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Interview
23.09.2022

Klimaschutz-Aktivist der "Letzten Generation": "Wir stören, damit die Kunst überhaupt noch eine Zukunft hat"

Zwei Umweltaktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ haben sich in der Gemäldegalerie Alte Meister am Rahmen des Gemäldes „Sixtinische Madonna“ von Raffael festgeklebt.
Foto: Sebastian Kahnert, dpa

Aktivisten der Letzten Generation kleben sich nicht mehr nur an Autobahnen, sondern auch an Gemälden fest. Was hat Kunst mit Klimaschutz zu tun? Ein Gespräch mit Maximilian Wallstein.

Herr Wallstein, worum geht es der Letzten Generation?

Maximilian Wallstein: Wir wollen in der Öffentlichkeit den Fokus darauf richten, dass wir als jetzt lebende Menschen die letzte Generation sind, die noch aktiv entscheiden kann, wie schlimm uns die Klimakrise trifft. Die Letzte Generation will ein gesellschaftliches Bewusstsein für die Notsituation erreichen, in der wir uns befinden. Wir steuern sehenden Auges auf eine Katastrophe zu, die uns gesellschaftlich wahrscheinlich vernichten wird – um es mal so drastisch zu sagen. Es wird in Zukunft eine Knappheit an Lebensmitteln und an Wasser geben, die tiefgreifende gesellschaftliche Folgen haben wird, auch in Europa. Das wird gesellschaftliche Folgen haben, die wir uns so wahrscheinlich aktuell kaum vorstellen können. Und dieses Bewusstsein muss so schnell wie möglich in die Köpfe der Menschen und besonders in ihre Herzen.

Sie wollen etwas bewegen in Deutschland. Warum kleben Sie sich dafür auf Autobahnen fest?

Wallstein: Es reicht in unseren Augen nicht aus, weiter symbolische Aktionen durchzuführen. Deswegen wollen wir durch die Unterbrechung des Verkehrs eine tatsächliche Störung erreichen. Wir unterbrechen das selbstzerstörerische „Weiter-so“, also die rücksichtslose Ausbeutung unserer aller Überlebensgrundlage. Die Störung soll nicht zu ignorieren sein, um direkten Druck auf Handlungsträger in der Politik auszuüben. Die Sitzblockade ist ein anerkanntes Mittel des Protests und für alle Beteiligten möglichst sicher. Wir greifen nur in den stehenden Verkehr ein und haben die immer Möglichkeit, eine Rettungsgasse zu öffnen.

Maximilian Wallstein ist ein Aktivist von Letzte Generation.
Foto: Laura Wiedemann

Jetzt kleben Sie sich aber nicht mehr nur an Autobahnen, sondern auch an Bilderrahmen fest. Was hat die Kunst mit Klimaschutz zu tun?

Wallstein: Es geht darum, den Alltag unübersehbar stören und das in allen Bereichen, also auch in der Kunst. Denn die Frage, die wir damit verbinden müssen ist, ob es in Zukunft auf einem toten Planeten, auf den wir unweigerlich zusteuern, noch Museen oder Kunst geben wird. Die Kunst ist ein wichtiger Bereich, den wir neben anderen Bereichen wohl vollkommen verlieren werden. Es eignet sich daher für eine große emotionale Konfrontation. Für die Menschen, die jetzt wütend sind, dass sich die Letzte Generation an Bilderrahmen klebt, kann die Aktion ein Hinweis darauf sein, dass zum Beispiel die schweren Waldbrände in der Sächsischen Schweiz oder kommende Überflutungen die größere Gefahr für Gemälde in Dresden sind.

In München in der Alten Pinakothek ist bei so einer Aktion der Letzten Generation der historische Rahmen eine Rubens Gemäldes beschädigt worden. Finden Sie es in Ordnung, dass bei Ihren Protesten wertvolle Gegenstände beschädigt werden?

Wallstein: Das ist auf jeden Fall bedauerlich, es ist nicht unsere Intention irgendwas zu beschädigen. Wir versuchen, das so gut es geht zu vermeiden und bereiten uns auf jede Aktion gut vor. Solange allerdings die Kunstwerke selber, die von unschätzbarem Wert sind, keinen unmittelbaren Schaden nehmen, halte ich das auf jeden Fall für angemessen. In Bayern wird viel über den Rahmen des Rubens-Gemäldes diskutiert, aber weniger darüber, dass diese Szene vom bethlehemitischen Kindermord tatsächlich eine Szene ist, die sich in diesem Moment auch in unserer Gesellschaft abspielt. Den allermeisten Menschen ist noch nicht klar, dass wir diese Störaktionen durchführen, damit Kunst überhaupt noch eine Zukunft hat. Die bayerische Politik zerstört systematisch die Zukunft von jungen Menschen und Kindern. Wenn ich mich persönlich entscheiden muss, ob ich es in Kauf nehme, dass ein wertvoller, aber ersetzbarer Bilderrahmen Schaden nimmt, oder dass wir weiterhin politisch wissentlich die Zukunft aller jungen Menschen aufs Spiel setzen, weiß ich genau, wofür ich mich entscheide.

Also nehmen Sie bei den Protestaktionen bewusst in Kauf, dass Sie Gegenstände beschädigen?

Wallstein: Wir versuchen das, soweit wie wir können, zu vermeiden. Es steht aber außer Frage, dass der Schaden an menschlichem Leben, der durch die Klimakrise wissentlich von Politikern in Kauf genommen wird, weit überwiegt. Es ist höchste Zeit, dass Politikerinnen und Politiker in ganz Deutschland Abbitte leisten und sich öffentlich dazu zu bekennen, dass sie wissentlich Menschenleben aufs Spiel setzen.

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Um noch mal auf die von Ihnen erwähnte Rettungsgasse zurückzukommen. Bei einer Protestaktion in Berlin, bei der sich Mitglieder der Letzten Generation an eine Autobahnausfahrt geklebt haben, musste ein Krankenwagen, der in den dadurch entstandenen Stau geraten ist, umkehren und sich einen anderen Weg suchen. Sie behindern dadurch Rettungskräfte und setzen im schlimmsten Fall Menschenleben aufs Spiel. Geht das nicht zu weit?

Maximilian Wallstein: Wir haben Trainings, in denen wir gerade solche Situationen aufs Genauste üben. Dadurch, dass nie alle Menschen gleichzeitig angeklebt sind, garantieren wir – wenn auch die Autos eine Rettungsgasse lassen – dass alle Notfälle sofort durchkommen. Wir haben mit Notfallmedizinern Rücksprache gehalten, die bestätigt haben, dass Krankenwagen im Alltag immer wieder wenden müssen, und dass das auch ohne unmittelbaren Zusammenhang mit unseren Aktionen geschieht. Meines Wissens gibt es vonseiten der Feuerwehr keinen bestätigten Fall, dass Menschen tatsächlich wegen unserer Blockadeaktionen zu Schaden gekommen sind. Falls es so sein sollte, bedauern wir das zutiefst. Denn der Grund, weswegen wir auf die Straße gehen ist, dass wir uns dem Schutz von Leben verschrieben haben und dass uns nichts näher liegt, als Menschen vor Gefahr zu schützen.

Ein Aktivist der Letzten Generation wurde kürzlich wegen einer Klebe-Aktion vom Amtsgericht Berlin wegen Nötigung verurteilt. Wie weit gehen Sie für Ihre Ziele?

Wallstein: Dass sich das Amtsgericht Berlin für eine Verurteilung entschieden hat, ist bei gegenwärtiger Rechtsprechung nicht erstaunlich. Es ist jedoch nicht mit der physikalischen Realität in Einklang zu bringen, denn wir befinden uns in einem planetaren Notfall. Im deutschen Recht wäre es unserer Ansicht nach richtig, dass Akte des zivilen Ungehorsams mit Paragraf 34 des Strafgesetzbuches bewertet werden, nämlich mit dem rechtfertigenden Notstand. Dieser Paragraf sollte Menschen schützen, die sich in einer existenziellen Notlage befinden und sich mit dem mildesten, ihnen zur Verfügung stehenden Mittel zur Wehr setzen. Ich gehe davon aus, dass sich die Rechtsprechung dahingehend auch verändern wird.

Mit Ihren Aktionen ziehen Sie viel Unmut auf sich. Wäre es für Sie nicht sinnvoller die Menschen nicht gegen Sie aufzubringen, sondern sie auf Ihre Seite zu bringen?

Wallstein: Unser Protest hat das Ziel Druck auf die Politik auszuüben. Unsere Form von Protest führt vielleicht auch dazu, dass Menschen verärgert sind. Dabei hat sich der Protest im Laufe der Zeit verändert. Die Allermeisten von uns haben bei Fridays for Future angefangen oder hatten zu diesem Zeitpunkt schon jahrelang für Umwelt- und Klimaschutz demonstriert. Da wir alle wissen, dass im Herbst 2019 1,4 Millionen Menschen mit Fridays for Future in Deutschland auf der Straße waren und die Bundespolitik in keiner Weise mit einem angemessenen Paket für Klimaschutz darauf eingegangen ist, ist es natürlich selbstverständlich, dass sich Protest verändert und weiterentwickelt. Wenn Menschen aufstößt, dass wir so etwas machen, dann ist das hinnehmbar, solange der Druck auf die Politik tatsächlich steigt.

Was sind Ihre konkreten Forderungen, um das Szenario, das Sie schildern, noch abzuwenden?

Wallstein: Die Letzte Generation ist seit Ende Januar immer wieder auf die Straßen gegangen. Wir haben zu Beginn gefordert, dass die Regierung ein Essen-retten-Gesetz nach französischem Vorbild beschließt, indem entweder möglich wird, weggeworfenes Essen von Supermärkten durch sogenanntes Containern zu retten, oder – noch besser – Supermärkten überhaupt zu verbieten, Essen wegzuwerfen, damit die Lebensmittel anderweitig zu verwendet werden. Ab April haben wir gefordert, dass die Bundesregierung den – wie der UN-Generalsekretär António Guterres es formulierte – „fossilen Wahnsinn“ beendet, indem wir zum Beispiel Öl sparen, statt neue Ölquellen zu suchen. Im Frühjahr hatte die Regierung geplant in der Nordsee nach Öl zu bohren, was angesichts des klima-ökologischen Kollaps, auf den wir zusteuern, Wahnsinn ist. Mit dieser Forderung hatten wir auch tatsächlich Erfolg gehabt. In einem WDR-Bericht im Juli hieß es, dass die Bundesregierung tatsächlich nicht mehr plant, nach weiterem Öl zu bohren.

Glauben Sie wirklich, dass es auf Sie zurückzuführen ist, dass die Bundesregierung diese Pläne nun auf Eis gelegt haben soll?

Wallstein: Da hat sich die Bundesregierung nicht geäußert. Es ist aus ihrer Perspektive nachvollziehbar, nicht öffentlich zu verkünden, dass die Entscheidung unseretwegen getroffen wurde. Ob es wegen der Letzten Generation oder aus anderen Gründen passiert ist – wichtig ist, dass die Bundesregierung das Bohren nach Öl nicht weiterverfolgt und beginnt ein Bewusstsein für die Notlage zu bekommen, in der wir uns befinden.

Im Herbst sind weitere Aktionen geplant. Gehen Sie davon aus, dass die Politik darauf eingehen wird?

Wallstein: Ja, davon gehe ich aus. Wir haben das schon im Januar und Februar gesehen, als eine verhältnismäßig kleine Zahl von Menschen auf den Straßen Berlins demonstriert hat. Schon zu diesem Zeitpunkt ist die Politik auf uns eingegangen. Wir hatten Gespräche mit den ernährungspolitischen Vertreterinnen und Vertretern der Regierungsfraktionen im Bundestag und inhaltliche Gespräche mit Politikern. Dass allerdings Politiker auch mit Ablehnung auf uns reagieren, ist verständlich, weil wir sie mit unseren Protesten ja mit ihrem eigenen Versagen konfrontieren.

Zur Person: Maximilian Wallstein, 31, stammt aus Oberstdorf. Er engagiert sich seit Jahren für den Klimaschutz, erst bei Fridays for Future und Extinction Rebellion und nun auch bei Letzte Generation. Er ist Sprecher dieser Klimaschutzbewegung in Südbayern.

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