Die neue Folkmusik mit Melancholie
Balloon Pilot präsentieren einen feinen, akustischen Indie-Pop. Das erinnert an Simon und Garfunkel.
Indie-Pop-Konzert im Landsberger Stadttheater: Balloon Pilot ist eine junge Band, die für den heutigen Folkmusikstil steht. Der Konzertbesucher um die 50 oder 60 freut sich - er erkennt den Sound, der die Basis des Ganzen ist. Irgendwie klingen immer wieder Simon and Garfunkel an.
Doch die Melancholie, die das Wesen dieser Musik ist, ist eine der heutigen Zeit. Wehmut klingt an, auch schmerzliche Resignation, ein trotziges Entgegenhalten von Sensibilität gegen eine brutale Zeit, in dem klaren Bewusstsein, dass diese Feinheit leicht überrollt werden kann.
Balloon Pilot, das sind an diesem Abend (es gibt insgesamt fünf Besetzungen) Christian Radojewski an E-Gitarre und Sounds, Jacob Foord an Bass und Backing Vocals, Peter Gall an den Drums, Tobias Koark-Haberl an E-Piano und Korg-Synthesizer sowie Backing Vocals; sie alle scharen sich um Frontmann Matze Brustmann, der wie ein Folksänger der 1970er-Jahre mit seiner Gitarre dasteht und singt. Und so ist die Band auch eine dezente Unterstützung für den eigentlichen Simon-and-Garfunkel-Sound, sie verstärkt durch den fein abgestimmten Einsatz von elektronischen Mitteln den akustischen Grundklang. Die Songs werden damit komplexer, kreativer, dürfen sich auch mal in lange Instrumentalpassagen hineinsteigern, die dann richtig laut werden. Besonders schön an der Musik von Balloon Pilot sind die Melodien, die Leadsänger Matze Brustmann mit seiner Folksängerstimme singt, und die von Tobias Koark-Haberl und Jacob Foord so wunderschön mit zarten Falsettstimmen harmonisiert werden. Heraus kommt eine zurückhaltende, sich zurücknehmende Musik, eine nur für die Leute, die hinhören wollen. Getragen von Brustmanns akustischer Gitarre und den weich fließenden Gesangsstimmen des Trios Brustmann/Foord/Koark-Haberl, bereichert durch das harmonische Zuspiel von Peter Galls Drums, Jacob Foords Bass, von sanft einfließenden elektronischen Sounds von Christian Radojewski und Tobias Koark-Haberl.
Der Auftritt der Band wirkte insgesamt noch etwas unbeholfen (nicht die Musik, die Arrangements waren perfekt), die Ansagen eher unvorbereitet, aber das hatte mit der Zeit auch etwas irgendwie Amüsantes und Sympathisches und passte gut zur Musik und den Musikern. Dieses Selbstgemachte, Improvisierte. Das eher handverlesene Publikum (es füllte etwa zwei Drittel des Parketts) nahm das mit Gelassenheit, und als Matze Brustmann auch noch eine Gitarrensaite riss und er deshalb immer wieder Instrumente umstimmen musste, war das wie ein gemeinsamer Running Gag für Musiker und Publikum. Drei Zugaben wollte Letzteres am Schluss noch, und am Ende hatte die Band keine Stücke mehr. Dann spielte Brustmann eben noch eines von Paul Simon. „Mein Gitarrenlehrer“, sagt der Sänger. Aha. Also doch.
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