vor allem einer Anpassungsleistung, die viel Eigenkontrolle (die wiederum kräfteraubend ist) erfordert, zu verdanken.