Apokalyptisch: Das Staatstheater spielt "Das Ende der Schöpfung"
Plus Das Staatstheater Augsburg spießt Haydns „Die Schöpfung“ auf. Intendant André Bücker huldigt dem Oratorium – fügt aber ein Kapitel der Vernichtung an.
Als der allerletzte Tag dieser Welt untergegangen ist, als auf der Bühne im Martini-Park also tatsächlich das „Ende der Schöpfung“ und die letzte Seite der Partitur erreicht ist – da tanzt der Tod einen Kehraus. Wie barock, wie morbid, wie plakativ: Eine grazile, weibliche Gottgestalt, die zuvor noch als wortloser Geist durch die Bühnenhandlung gestrichen war, schnappt sich jetzt ein Gerippe. Sie hievt und schleppt die graue Knochenpuppe. Gott wiegt den Tod in seinen Armen. Und so tanzen sie, Schöpferin und Zerstörer, durch eine verkohlten Bühnen-Szenerie wie Wüste und Krieg – schwarze Boxen als Trümmer, dazu ein Welten-Abgesang mit Opernchor in düsterer Lackkluft. Dabei hatte dieser Theater-Abend doch mit Licht und Leben begonnen, mit Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“? Warum kippt diese Weltentstehungsgeschichte in den letzten dreißig Minuten ins Unglück – und darf man das Haydn antun?
André Bücker knöpft sich Haydns Schöpfung vor
Dieses szenische Oratorium „Das Ende der Schöpfung“ hat Intendant André Bücker am Staatstheater entwickelt. Dabei gabelt er das Publikum mitten in der existenziellen Patsche auf: Klima, Krieg und Seuche, die Menschheit steckt in einer Klemme zwischen Schöpfung und Zerstörung. Aber, war das nicht schon immer so: Einerseits Neues schöpfen und in die Welt setzen – andererseits niederreißen und zerstören; lässt sich das überhaupt sauber trennen? Steckt in jedem Neuen nicht auch der Zeitzünder für neues Verhängnis? Dieses dicke, mutige, potenziell lebenserschöpfende Päckchen an philosophischen Fragen lädt sich das Staatstheater auf. Bücker ruft dafür alle Sparten auf den Plan, von Schauspiel bis Chor. Ihnen gelingt ein Gesamtkunstwerk.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Da kriegt man ja schon beim Lesen der Premier-Besprechung eine Gänsehaut...