474 Unterschriften „pro Abriss“
Hitzige Diskussionen bei Infoveranstaltung. Amt für Denkmalpflege soll entscheiden
Kaufering Gerät der „Schmitterbauerhof“ in Kaufering-Dorf zum Zankapfel zwischen den Parteien oder sogar zwischen den beiden Ortsteilen? Bei der Informationsveranstaltung am Freitagabend im Brückenwirt lieferten sich Befürworter und Gegner bei der Frage „Sanierung oder Abriss des Gebäudes?“ heftige Wortgefechte.
Kaum hatte Marktgemeinderätin Rosina Heinle an Bürgermeister Dr. Klaus Bühler die Listen mit 474 Unterschriften „pro Abriss“ übergeben, diktierten laute Verbalattacken den weiteren Verlauf. Doch nach einer Stunde musste man sich mit dem Einwand von Bühler zufriedengeben, dass darüber erst einmal das Amt für Denkmalpflege zu befinden habe. Seine Begründung: „Untersuchungen haben ergeben, dass der Dachstuhl aus der Zeit um 1780 einen tadellosem Zustand aufweist.“ Gleiches gelte für das bereits um 1670 errichtete Mauerwerk.
Ortsbildprägendes Gebäude
Angesichts solcher Feststellungen sei es die Pflicht der Marktgemeinde, diese Daten an das Amt für Denkmalpflege zu melden. Bühler hatte davor bereits zu den Befürworter des Gebäudeabrisses geesagt, dass das Leitbild der Dorferneuerung das Bewahren und die Weiterentwicklung einer ortsbezogenen Baustruktur ebenso beinhalte, wie der Erhalt und die Belebung ehemaliger Gebäude. Und der Konzeptplan für die Dorferneuerung in Kaufering-Dorf habe das Anwesen Schmitterbauer als „ortsbildprägendes Gebäude“ ausdrücklich beinhaltet. Ein Argument, das Gemeinderat Hans Koch der Versammlung bestätigte.
Aus dem Archiv
Mit Fotos und Zahlen aus dem Bayerischen Staatsarchiv konnte Koch nachweisen, dass bereits am Ende des 30-jährigen Krieges 1648 ein Josef Diringer dieses Anwesen erworben habe. Und nach einem Eintrag im Steuerbuch aus dieser Zeit sei belegt, dass dieses Haus 1671 neu gebaut wurde. Nach dem Vortrag der Historie dieses im Ortskern befindlichen ehemaligen Bauernhofes bis in die Gegenwart, plädierte Koch genauso wie nach ihm Ratskollegin Gabriele Triebel „das Anwesen unbedingt zu erhalten“. Koch: „Denn nur über den Erhalt von alten Gebäuden wird auch der Charakter des Dorfes erhalten“.
Davon unbeeindruckt zeigten sich die Abrissbefürworter. Sie belegten die Wortmeldungen aus ihren Reihen immer wieder mit Beifall, quittierten aber die Argumente der anderen Seite mit Lachen. Dass indes nicht alle Bewohner der Leonhardistraße für den Abriss eintreten, belegte bereits zu Beginn der Veranstaltung ein übergebenes Schriftstück von Harald Klussmann, der an der Leonhardistraße wohnt. Er bekundete darin wörtlich: „Ein Abriss zerstört die Tradition dieses Orts, nimmt ihm seine Seele. Der Schmitterbauer und der neu erstrahlende Rösslewirt bilden mit dem auf dem Berg stehenden Kirchengebäude ein unverwechselbares, eindrucksvolles Ensemble, eine bildliche Einheit.“ Auf Nachfrage vertrat Johann Raps junior als Vorsitzender des Dorfvereins die Meinung, dass erstmal der vom Marktgemeinderat gebildete Ausschuss mit Vertretern des Dorfvereins die Chance bekommen sollte, die aufgetragenen Aufgaben wahrzunehmen.
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