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Salzburger Festspiele
29.07.2022

Theaterschwindelei in Schnitzlers Namen

Sibylle Canonica (von links), Urs Peter Halter, Lena Schwarz und Matthias Neukirch in "Reigen" nach Arthur Schnitzler.
Foto: Lucie Jansch, Salzburger Festspiele

Die Salzburger Festspiele bringen eine Neubearbeitung von „Reigen“ auf die Bühne. Zehn Autoren haben die zehn Szenen neu interpretiert.

Seinerzeit war dieses Stück so etwas wie der Inbegriff eines Skandals – zu Beginn mit dem Erscheinen des Werks 1903, und 1920 dann bei der Uraufführung in Berlin noch viel mehr. Arthur Schnitzlers „Reigen“ stellte die sexuelle Doppelmoral der Gesellschaft um 1900 bloß. Das Geschrei, der Tumult, die harsche Ablehnung von Teilen der Gesellschaft stand damals schon in krassem Gegensatz zur Feinheit, mit der Schnitzler die Widersprüchlichkeit des menschlichen Liebeslebens festhielt. In seinem „Reigen“ ergründete Schnitzler nicht nur die Psyche des Menschen, der sich das Fremdgehen schönredete, sondern schuf gleichzeitig auch noch ein Sittenbild seiner Zeit, in dem er den sexuellen „Reigen“ quer durch alle Schichten hindurch tanzen ließ.

Nun steht „Reigen“ auch auf dem Spielplan der Salzburger Festspiele, allerdings mit einem entscheidenden Zusatz versehen, dem Wort „Nach“. In diesem Fall bedeutet „Nach“, dass zehn Autoren – Lydia Haider, Sofi Oksanen, Leila Slimani, Sharon Dodua Otoo, Leif Randt, Mikhail Durnenkov, Hengameh Yaghoobifarah, Kata Wéber, Jonas Hassen Khemiri und Lukas Bärfuss – sich daran gemacht haben, jeweils eine der zehn Szenen neu zu verfassen.

Schon im März gab es Aufregung um den "Reigen" der Salzburger Festspiele

Letzterer, Lukas Bärfuss, hat schon vor den Salzburger Festspielen gemeinsam mit Regisseurin Yana Ross einen Prolog vor die „Reigen“-Inszenierung gesetzt. Beide hatten im März dieses Jahres den Salzburger Festspielen um die Ohren gehauen, sich von dem Schweizer Bergbaukonzern Solway sponsern zu lassen, einem Unternehmen, das in Guatemala Nickel abbaut und wegen Umweltverschmutzung, Korruption und Einschüchterung der Presse in der Kritik steht. Beide forderten die Salzburger Festspiele auf, dieses - so die Künstler - „toxische Sponsoring“ zu beenden.

Nach eingehender Untersuchung beendeten die Salzburger Festspiele Anfang Juli tatsächlich die Zusammenarbeit mit dem Bergbauunternehmen. Im Interview mit unserer Zeitung machte Intendant Markus Hinterhäuser klar, dass Sponsoring, das toxisch sei, für die Festspiele inakzeptabel wäre. Im selben Gespräch kritisierte der Intendant allerdings auch Ross und Bärfuss: „Da ist für mich jede Peinlichkeit überschritten“, sagte er.

"Reigen" zählt nicht zu den stärkeren Abenden des Festspiel-Sommers

War Hinterhäuser deshalb bei der ausverkauften Premiere in der Szene in Salzburg nicht zu sehen? Oder hatte er geahnt, dass dieser Abend nicht zu den stärkeren dieses Festspiel-Sommers gehören würde? Denn was zu befürchten war, bewahrheitete sich. Die zehn Autorinnen und Autoren hatten sich nicht die Mühe gemacht, ihre Teile zu verweben. Schnitzlers kunstvolles Gewebe lösten sie in zehn für sich stehende Szenen auf. Ist ja auch einfacher, praktischer und am Ende kann man sagen, dass die Gesellschaft heute viel stärker zersplittert ist als zu Schnitzlers Zeiten. Mittlerweile lebt jeder auf seiner eigenen Insel.

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Auch wenn die Regisseurin Yana Ross viel dafür getan hat, Brücken zwischen den einzelnen Schnitzler-Fortschreibungen zu errichten, sie alles in einem Restaurant-Ambiente spielen ließ: Als das Ensemble zwischen den Szenen zu tanzen beginnt, Abfolgen wie aus dem Anfängerkurs für Ausdruckstanz, kommt das einer Bankrott-Erklärung gleich: Schnitzlers „Reigen“ wird aufs Allerwörtlichste als Tanz gedeutet.

Dass sich der Abend erst einmal steigert, liegt daran, dass der Auftakt Spielraum nach oben lässt. Den fast unverständlichen Kunstdialekt, in dem sich Soldat und Dirne über Armee und Sex unterhalten, mag man noch hinnehmen. Dass der Soldat sich mit seiner Glock-Pistole später selbst befriedigt, nicht mehr. Und das nicht, weil da Schamgrenzen überschritten werden sollen, sondern weil es im Vergleich zu Schnitzler dermaßen plump und krawallig daherkommt.

Mitten in der Bearbeitung zeigt sich, was möglich gewesen wäre

Was mit dem Ensemble des Schauspielhauses Zürich möglich gewesen wäre, zeigt sich mittendrin in den Bearbeitungen von Sharon Dodua Otoo und Leif Randt. Erst ist es der Ausbruch einer 40-Jährigen aus dem Ehe- und Muttergefängnis. Dem Wüten ihrer Figur schiebt Schauspielerin Lena Schwarz auch eine sexuelle Ebene unter, ein Meisterstück der Spielkunst und gleichzeitig auf der Höhe des Schnitzler-Originals. Danach tritt ein Paar auf die Bühne, das sich am Hochzeitstag bestätigen will, besser und anders als alle anderen zu sein, dann aber doch immer wieder aneinander vorbei spricht. Hier geht der Zauber mehr von Randts Dialog aus, den Yodit Tarikwa und Matthias Neukirch beiläufig und pathosfrei auf die Bühne bringen. Grandios verstärkt durch das Zwischenspiel danach, die Kellnerin, die den Restauranttisch abräumt, einen Nachtisch entdeckt und ihm nicht widerstehen kann, Glückseligkeit im Gesicht.

Dann allerdings geht’s wieder in die andere Richtung. Das über Videoeinspielung eingeblendete Gespräch eines russischen Sohns mit seiner russischen Mutter über die aktuelle Lage in Russland macht wie so viele Nachrichten rund um den Ukrainekrieg zwar betroffen, wirkt aber wie ein Fremdkörper. Wenn dann die Dichterin und das süße Mädchen nur für eine Nacht, aber nicht als Paar zueinanderfinden, im Anschluss die Schauspielerin und der Regisseur sich als Paar über der Frage entzweien, dass Figuren jetzt authentisch besetzt werden, es später um schmutziges Sponsoring-Geld zwischen Schauspielerin und Förderer geht und zum Schluss Lukas Bärfuss seine Szene vollkommen verrätselt, um mit einer Gebrauchsanleitung für Glock-Pistolen zu beenden, dreht das Theater, von zehn Autorinnen und Autoren befeuert, zwar als Diskursmaschine auf Hochtouren, verliert aber Ziel und Publikum.

Zu spüren im Schlussapplaus, den das Publikum eines Schnitzlers würdig gibt: äußerst verhalten, aber kein einziger Buhruf. Denn an den Schnitzer-Skandal konnte der Nach-„Reigen“ bei weitem nicht anknüpfen. Diese durchwachsene Premiere lockte mit dem großen Theaternamen seine Zuschauerinnen und Zuschauer, ließ dann aber eine zehnköpfige Covercrew zum Zug kommen, die ausschließlich Eigenes präsentierte – ein Etikettenschwindel also.

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